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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 8
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NEUE BÜCHER

LITERATUR ZUR OSTASIATISCHEN KUNST

BESPROCHEN VON
OTTO FISCHER

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i.Julius Kurth: Der japanische Holzschnitt. Mün-
chen 1911. R. Piper u. Co. Geb. M. 3.—.

2. Friedrich Succo: Utagawa Toyokuni und seine
Zeit. München 1913. R. Piper u. Co. Geh. 22.—,
Geb. M. 25.-.

3. Oskar Münsterberg: Chinesische Kunstgeschichte.
Bd. II. Esslingen 1912. Paul Neff Verlag. Geh. M. 28.-,
geb. M. 32.-.

4. Ernest F. Fenollosa: Ursprung und Entwicklung
der chinesischen und japanischen Kunst. Übertragen
von Fr. Mücke, durchgesehen und bearbeitet von Shin-
kichi Hara. 2 Bände Leipzig 1913. Karl W. Hierse-
mann. Geb. M. 40.—.

;. Curt Glaser: Die Kunst Ostasiens. Leipzig im
Inselverlag 1913. Geh. M. 8.yo, geb. M. 10.—.

6. Ernst Boerschmann: Die Baukunst und religiöse
Kultur der Chinesen. Band I. P'u td shan. Berlin 1911.
Georg Reimer. Geh. M. 30.--, geb. M. 35'.—. Band IL
Gedächtnistempel. Ebenda 1914. Geh. M. 36.—. geb.
M. 42.-.

7. Meisterwerke chinesischer und japanischer Kunst.
Sammlung Fuchs. Geleitwort von Otto Kümmel. Stutt-
gart o. J. Wilhelm Meyer, Ilschen. M. 30.—.

8. Zeichnungen nach Wu Tao-tse aus der Götter-
und Sagenwelt Chinas. Herausgegeben von R. F. Martin.
München, F. Bruckmann A. G. 1913. M. 250.—

9. Ostasiatische Zeitschrift. Beiträge zur Kenntnis
der Kunst und Kultur des fernen Ostens. Herausgeber
Otto Kümmel und William Cohn. Berlin, Oesterheld
u. Co. Jahrgang M. 30.—, Einzelheft M. 8.—.

Das Interesse an der Kunst des ostasiatischen Kultur-
kreises ist offenbar im Wachsen begriffen. Die Gründe
sind vielfach, aber für sie alle steht der eine Grund, dass
hier eine ungeahnte Kunstwelt sich auftut, die an Grösse
der Formung, an Tiefe des Gehalts, an Reichtum der
Äusserungen und an innerer Einheit Unerschöpftes zu
geben hat, ein anders bedingtes, aber gleichwertiges
GegenbildunserergesamteneuropäischenKunsttradition.
Dass hierfür ein Gefühl und die Einsicht zunimmt, dafür
legt auch in Deutschland eine anwachsende Literatur
auf diesen Gebieten Zeugnis ab. Für alle, die nicht
selber mitten in der Beschäftigung mit den indischen,
chinesischen, japanischen Kunstdingen stecken, ist es
schwer, unter den neu erscheinenden Schriften eine
Wahl und ein Urteil zu finden. So mag es manchen er-
wünscht sein, wenn eine Übersicht über die wichtigsten
neueren Werke einen Hinweis auf den Inhalt und die
Betrachtungsweise jedes einzelnen und zugleich einen

Standpunkt zu ihrer Bewertung geben soll. Ich möchte
auf das Unzulängliche ebenso wie auf das Lobenswerte
dieser Versuche nach bestem Gewissen hinweisen dürfen.

Woldemar von Seidlitz hat das große Verdienst, die
erste Geschichte des japanischen Farbenholzschnittes mit
wahrem Verständnis geschrieben zu haben. Es musste
das Schicksal dieses Werkes sein, dass es vor den neueren
und eindringenderen Forschungen in vielen einzelnen
Punkten berichtigt und überholt wurde. Vor allem ist
es die Arbeit Julius Kurths, die hier unsere Kenntnisse
ausserordentlich gefördert hat. Seine wertvollen Mono-
graphien des Harunobu, des Utamaro und des Sharaku
sind hier bereits früher angezeigt worden. Von ihm ist
nun auch in einem gut illustrierten Büchlein eine knapp
orientierende Übersicht über die ganze Entwicklung des
Holzschnitts erschienen. Da zugleich eine Tafel der
wichtigsten Künstlersignaturen beigegeben ist, so wurde
damit ein erwünschtes Handbuch vor allem für den
Sammler geschaffen. Das Büchlein enthält auch viele
interessante Einzelresultate in den Fragen der Datierung
und der Identifizierung umstrittener Meister und Werke.
Wer allerdings eine Einführung in das Wesen dieser
Kunst und einen Massstab für ihre Bewertung sucht,
wird auch heute noch eher bei Seidlitz auf seine Rech-
nung kommen.

Aus der Vorliebe des Sammlers mehr als aus dem
Bedürfnis des Kunsthistorikers scheint Friedrich Succos
umfangreiche Monographie über Toyokuni erwachsen
zu sein. So erklärt es sich, dass hier eine ganz ausser-
ordentlich gediegene und aufschlussreiche Arbeit über
einen Meister entstanden ist, der durchaus nicht zu den
Grössten, sondern nur zu den geschmackvollen Nach-
empfindern seines Fachs zu rechnen ist. Dem speziellen
Liebhaber des japanischen Farbenholzschnitts kann diese
Arbeit nicht genug empfohlen werden. Aber es muss
doch auch gesagt sein, dass bedeutendere Aufgaben als
diese noch der Lösung harren, dass wir zum Beispiel über
den wahrhaft monumentalen Vater dieser ganzen Kunst
über Moronobu, noch nicht den ersten Versuch einer
Monographie besitzen. Von dem wesentlich älteren und
lebensvolleren chinesischen Farbenholzschnitt zu schwei-
gen. Und es muss endlich auch hier wieder daran er-
innert werden, dass der gebildete Ostasiate dieses ganze
Gebiet einer reproduzierenden Graphik den Werken
der hohen Kunst niemals gleichgestellt hat. Da uns diese
heute zugänglich wird, so bekräftigt sich auch für uns
dieses Urteil.

Schon der erste Band der chinesischen Kunstge-

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