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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 5
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Glaser, Curt: Ein Museum ostasiatischer Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0324

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EDVARD MUNCH, ENTWURF ZU EINEM DEKORATIVEN FRIES

AUSGESTELLT BEI FKITZ GURLITT, BERLIN

EIN MUSEUM OSTASIATISCHER KUNST

'

Von zwei Sammlungen chinesischer Kunst war kürz-
lich an dieser Stelle die Rede. Heut soll von einem
Museum berichtet werden, das das gesamte Gebiet der
ostasiatischen Kunst umfassen will, die drei Länder China,
Korea und Japan und alle Zweige von Malerei und Plastik
bis zum Kunstgewerbe. Es war kein kleines Unterfangen,
sich diese Aufgabe zu stellen, und es war es um so we-
niger, als ein einzelner sie versuchte, und als er seine
Thätigkeit zu einer Zeit begann, zu der ein Überblick
über das Gebiet noch ungleich schwerer zu gewinnen
war, als heut. Mit der Übernahme der Sammlungen
und dem Bau eines eigenen Hauses hat die Stadt Köln
Adolf Fischers Werk zu einer öffentlichen Angelegen-
heit gemacht. Aus einer privaten Sammlung ist ein
Museum geworden. Und das war um so eher mög-
lich, als von vornherein die Sammlungen im Hinblick
auf dieses Endziel angelegt worden waren.

Das will heissen, dass ein Grad der Vollständigkeit
angestrebt war, wie ihn eine Privatsammlung sich selten
zur Aufgabe machen wird. Alle Materialien und alle
Kunstzweige sollten vertreten sein, um einen Überblick
über das ganze, weite Gebiet zu geben. Man spürt
nirgends die besondere Liebhaberei individueller Nei-
gungen, sondern ein gleichmässiges Interesse ist allen
Teilen der Sammlung zugewendet. Das hat Vorzüge
und Nachteile, Vorzüge für den lehrhaften Zweck, den
jedes öffentliche Museum nebenher verfolgt, Nachteile,
weil nirgends das Temperament eines leidenschaftlichen
Sammlers den Rahmen sprengte und das Aussergewöhn-
liche suchte.

Dem Charakter der Sammlung entspricht der Rah-
men, den ihr Schöpfer ihr gegeben hat. Alles ist mit der
gleichen Liebe und Sorgfalt behandelt. Es giebt hier
keine Tribuna für das beste und keine Studiensammlung

für ein ergänzendes Material. Jedes Stück hat gleichen
Rang, und jedes will gleichermassen beachtet sein.
Auch das ist gewiss einideal, und doch nicht das höchste,
so lange es nicht möglich ist, für ein solches Gleichmass
ein zureichendes Durchschnittsniveau zu gewinnen.
Nicht leicht wird eine noch junge Sammlung auf einem
so schwer zu begehenden Gebiete wie dem der ostasia-
tischen Kunst einem solchen Ideal sich nähern. Nirgend-
wo sonst hüten die Sammler so eifersüchtig ihre Schätze.
Und die feinen Unterschiedsgrade von Original und Wie-
derholungen aller Art gestatten es, manchen Eindringling
für lange Zeit mit Surrogaten zu befriedigen. Auch die
mannigfaltigen, vom legalen sich entfernenden Wege,
die der passionierte Sammler nicht immer scheut, wer-
den um so schwerer gangbar, je mehr der Aussenstehende
durch bequem zugängliche Publikationen in die Lage
versetzt wird, sie wirklich mit Erfolg zu nutzen. Dass
hier ein Zusammenhang vorliegt, dass die gleichen Ver-
öffentlichungen auch massgebenden Behörden neue
Handhaben geben, ist leicht zu verstehen.

Fischer begann seine Sammlungen zu einer Zeit, als
die Verhältnisse noch ungleich günstiger lagen als heut.
Fenollosa war von allen Ausländern der einzige, der
schon in früher Zeit den sicheren GrifF that, und Boston
verdankt ihm die ausserhalb Japans einzig dastehende
Sammlung. Auch Fischers Abteilung für buddhistische
Kunst reicht wohl in ihren Anfängen weiter zurück als
andere Teile seines Museums.

Vielleicht ist in der Vorliebe, die er hier bewies,
jener persönliche Zug, den man sonst in dem Museum
vermissen kann, das doch das Werk eines einzelnen
oder zweier ist, denn auch der Gattin Adolf Fischers
gebührt ihr Teil. Und beide haben gemeinsam mit dem
Wiener Architekten Dr. Joseph Frank, dessen Leistung

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