Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914
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Heft 4
DOI Artikel:Denis, Maurice: Cézanne, [1]
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PAUL CEZANNE, STILLEBEN MIT PASTETE
PHOTOGRAPHIE VOLLARD
CEZANNE
VON
MAURICE DENIS
Etwas wie ein Widerspruch steckt im Ruhm
Cezannes; diesen auseinanderzusetzen ist nicht
leichter als Cezanne selbst zu erklären. Der Fall
Cezanne scheidet die Leute unmittelbar in zwei
Lager; hier stehen die, welche die Malerei grad-
heraus lieben, dort die andern, welche der eigentlichen
Malerei das angenehme Beiwerk — literarisches oder
anderes — vorziehen. Ich weiss ja, man glaubt unter
allen Umständen, Malerei zu lieben. Der Streit hier-
über wird nicht mehr mit dem leidenschaftlichen
Ernst wie früher geführt. Snobismus und Spekulation
zogen das Publikum in das Gezänk der Maler und
es nimmt daran der Mode oder dem Interesse gemäss
Teil. Dies Publikum war durch die Kritik und die
Händler geschickt abgerichtet und so konnte, An-
feindungen zum trotz, die Apotheose eines grossen
Künstlers gelingen, der selbst für die, die ihn am
stärksten lieben, ein schwieriger Künstler bleibt. —
Niemals hörte ich einen Bewunderer Cezannes,
der mir klare und genaue Gründe seiner Bewun-
derung anführen konnte; selbst bei den Künstlern
ist dies selten der Fall, bei denen, die am un-
mittelbarsten Cezannes Kunst verspüren. Ich ver-
nahm Worte wie Qualität, Geschmack, Wich-
tigkeit, Interesse, Klassizismus, Schönheit, Stil . . .
Von Delacroix oder Monet kann man in kurzen
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PAUL CEZANNE, STILLEBEN MIT PASTETE
PHOTOGRAPHIE VOLLARD
CEZANNE
VON
MAURICE DENIS
Etwas wie ein Widerspruch steckt im Ruhm
Cezannes; diesen auseinanderzusetzen ist nicht
leichter als Cezanne selbst zu erklären. Der Fall
Cezanne scheidet die Leute unmittelbar in zwei
Lager; hier stehen die, welche die Malerei grad-
heraus lieben, dort die andern, welche der eigentlichen
Malerei das angenehme Beiwerk — literarisches oder
anderes — vorziehen. Ich weiss ja, man glaubt unter
allen Umständen, Malerei zu lieben. Der Streit hier-
über wird nicht mehr mit dem leidenschaftlichen
Ernst wie früher geführt. Snobismus und Spekulation
zogen das Publikum in das Gezänk der Maler und
es nimmt daran der Mode oder dem Interesse gemäss
Teil. Dies Publikum war durch die Kritik und die
Händler geschickt abgerichtet und so konnte, An-
feindungen zum trotz, die Apotheose eines grossen
Künstlers gelingen, der selbst für die, die ihn am
stärksten lieben, ein schwieriger Künstler bleibt. —
Niemals hörte ich einen Bewunderer Cezannes,
der mir klare und genaue Gründe seiner Bewun-
derung anführen konnte; selbst bei den Künstlern
ist dies selten der Fall, bei denen, die am un-
mittelbarsten Cezannes Kunst verspüren. Ich ver-
nahm Worte wie Qualität, Geschmack, Wich-
tigkeit, Interesse, Klassizismus, Schönheit, Stil . . .
Von Delacroix oder Monet kann man in kurzen
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