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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 12.1914

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Heft 4
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Kunstausstellungen
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4753#0270

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Holzstatuen repräsentiert sind, finden sich in mehreren
Exemplaren in Perzyriskis Sammlung. Die ostasiatische
Plastik hat nie Edleres geschaffen als die Kwannonstatuen
dieses ältesten Typus. Er wurde nur zierlicher und
äusserlich reicher in der Folge, aber er verlor seine stil-
voll plastische Haltung.

In Griechenland verfolgt man leicht, wie aus dem
gebundenen Apollotypus des sechsten Jahrhunderts die
porträthafte Menschendarstellung im Verlaufe des fünf-
ten und vierten Jahrhunderts sich entwickelt. In China
steht man wieder vor dem fertigen Typus. Es ist nicht
schwer, zu glauben, dass die Überlebensgrossen glasierten
Tonfiguren der Lohan, von denen im vorigen Jahre die
ersten bekannt wurden, schon der T'ang-Zeit ihren Ur-
sprung verdanken. Man braucht nur an die erschreckend
lebenswahrenPriesterporträts in Japan zu denken, wie das
Lackbild des Priesters Gien im Okadera, das dem achten
Jahrhundert angehört. Aber Zwischenglieder fehlen.
Und wenn nicht das Material wäre, nicht überdies eine
Inschrift aus dem Anfang des sechzehnten Jahrhunderts,
die schon von einer Restaurierung spricht, so würde
man unbedenklich um fünf Jahrhunderte hinuntergehen.
Eine kleine Zahl dieser Jünger des Buddha hat in den
Höhlen von Ichou die Stürme der Jahrhunderte über-
dauert, um heut von europäischem Sammeleifer mehr
als je bedroht zu sein. Man kann es in dem Aufsatze,
den Perzyriski in der Neuen Rundschau (Oktoberheft)

veröffentlichte, nachlesen, wie man „Jagd auf Götter"
macht. Die Ausbeute steht nun hier. Ein ganzer Lohan
und der Torso eines zweiten. Stumme Zeugen einer
grossen Vergangenheit, einer technischen Meisterschaft,
die immer wieder in Erstaunen setzt.

Noch haben wir zur chinesischen Plastik kein anderes
Verhältnis als das des Amateurs. Wir geniessen, aber
wir begreifen nicht. Alles ist rätselvoll, und wird es
bleiben, solange nicht die Quellen dieses Stromes ent-
deckt sind. Dann auch wird man erst zu entscheiden
haben, wie weit überhaupt die buddhistische Skulptur
Chinas und Japans ein Kapitel ostasiatischer Kunst ist.
Bisher erscheint sie aus dem Zusammenhang gelöst, eine
Provinz der in Indien entstandenen buddhistischenKunst
überhaupt und darum ostasiatischer Kunst nur in einem
bedingten Sinne zuzuzählen, so wie die deutsche Kunst
historisch nicht mehr ohne die aus der italienischen
Renaissance übernommenen Elemente denkbar ist, deren
Formen aber niemals aus den Voraussetzungen des
deutschen Bodens zu erklären sind. Und wer den
Umkreis nordischen Kunstgeistes abzustecken unter-
nimmt, wird Gebiete vernachlässigen müssen, die dem
Historiker unerlässlich sind. So in Ostasien. Aber das
hindert nicht, dass die buddhistische Skulptur hier einige
ihrer feinsten Blüten zeitigte, und wir geniessen ihren
Duft vielleicht noch reiner, weil keine rationell fassbare
Entwicklungsgeschichte ihn beschwert. Curt Glaser.

UKTIONSNACHRICHTEN

PARIS
Bei George Petit wurde vom
1.-4. Dezember die Sammlung
Edouard Aynard unter reger Teil-
nahme versteigert. Es überwiegen
in dieser Bildersammlung die alten Gemälde. Unter
den Namen neuerer Künstler sind vor allem Delacroix,
Rousseau, Corot, Cazin, Ingres und Puvis de Chavannes
zu nennen. Delacroix brachte verhältnismässig gute
Preise. Zwei Zeichnungen, ein Pastell und ein Aquarell,
wurden mit 1620 und 3900 Frs. bezahlt. Eine Kopie
Delacroix', nach Raffael — von der Ingres, ohne den
Maler zu kennen, entzückt war — brachte 5^00 Frs.
Einen Puvis de Chavannes (Fischerfamilie) bezahlte
Bernheim sehr hoch mit 40000 Frs- Ein guter Fro-
mentin brachte 18000 Frs; ein Cazin 13000 Frs. Die
kleineren Arbeiten von Rousseau, Corot und Ingres er-
zielten keine nennenswerten Preise.

Auch für die älteren französischen Zeichnungen und
Pastelle gab es keine Phantasiepreise, doch wurden die
geforderten Summen durchweg überschritten. Die
Hauptsache waren die alten Meister, Sienesen und

Italiener. Für ein handgrosses Bild von Jean Malonel,
Madonna mit Kind, wurden 125: 000 Frs. bezahlt (Feral),
für ein Frauenporträt von Corneille de Lyon 27000 Frs.
Ein Fra Angelico brachte 109000 Frs. (Kleinbergerj und
die Predelle von Giovanni di Paolo den höchsten Preis
des Tages, 160000 Frs. (Kleinberger). Derselbe Händler
erwarb auch einen Mainardi für 38000 Frs. Zwei Bilder
von Filippo Lippi wurden mit 44000 und 44100 Frs.
bezahlt. Die Preise der übrigen italienischen Bilder
gingen nur wenig über die geforderten Summen hinaus.

Von den niederländischen Primitiven brachte ein
Hendrik met de Bles 11 000 Frs., ein fraglicher H. van
Eyck 13000 Frs. und eine Madonna aus der Brüsseler
Schule 31 000 Frs.

Die holländischen Meister waren nicht bedeutend.
Ein „Ecce homo" von Rembrandt erreichte mit Mühe
44000 Frs., eine grosse Grablegung nur 8200 Frs. Ein
mit joooo Frs. angesetzter Ruisdael ging mit 24000 Frs.
fort. Nur ein Frauenporträt von Jansen van Ceulen
wurde stark umworben und mit 18000 Frs. bezahlt.
Die Gesamtsumme für die 86 Nummern betrug
1 290 140 Frs.

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