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.11,1(1;
WALTER KLEMM, DROSCHKEN
WALTER KLEMM ALS MALER
VON
ANTON MAYER
Ein Teil des Kampfes, der sich heute, wie schon
oft, auf dem Gebiete der Malerei abspielt, ist
der Widerstreit zwischen Farbe und Linie, oder
zwischen körperhaftem und flächenhaftem Aus-
druck. Dieser Antagonismus ist ebenso selbst-
verständlich, wenn man die durch die psychischen
Qualitäten der Schaffenden bedingten Ausdrucks-
möglichkeiten in Betracht zieht, als schwer zu ver-
meiden, da eben selten in ein und demselben
schaffenden Individuum sowohl der Wunsch nach
körperhaftem wie flächenhaftem Ausdruck vor-
handen ist. Man darf nun hier nicht etwa den
Einwand machen, dass es ja Werke aus früherer
Zeit gäbe, die beides vereinigten; denn im allge-
meinen dominiert einer von beiden Faktoren ganz
unbedingt, und der andere ist dann nicht von sich
aus intuitiv entstanden, sondern aus dekorativen
oder intellektuellen Gründen hinzugekommen. Es
wäre nun die logische Schlussfolgcrung, aus der
Beilegung dieses Streites, das heisst in der Vereini-
gung von Linie und Farbe derselben Qualität der
Empfindung und des Ausdrucks eine Erlösung
für die Malerei aus ihren Wirrnissen zu erhoffen.
Und dies ist der Gesichtspunkt, von dem aus
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WALTER KLEMM, DROSCHKEN
WALTER KLEMM ALS MALER
VON
ANTON MAYER
Ein Teil des Kampfes, der sich heute, wie schon
oft, auf dem Gebiete der Malerei abspielt, ist
der Widerstreit zwischen Farbe und Linie, oder
zwischen körperhaftem und flächenhaftem Aus-
druck. Dieser Antagonismus ist ebenso selbst-
verständlich, wenn man die durch die psychischen
Qualitäten der Schaffenden bedingten Ausdrucks-
möglichkeiten in Betracht zieht, als schwer zu ver-
meiden, da eben selten in ein und demselben
schaffenden Individuum sowohl der Wunsch nach
körperhaftem wie flächenhaftem Ausdruck vor-
handen ist. Man darf nun hier nicht etwa den
Einwand machen, dass es ja Werke aus früherer
Zeit gäbe, die beides vereinigten; denn im allge-
meinen dominiert einer von beiden Faktoren ganz
unbedingt, und der andere ist dann nicht von sich
aus intuitiv entstanden, sondern aus dekorativen
oder intellektuellen Gründen hinzugekommen. Es
wäre nun die logische Schlussfolgcrung, aus der
Beilegung dieses Streites, das heisst in der Vereini-
gung von Linie und Farbe derselben Qualität der
Empfindung und des Ausdrucks eine Erlösung
für die Malerei aus ihren Wirrnissen zu erhoffen.
Und dies ist der Gesichtspunkt, von dem aus
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