Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe (12.1914)

JOH. BAPTIST SEELE, BILDNIS DER FAMILIE ZELLER

JOHANN BAPTIST SEELE

i 7 74— i 8 i 4

VON

HANS OTTO SCHALLER

Johann Baptist Seele wurde geboren im Jahre 1774 in
dem durch einen Meister des sechzehnten Jahrhun-
derts bekannten Städtchen Messkirch, also im katholi-
schen Schwaben, etwa da, wo Alb und Schwarzwald sich
begegnen. Damals war das Städtchen Fürstenbergisch,
jetzt gehört es zu Baden.

Wie in dem sechsjährigen Bürschlein der Trieb zum
Zeichnen sich entwickelte, wie er als Neunjähriger Lust
bekam mit Ölfarben zu malen (in der selbstsicheren
Überzeugung „man kann alles, wenn man nur will"),

* Für die bereitwillige Unterstützung meiner Studien sage
ich dem Königl. OberhofmarschaHamt zu Stuttgart und dem
Vorstand des dortigen Kupferstichkabinetts Dr. Willrich, der
Generalintendanz der Grossherzogl. Zivilliste in Karlsruhe und
insbesondere dem Kabinett des Fürsten von Fürstenberg sowie
dem Vorstand der Donaueschinger Kupferstichsammlung, Inspek-
tor Wagner, verbindlichen Dank.

wie er nach Donaueschingen und von dort auf Empfeh-
lung der regierenden Fürstin Maria Antonia nach Stutt-
gart an die hohe Karlsschule kam, wie wenig dem aus-
gelassenen Buben das strenge Regiment des Herzogs
Karl Eugen gefiel, wie er nach dem Vorbilde des Tirolers
J. A. Koch flüchten wollte, aber rechtzeitig eingekarzert
und schliesslich, da er glücklicherweise kein Untertan
des Herzogs war, wie ein Verbrecher zurücktransportiert
wurde, — dies alles hat er in einer überaus frisch und
reizvoll geschriebenenSelbstbiographie(die auch derDar-
stellung Wintterlins zugrunde liegt) mit kurzen leben-
digen Strichen geschildert.

Von 1792-1796 blieb er nun, von derFürstin freund-
lich gefördert, in Donaueschingen; seine Protektorin
hätte ihn gerne nach Italien geschickt, „wenn sie nicht
immer befürchtet hätte, seine Jugend und sein feuriges

»'idek '

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