Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
9

Supplemente

SO

zur
ALLGEMEINEN
LITERATUR- ZEITUNG
vom Jahre 1786.

Numero 2.


P AEDAGOCjIK.

Quedlinburg und Blankenburg, bey Ernst,
Beyträge etc. etc.
Beschlust des in Nro. i abgebrochenen Artikels.
Ko. 7- p.'n Stück Pädagogik aus der wirklichen
Welt, und zwar ein recht kernhaftes
und fruchtbares! Alles klare, sichere Ersahrung,
und schlichte, praktische Vernunft. Wie ein ganz
andrer Geift und Ton athmet doch in solchen Schrif-
ten, als in unsern hochssiegenden Theorieen aus
der Idealwelt. 0* unzähliche Mahle hat der Verf.
dem Rec., der auch nach gerade weiss, wie es in
unsern grossen össentlichen Schulen aussseht, das
Wort aus der Seele genommen ; und wenn es süss
ist, sich mit einem edlen Untersucher allgemeiner
Wahrheiten auf einem Wege zu begegnen, o! so
ist es vielleicht noch siisser, mit einem solchen
Manne und in einem solchen Fache bey einerley
Erfahrungen zulammen zu tresfen. Wenigstens ge-
währt es weehselseitigen Trost, wenn der Unmuth
über Mängel und Uebel, die man bey dem bellen
Willen nicht ausrotten kann , das leidende und
kämpsende Herz des treuen Schulmanns naget, zu
sehen und zu hören, dass dies das Loos eines je-
den wachsamen und eifrigen Jugendlehrers ist. Aber
zugleich treuen Rath und mächtige Ausmunterung
giebt so ein Buch, weil alles, alles darin anwend-
bar und lehrreich ifl. Der Verf. theilt unter 32
Rubriken in allerley Formen des Vortrags , -wo-
durch das Buch sehr anziehend wird , auch in ei-
ner männlichen, planen, aber doch edlen und kräf-
tigen Sprache, mit der Bündigkeit und Zuversicht,
die einem nur ost wiederholte Erfahrungen und
treues Wohlmeynen geben können, theils Schilde-
rungen mannichsaltiger Mängel in den Sitten und
der Denkart der erwachsenen Schuljugend , theils
Belehrungen zu ihrer Veredlung mit. Man hört
überall die Sprache des erfahrnen, freymüthigen
und weisen Schulvorltehers, der seiner Sache ge-
wiss ist. Eine dringende , herzliche Wärme für
seine Pflicht giebt dem allen noch ein erhöhteres
Interesse. Daher sscherlich jeder praktische Schul-
& L> Z> 1786, Supplementband,

mann , vornemlich an grossen Anwälten , seine
Sammlung mit dem grösstenund lehrreichflen Ver-
gnügen nicht nur selost lesen , sondern auch seinen
Schülern, deren das meiste darin ganz eigentlich
bestimmt ist, in die Hände geben wird. Sie ist,
wie Hr. M. auch selbst erkälrt, ein achter Pendant
zu Sattlers vortressichen Briefen eines Lehrers an
seine jungen Freunde. Man urtheile nur aus fol-
genden Ueberschriften: Ueber die wirkjämflen Mit-
tel, der Prerführung zu entgehen — E'erhaltungsre-
geln für einen Jüngling, der nach gen. Privil. nat,
die offentl. Schulen be/üchen will ~ das Schändlich-
fte aller Sfagendlafter — über die thörigte und lä-
cherliche Sucht der Schüler, das Betragen der Stu-
denten nachzuahmen,—etwas über die übereilten Ehe-
Versprechungen, (ein vorzüglich schönes Stück.)
Gegen das Duzen junger Leute scheint uns der Vs.
zu ausschweisend strenge zu seyn. So sehr er dar-
in Recht hat, dass es gemisbraucht wird, unter
jungen Leuten von sehr verschiedner Geburt und
Bestimmung vornemlich üble Folgen haben kann,
auch in derThatzu einer ächten und edelnFreund-
schaft nicht erforderlich ist, •— so ist doch nicht
zu leugnen , dass es unter edlen und zärtlichen
Freunden nicht nur sehr natürlich ist , sondern
auch in der That die Herzen noch näher bringet.
Unser gekittetes Sie ist doch im Grunde unschick-
lich und frostig! — Zuletzt theilt der Verf. eine
Schullitaney mit, die wir mit innigem Vergnügen
und grosser Rührung gelesen haben. Möchte der
glückliche Zeitpunkt doch nicht mehr fern seyn,
wo die öffentliche Andacht der Schuljugend nicht
mehr durch unzweckmässige und geistlose Erbau-
ungsmittel ersticket, sondern durch religiöse Em-
pfindungen und Gedanken, wie diese Litaney sie
erzeugen muss, genahret werden könnte'

No. 8. Dieser hössiche Schüler enthält viele
tressende und heilsame Regeln für das Betragen jun-
ger Leute, die mit lehrreichen Geschichten sehr
schicklich durchwebt sind, um das Allgemeine zu
individualisiren! Möchte er nur auch ein Specifi-
cum mitgebracht haben,das durch frühe und lange
Verwöhnung krumgewordne, gerade; das eckig-
te , glatt ; das verzerrte und gezwungene , na-
| türlich
 
Annotationen