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137


Supplemente
zur
GEMEIN
T U R - Z. E
vom Jahre 1787.



Numero i8«

1ARZENE Y GELAHRTHEIT.
'Berlin, b. Himburg; Chrißian Ludwig Mur-
sinna, dritter Generalchirurgus der KÖnigl.
Preussischen Armee u. Regimentsfeldsche^r
■des — Regiments von Möllendorf, Beobach-
tungen über die Ruhr tind die Faulfieber.
Zweyte sehr vermehrte und verbesserte Auf-
lage. 1787. 8. 256 S. (i6gr.)
I liese neue Ausgabe eines für Aerzte und Feld-
wundärzte sehr nützlichen Werks hat viele Zu-
sätze erhalten. Die Ruhr und die Faulfieber, wel-
che der Vf. in Bielefeld, Herford und den umlie-
genden Gegenden besonders bey den Soldaten und
den niedrigem Ständen, und auch bey der Armee
des Prinzen Heinrichs, im Jahr 1778- und 1779.
beobachtete, und mit grossem Glück behandelte,
hingen grösstentheils von fäulichtem und unrei-
nem Stoff in den ersten Wegen ab und wichen
auf starke Abführungen durch das Erbrechen und
durch den Stuhlgang, so dass man den Kranken
beynahe mit Sicherheit die Genesung versprechen
konnte, wenn die Abführungen im Anfänge nicht
vernachlässiget wurden. Den Nutzen dieser Kur-
methode und die Nachtheile, die man von jeder
andern bey fäulichten Krankheiten und Rühren zu
befürchten hat, falls diese nicht vorher angewen-
det worden ist, sucht der Vf. in den Zusätzen zu
dieser Ausgabe in ein noch helleres Licht zu se-
tzen. Er hält das Faulsieber überhaupt/ur ein an-
haltender Fieber, welches die Kräste verzehrt , das
Nervenfyßem angreist und die Säste zur Fäulniss
neigt» durch die saulende Unreinigkeit in den erfien
Wegen und die Erschlassung der Muskelsaser erregt,
durch den Uebergang dieser Unreinigkeit in die zwei-
ten Wege verftärket und durch eine allgemeine Auflö'
Cung der Säste hochfi gesährlich wird. (S. 201.)
Wenn nach dieser Erklärung des Vf. alle säulichten
Fieber und Rühren eine solche Entstehungsart hät-
ten , io würde seine Heilmethode das seyn, wofür
er sie zu halten scheint, nemlich allgemein bey
säulichten Fiebern und Rühren anwendbar. Da
aber beyde Krankheiten auch unter andern Um-

ständen entliehen und von andern Veranlagungen
abhangen können; so halten wir zwar reine Heil-
methode bey derjenigen Reihe von Krankheiten»
die er beobachtete, sitr höchst zweckmässig, wirk-
sam und vortrefflich ausgewählt, glauben aber
kaum, dass sie für alle Faulfieber und sür alle
Rühren passen könne. Rec. schränkt sich nach
dieser allgemeinen Bemerkung nur auf die Anzeige
der erheblichen Zusätze ein, durch welche sich
diese Ausgabe auszeichnet. Ueber die grosse
Sterblichkeit bey der Armee des Prinzen Heinrichs
in dem letzten Krieg giebt der Vf. sehr gute Auf-
schlüsse. Hr. Hofr. Fritze hat sie, wie bekannt,
sehr gross, besonders im Verhältniss mit derSäch-
sischen Armee, angegeben; aber der Vf. bemerkt
als Augenzeuge, dass von seinem Regiment in dem
ganzen Feldzuge nur 17 Mann gestorben sind und
dass die andern westphalischen Regimenter nicht
viel mehrere Tode gehabt haben, dass also Hn.
Fritzens Bemerkungen wenigstens von diesemTheil
der Armee nicht gelten können. Die Behauptun-
gen des Hm. Fr. zieht er zwar nicht in Zweifel,
er glaubt aber, dass man wohl zuweilen Deserteurs
für Tode angerechnet habe und über die ökono-
mische und medicinische Verpssegung der Kranken
mag er sich nicht einlassen, weil er da nicht Augen-
zeuge geweseri sey. Dass die Sächsische Armee
von Krankheiten weniger litte, als die des Prinzen,
war sehr natürlich. Die Preussischen Regimenter
mussten zumTheil bey sehr ungünstiger Witterung
sehr weite Märsche machen, ehe sie sich mit dem
Prinzen vereinigen konnten, das Regiment des Vf.
musste zwey Monate lang sehr eng cantoniren, und
dann zog die Armee in der heftigsten Sommer-
hitze nach Dressden, wo sich die Sächsische Armee,
mit allen Bedürfnissen reichlich versehen, in der
anmuthigsten Gegend gelagert hatte. Der Marsch
bis nach Dressden war der schlimmfle, den nur
immer eine Armee machen konnte. Die Hitze
war um so schädlicher bey dem Marsch, da vorher
die Witterung immer kalt gewesen war und aus
der grossen Ermattung des Regiments, bey dem
der Vf. stand, und anderer, die er zu beobachten
Gelegenheit hatte, konnte er aus künftige Krank-
S hei-
 
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