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Supplemente

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113

zur

ALLGEMEINEN

vom Jahre 1786»


Numero 15.

G O TTE S G E L A HR 1HEIT.
Bamberg und Wirzburg, bey Gobhard : Ge-
danken eines Landpfarrers über die Verminde-
rung der Feyertäge und fchuldige Heiligung der
Sonn-und noch übrig- beybehaltenen Feyertäge.
1785. 13-2 Bog- 4-
ie Bewegungen , welche nach der Abschaf-
fung und Verlegung verschiedener Festtage
in einigen katholischen Landen unter dem gemei-
nen Volke entstanden sind , haben dem Vert. die
Veranlassung gegeben, (wosern er sie nicht noch
durch einen besondern höheren Befehl erhalten hat,)
diese, sür Seelsorger und Laien sehr lehrreiche,
Schrift aufzusetzen. Der Verf. sucht in derselben
dem bey dem gemeinen Manne gewöhnlichen Wah-
ne , als ob durch die Abschaffung einiger Feyer-
tage die Verehrung Gottes selbst abgeschafft wer-
de, zu begegnen, und das Vorurtheil auszurot-
ten, dass man an den Tagen, welche vormals Feyer-
tage waren, nicht arbeiten dürfe. Er handelt hier
folgende Gegenstände ab : Woher die Feyertäge
kommen? Ob die Kirche die Macht habe, Feyer-
tage einzusetzen und wieder aufzuheben ? Ob die
Kirche wohl gethan, dass sie die Feyertäge ver-
mindert habe? Was sich gezieme, an den abge-
würdigten Feyertagen zu thun ? Wie die annoch
gebotenen Sonn - und Feyertäge recht geheiliget
werden sollen? Ob man gleich in den Gedanken
des Vers. über diese Gegenstände nichts Neues fin-
det, und manche historische Sätze desselben in den
dahin gehörigen Schriften der Protestanten genauer
bestimmt und bewiesen sind : so enthält doch die
Schrift eine gute Anleitung für katholische Pfarrer
auf dem Lande , wie sie ihre Zuhörer von der
Rechcmässigkeit der Verminderung der Feyertäge
belehren sollen.
SCHOENE WISSENSCHAFT EN.
Riga, bey Hartknoch: F. M. Klingers Theater.
Ijler Theil, Konradin, die Zwillinge, die sal-
schen Spieler. 1786. 350 S. 8-Czogr.)
A. L. Z. 1786. Supplementband.

Die ersten Stücken, womit Hr. Kl. vor T2 Jah«
ren auftrat , spotteten bekanntermassen aller dra-
matischen Einheits- Regeln , mit einer Kühnheit,
wie sie keiner sonst aus der Göthischen Schule
zeigte. Sein leidendes Weib, sein Simsone Grisal-
do, lein Otho stürmten mit so ungeheuren Pathos
daher, stellen so gigantischeUngeheuer auf, blick-
ten so verächtlich aus ihrer Wolke auf das übrige
Chor der Dramatiker herab, dass man besorgte,
der Dichter würde immer nur für seine eigne Fan-
tasey, und nie für unser Theater schreiben. Doch
jetzt scheint sich seine ganze Denk-und Dichtungs-
art geändert zu haben. Nie würde ein Leser, der
den Konradin und die Zwillinge gleich hinter ein-
ander (verlieht sich , zum erftenmale 1 b läse, aus
die Vermuthung kommen: dass ein und eben der-
selbe Mann Verf. von beiden wäre. Nie würde
man in den salfchen Spielern den Dichter der neuen
Arria muthmassen. Alles, was Hr. Kl. hier für seine
damaligen Kinder thut, ist: dass er ihnen einen
neuen Abdruck und eine kleine Schutzrede gönnt»
Zwar schilt er sie selbst individuelle Gemälde ei-
ner jugendlichen Fantafey , Geburten ins Reich
der Träume gehörig, mit welchen (ie so nah ver-
wandt zu seyn fchienen: Aber er glaubt doch, nicht
nur, „dass jeder junge Mann die Welt, mehr oder
„weniger, als Dichter und Träumer ansehn musse
„sondern dass es so gar den Deutschen nöthig sey,
„durch diefe Verzerrungen — (so sind seine eigne
Worte!)— ,,hindurch zu gehn, bisße fagen könn-
ten : so und nichts anders behagt dem deutfchen
„Sinn.“ — Einwenden iiesse sich gegen diese letz-
tere Behauptung freylich noch manches. Gefchmack
am Ungeheuern ist und war allerdings der erße Ge-
schmack eines jeden Volks, im Anfang seiner Bil-
dung. Aber ein Volk, das schon Lessings Schau-
spiele hatte, wo schon Bekanntschast mit allen Mei-
sterstücken der Vorweltund der Mitwelt herrschte,—
ein solches Volk besand sich damals , als Hr. Kl.
zu schreiben ansing, nicht mehr in der erften Epo-
che seiner Bildung. Da, wo Emilia. Galotti schon er-
zeugt , Romeo und jjuhe schon überpssanzt worden,
da waren die Ottos und die neuen Arrieo wenigstens
nicht nothwendig mehr; und, wenn auch gleich je-
£ der
 
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