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S upplemente

zur

vom Jahre 178 ?♦


Numero 26.


PHILOLOGIE.
Berlin, u. Lib au, b« Lagarde u. Fried-
rich: Bion, Mo/chus, Anakreon und Sappho.
Aus dem griechischen. Neue Uebersetzung in
Versen. 787» 128 S. 8.
/ %ls ein Versuch, die griechischen, lieblichen
■*" Ä Blumen auf unsern vaterländischen Boden
zu verpssanzen j und ihre Schönheiten auch dem
bloss deutfchen Manne von Geschmack fühlbar zu
machen, verdient diese Uebersetzung immer unter
ihren Geschwistern bemerkt und ausgezeichnet zu
werden. Man wird gern die lyrische Poesie hiermit
der bukolischen vergesellschaftet sehen, und der
ungenannte Vf. brauchte nicht von der Vereini-
gung dieser vier Dichter in seiner Uebersetzung
als von einer Sache, zu sprechen , von der das
Glück oder Unglück seines Versuchs abhängen
würde. Die Uebersetzungen sind in sehr verschied-
nen Sylbenmassen abgefasst, und grösstentheils
sehr frey. Der Vs. band sich weder an die Zahl
der Verse, noch an die Bilder und Ausdrücke sei-
ner Originale. Man konnte es erwarten, dass
dem Vf. die Uebersetzungen aus zwey so verschied-
nen Dichtarten nicht auf gleiche Weise gelingen
würden, und wirklich fanden wir auch bey dem Vf.
mehr Anlage zur Nachbildung bukolischer als lyri-
scher Gedichte; zweifeln also nicht, dass eineme-
trische Uebersetzung des Theokrit, wozu die Vor-
rede Hofnung macht s Liebhaber unter uns finden
werde-. Der Uebersetzung jedes Dichters sind kur-
ze Nachrichten von seinen Lebensumständen vor-
ausgelchickt, und als ein Anhang ist die Heroide
der Sappho an Phaon übersetzt, die in Sapph’os
Seele vom Ovid gedichtet, aber nicht in ihrem Gei-
ste empfangen ist. In der Uebersetzung des P/Io«
schus und Bion, der wir schon dem Vorzug vor
der des Anakreon und der Sappho gegeben haben,
iiL unitreitig das Grabmahl Adonis mit dem gröbs-
ten Fiedse gearbeitet, ob es gleich mehr nach dem
Griechischen gebildet, als aus dem Griechischen
übertragen ist. Nur über zwey Steilen, die zugleich
einigermassen als Proben dienen können , müßen
wir einiges bemerken. S. gsagtVenus zum Adon'.
A. L. Z. 1787. Supplementband.

O, welch feindliches Geschick
wehret dir das kurze Gluck,
einen kleinen Augenblick
zu erwachen , aufzuschliessen
deine Augen, mich zu küssen,
nur so lange mich zu küssen,
als «in Kuss der Liebe lebt.
Die Vergleichung mit dem Originale wird leh-
ren , wie ausgedehnt und ausgesponnen die Wor-
te des Bion hier sind, die auch an Leben und
Stärke der Empfindung die Uebersetzung weit hin-
ter sich laßen. Die letzten zwey Zeilen sind uns
nicht verständlich, wenigstens Bions Sinne nicht
angemeßen, der wohl sagen wollte: Küße mich,
so lange du nochlebst, so lange du noch küßen
kannst. — S. 10 von Adons Jagdlust:
Jagd allein war dein Verlangen,
jagen, jagen ohne Rast,
in den schaudernsten Gehegen
Wild verfolgen, Wild erlegen
war der Trieb, der dich befasst,
und der Wald war dein pallast.
Ach, so schon und so verwegen,
und itzt blutend?
Wer Follte wohl glauben, dass diess eine Ue-
bersetzung von Bion v.6o f. ro\u>^s xvvxyfy;
KäXo\ £<»>v rocoÜTov ep^vcu; TTuhMtetv wäre?
Sonst bekennen wir, viele schöne und lebhafte
Stellen in der Uebersetzung dieses Trauerlieds ge-
sunden zu haben, in denen wir es faß: vergassen,
dass es nicht Original sondern Uebersetzung war.
— Das neunte Idyll: das Glück der Liebenden) das
im Griechischen Geben Verse lang ist, besteht im
deutschen aus dreyzehn Versen. Die zwey letzten:
’A/azs^g, £a>vTc;, ’A^zXXeu; (JX-
(3toq ) ori 01 pögov alvov xpuvsv — ha-
ben den Auslegern und Critickern viel zy. schaffea
gemacht. Hier lauten sie also:
Wie glücklich waren Achill und Patroklus , ihr Freund"
schaftsbund wie süss,
ihr Band wie dauerhaft! Und als dies Band zerrissa
als Hector dem Achill den treuen Freund entriss,
c c was
 
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