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Supplemente


97

v

T

vom Jahre

178^.

Numero 13.

GOTTESGELAHRTHEIT.
Halle , in der Buchhandlung des Waisenhauses
in Commssion: Vertrauliche Gefpräche über die
wichtigfien Glaubenslehren und deren angefoch-
tene Beweisfprüche zwifchen einem felbftdenken-
den Schüler der Wahrheit und feinem Lehrer.
Mit einer Vorrede, zur Ablehnung der unfern
Catechifmen yorgeworfenen Mängel etc. von
Conrad Friedrich Strefow, Königl. Dän. Con-
sistorialr. und Probst auf Fernern. 1785. 84
und 673 S. 8. (-o. gr.)
Der Vers. zeigt in diesen Gesprächen alle die
Schwachheiten, die dem Alter eigen sind : Reise
Anhängigkeit an die von Jugend auf von ihm einge-
sogenen und durch vieljährige Angewöhnung in ihr
verhärteten Meynungen und Maximen, Unempfäng-
lichkeit und Harthörigkeit gegen neue Ideen und
Urtheile, Verachtung und Erbitterung gegen die
jüngere und sich klüger dankende Welt, verdrüss-
liche und trübselige Laune , ermüdende Geschwä-
tzigkeit, trotzigen und beleidigenden Ton. Mit
allen diesen Schwachheiten würde man Geduld ha-
ben , auch dem ehrlichen Greise , wegen seines
überall hervorscheinenden gutgemeinten Ernsts und
Eifers für Lehrsätze , die ihm wahr und wichtig
dünken, wegen seiner ohne Zweifel ungeheuchel-
ten Frömmigkeit und Treuherzigkeit, Achtung und
Liebe schuldig werden können, wenn diese Eindrü-
cke nicht durch so viele widrige Bemerkungen,
zu welchen das Buch Anlass giebt, ausgelöscht,
oder doch sehr geschwächt werden müssten. Sehr
ärgerlich war uns zunächst der einem alten Mann
sehr übelstehende jugendliche Leichtsinn und Un-
verstand , über Dinge schreiben und richten zu
wollen, die er nicht gelernt hat. Wir zielen vor-
nehmlich aus das sünste Gespräch : Von der Ver-
7nijsungd.es Spruchs 1 sfoh. 5, 7. in alten griechü
fchen Handfchriften; ob feine Aechtheit deswegen zu
leugnen oder in Zweifel zu ziehen. So wie in allen
Gesprächen der dem Titel zu solge felbftdenkende
Schüler der Wahrheit ein gar gelehriger und lenk-
samer Mensch ist, dem der Lehrer einreden kann,
was er will, so muss er von diesem lieb hier be-
A. L. Z. 1786. Supplementband.

sonders vieles aufbinden laßen , was irrig und
grundfalsch ist. Dahin rechnen wir, r) dass der
Verf. nicht einmal recht weiss , welche Worte in den.
gemeinen Ausgaben der Epistel Johannis fiirunächt
gehalten werden, indem er vermuthet die Griechi-
schen Abschreiber, die den Spruch auslassen, wä-
ren aus dem 7ten Vers in den gten V. hineingera-
then, zumal da die Verfe noch nicht mit Zahlen be-
zeichnet waren, und hätten den ersten Worten des
7ten V. gleich die darauf folgenden des gten an-
gehängt. Ob nun gleich nicht zu begreifen ist,
wo dann die Worte im Himmel und auf Erden ge-
blieben seyn mögen, so sagt doch der Schüler: Ei,
das ift ja wahr; nun kann ich mich nimmer genug
wundern , wie die Gelehrten von Auslajfung des
Spruchs fo gewaltig viel Wcfens machen können, als
wenn die göttliche Autorität des Spruchs durch menfeh-
liche Unvorfichtigkeit umgeftoßen würde. 2) Er setzt
voraus, dass die Kritiker, die den Spruch nicht
ächt halten , gar keinen stärkern , oder wohl gar
keinen andern Grund dafür haben, als — weil er
in der Alexandrinischen Handschrist fehlt. Denn
3 ) er meint, dass er darum auch in den meisten
übrigen Handschriften fehle , weil er in der Ale-
xandrinischen ausgelassen sey, da jene nach dieser
gemacht wären. 4) Er giebt zu verliehen, dass
man wohl noch nicht einmal recht wiße, ob der
Spruch in Alex. Cod- stehe, und dass es Machtsprii-
che seyn, wenn man dies geradeweg leugne; Er
beweiset, freylich aus denkahlsten Voraussetzungen,
aber sehr bündig für seinen selbstdenkenden Schü-
ler, dass eine Interpolation hier ganzunmöglich ha-
be gefchehen können. 6) Er fuhrt neben Kirchen-
vätern , die den Spruch vor dem Nicän. Concil.
citirt haben, auch den Dialog Philopatris an , dich-
tet fälschlich dieser Schrift ein höheres Alter an,
als ste hat, und folgert aus dem Gespött über drey
find eins, dass sich der Verfaßet aus 1 Joh. 5,7
beziehe; warum? weil es hier ganz deutlich ftehe;
7) Er schliesst, weil Erasmus läge : cod. Vatic.
peneper ornnia consentit cum mea editione: also
war diefer confenfus auch issoh. 5, 7 wahrzunehmen
8) Er erzählt , Luther sey dieses Spruchs wegen
Ansangs nur zweiselhast gewesen, und habe nicht,
Fi ge.
 
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