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ZUR A. L. Z. i 7 8 7-

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F elsen geCäet haben, und in Baiern wird dies
oft der Fall seyn ; so wünschen -wir ihm desto
mehr Leser unter aufrichtigen Freunden des Wah-
ren und Guten , von welcher christlichen Partey
£e auch seyn mögen. Sollte aber Hr. , Strobl
in München wirklich Verleger, und der Vf. wirk-
lich ein katholischer Geistlicher in Baiern seyn?
Wenigsteris kann denn doch dies Buch nicht mit
Approbation der Obern gedruckt seyn , wovon sich
freylich auch kein Wort findet.
Wirzburg , bey Stahel : Franz Anton Denne-
lille's , Lehrers der heil. Schrift, Mitgliedes
der katholischen Universität, Aufsehers des
bischössichen Seminariums und Dompredigers
in Strasburg, Reden über Pabß und Ohren-
beichte, von ihm selbst gehalten, und durch
einen seiner Freunde zum Druck befördert.
Mit Genehmhaltung der Obern. 1786. gr. 8.
370 S. ( 19 gr.)
Neues hat Hr. D. zur Vertheidigung des Pap-
stes und der Ohrenbeichte nichts vorgebracht ,
sondern nur die alten Gründe in einer Brühe von
Declamationen aufgelöst. und sie nach den heuri-
gen Bedürfnissen zubereitet, den Eindruck wie-
der zu verwischen, den Eibels Schriften über die-
se Gegenstände gemacht hatten. Nicht nebenher,
sondern vorzüglich hat er die Herren Proteßanten
im Auge, möchce sie so herzlich gern überzeugen
und zum Papst bekehren, und vielleicht kann auch
hin und wieder ein Proselyt dies Buch nutzen , sei-
nem Gewißen und der Welt Sand in die Augen zu
streuen. Dass Protestanten diese neu aufgewärm-
ten Beweise unsers Verf. schon so oft beleuchtet,
gewogen und zu leicht besunden haben, will Hr.
D. weislich nicht wißen, und es ist ein Kunstgrif
der Hierarchie, immer als unüberwunden wieder
hervor zu treten, und uns, die wir zu eckel sind,
uns mit jedem elenden Polemiker ihrer Kirche
einzulassen, aufs neue herauszusordern. Mit der
Unverschämtheit kommt man gew’öhnlich am wei-
testen, und wir gewinnen durch unsere Delicatesse
eben nicht. Das Publikum , das neue Bücher le-
sen will , hort die Scheingründe der Katholiken
täglich, und unsre Gegengründe fall: niemals, weil
es sie bey unsern alten Theologen nicht aufsuchen
mag, und so kömmt es manchen Protestanten nach
gerade vor, als dürften die Päpstler so ganz nicht
Unrecht haben. Hr. D. behauptet den Primat von
Anfang der Kirche, und verweist die Herren Pro-
testanten jeden Augenblick auf die Patres und na-
mentlich auch auf den heil. Augustinus; aber er
muss wohl denken, dass wir sie gar nicht kennten.
0 ja, bey uns liest man sie auch, und um ihm zu
zeigen, dass wir so gar die Retractationes des heil.
Augustinus kennen, müßen wir ihm aus L. 1. C.
21 eine merkwürdige Stelle mittheilen, die er viel-
leicht übersehen hatte : Dixi in quodam loco de
apoflolo Petro, quod in eo, tanquam in petra, sun-
data fit ecclesia, qui fenfus cantatur etiam in ore

multorum in verßbus beatißimi Ambrofii. Sed sc»ö
nie poßea faepifßme ßc exposuiffe, quod a Domino
dictum eß'. Tu es Petrus et super hanc petram ae-
dificabo ecclefiam meam, ut super hanc intelligere-
tur, quem conseßus eß Petrus, dicens: Tu es Chri-
ßus, filius Del vii’i- Non enim dictum eß Uli: Tu
es petra, fed tu cs Petrus, petra autem erat Chrißus,
quem confejfus eß Simon Petrus. In seiner Schrift
de baptifmo contra Donatißas L. II. C- 2 heisst es :
Ncque quisquam nofirum se epifcopum episcoporum
eße conßituit, aut turannico terrore ad obfequendi
necejßtatem collegas fuos aclegit: quando habet epi-
fcopus pro licentia libertatis et poteflatis fuae arbi-
trium proprium, tanquam ab alio judicari non poj-
fit , quomodo nec poteß ipfe alterum judicare. Tje-
Jus Chriflus unus eß folus habens poteßatem et pro-
ponendi nos in ecclefiae ßuae gubernatione et de actu
nofiro judicandi, Der heil. Bernhard ist in seiner
Conßderat. ad Eugenium Papam L. 2 auch so ziem-
lich der Protestanten Meynung: Non ßceptro tibi
opus eß, fed farculo, exemplo prophetico. Episco-
pi nomen non dominium fed ojficium fonat. Efio, ut
alia quacunque ratione haec tibi vendices, sed noti
apoßolico jure planum eß, apoßolis interdicitur do-
minatus. I ergo tu , et tibi usurpare aude aut do-
minans apoßolatum , aut apofiolicus dominatum. L-
3. In fericis succefßfii Conflantino, non Petro. Cori"
fidera te non dominum episcoporum, sed ununi ex
ipfis. Mutilantur ecclefiae, quod romanus epifcopus
omnem poteßatem trahat. Sciant ecclefiae praesecti,
fe medicos ejfe , non dominos- Dergleichen liesse
sich noch viel mehr, das aber schon ost genug ge-
sagt ist, hier wiederholen , wenn hier der Ort da-
zu wäre. Die 6 letzten Reden widmet Hr, D. der
Rettung der Ohrenbeichte, und nach seiner hier
sichtbar werdenden grösseren Erbitterung wider
Etjbel sowohl, als wider alle, die noch das gering-
ste Bedenken dabey haben, süllte man fast schlies-
sen, dass ihm die Ohrenbeichte noch weit näher
am Herzen liege, als der Papst selbst. Freylich
nützt die Ohrenbeichte der Clerisey; durch sie er-
fährt sie alle Familien-Geheimnisse, und selbst die
Geheimniße des Staats, durch sie kann sie alles ad
major em Ilierarchiae gloriam lenken, durch sie Leu-
te kennen lernen, die man brauchen kann, Köni-
ge und andere Hindernisie aus dem Wege zu räu-
men , durch sie lernt der geile Pfaffe die barmher-
zigen Schwertern kennen , an die er sich wenden
kann, um sich für das schwere Gebot des Coeli-
bats zu entsehädigen, und durch sie stieg der Je-
suiterorden zu der fürchterlichen GrÖsse, dass selbst
Könige vor ihm zitterten. Aber auch der gemei-
ne Papist befindet sich wohl dabey. Wenn dieGeist-
lichkeit über die Anmassung , Sünden vergeben
zu können, angegriffen wird; so süllen es nur
canonifche Folgen und Strafen seyn, die sie als
geistlicher Richter erlässt; davon lagt sie aber dem
Layen weislich nichts, dieser wird wohlbedächtlich
in dem Wahne gelaßen, ihm würden alle Sünden
vergeben, Fegfeuer und die Hölle selbst erlaßen,
2 und
 
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