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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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Seite 162.


——

Menge kleiner Räder, Walzen, Hebel u. ſ. w., wie in
einem zuſammengeſetzten Uhrwerk. In der linken Höhle
befinden ſich einige Räder, zwei kleine Federgehäuſe und
zwei Quadranten mit wagerecht liegenden Flächen. Im
Rumpf ſowohl als in den Untertheilen nimnit man einige
Röhren wahr, welche die bewegende Kraft den verſchiede-
nen Stücken, die in Thätigkeit geſetzt werden ſollen,
mitzutheilen ſcheinen.

Wenn die Neugierde der ſämmtlichen Zuſchauer be-
friedigt und ihre Zweifel über die innere Einrichtung
des Kaſtens ſowohl als des Automaten gehoben ſcheinen
ſo werden Thürchen und Schubladen wieder geſchloſſen;
am Körper des Schachſpielers werden einige Vorkehr-
ungen getroffen, der ganze Mechanismus wird mittelſt
eines Schlüſſels aufgezogen, der in ein kleines an der
Seite des Kaͤſtens befindliches Loch gebracht wird; dem
linken Arm des Automaten wird ein Kiſſen untergelegt,
und irgend ein gegenwärtiger Schachſpieler wird zu
einem Spiel mit der Maſchine eingeladen. Um ein, und
um drei Uhr Nachmittags endigt der Automate bereits
angefangene Spiele, gegen Jeden, der dazu geneigt iſt.
SIn dieſem Fall ſtehen die Figuren auf dem Schachbrett
in einer berechneten Orduung, und der Automate ver-
liert ſein Spiel niemals. Eine gewöhnliche und ganze
Parthie wird hingegen jeden Tag um acht Uhr, mit be-
liebigen ſich dazu einfindenden Spielern vorgenommen,
wobei der Automate meiſt ehenfalls gewinnt, ohgleich
7 4 nicht die eigentliche Abſicht des Erfin-

ers iſt.

Beim Beginnen des Spiels wählt ſich der Auto-
mate weiße Steine und eröffnet die Parthie; es ſind
dies kleine Vortheile, die man ihm gern einräumt. Er
ſpielt mit der linken Hand, während die rechte ausge-
ſtreckt auf dem Tiſche liegt. Dies war ein Verſehen
von Seiten des Erfinders das er zu ſpät wahrnahm,
um der rechten Hand ihren gewohnten Vorzug einzu-
räumen. Vor Anfang des Spiels rührt der Automate
den Kopf, als wollte er das Schachbrett genau betrach-
ten, und eine ähnliche Bewegung wiederholt er nach
vollendetem Spiel. Um einen Zug zu thun, hebt er
langſam ſeinen linken Arm in die Höhe und bringt die
Hand. auf das Feld, worin der geſuchte Stein ſteht;
die Hand öffnet ſich und die Finger breiten ſich aus,
um denſelben zu greifen und in das Feld zu ſtellen,
wo er hin ſoll; hierauf biegt ſich der Arm mit voll-
kommen natuͤrlicher Bewegung wieder zurück, und legt
ſich auf das Kiſſen nieder. Um eine genommene Figur
wegzuheben, macht der Automate die ſoeben heſchriebenen
Bewegungen, ſtellt jedoch die Figur außerhalb des
Schachbrettes hin, und kehrt hernach zu der eigenen
zurück, ergreift und bringt ſie in das beliebige leere
Feld. Alle dieſe Beweguͤngen geſchehen mit ſolcher
Benauigkeit, und die Fertigkeit, womit der Arm auch
das Schwierige und Verwickeltẽ vornimmt, ſind der-
maßen taäuſchend, daß man darin lauter Ergebniſſe über-
legter Willkuͤhr und die ſorgſam von dem Automaten
getroffene Vorſicht zu erkennen glaubt, bei ſeinem Spiele
außer dem Steine, welchen er faſſen und verſetzen will,
keinen andern zu berühren, und überhanpt keine falſche
oder unnütze Bewegung zu machen.

Hat der Gegner einen Zug gethan, ſo hält ſich der
Automate ein paar Augenblicke ruhig, als überlege er
ſein Spiel, ſetzt ſich dann aber auch alsbald wieder in
Thätigkeit; bietet er dem König Schach, ſo macht er
eine Bewegung mit dem Haupt, als wolle er den Mit-
ſpieler aufmerkſam machen. Thut dieſer einen falſchen
Zug, der den Spielregeln zuwider läuft, welches oft
geſchieht, um zu ſehen, was der Automate thun werde,
ſo ſchlägt dieſer, zum Zeichen ſeiner Ungeduld, mit der
rechten Hand auf den Tiſch, ergreift den unrichtig ge-
zogenen Stein, um ihn in ſein Feld zurückzubringen,
und erlaubt dem Gegner nicht, einen neuen Zug zu
thun, ſondern ſpielt ſogleich mit einer eigenen Figur,
als wolle er ihn ſeines Serſehens wegen beſtrafen. Der
kleine Vortheil, welchen er dadurch gewinnt, ſcheint der
Berechnung des mechaniſchen Künſtlers, zur Ausgleichung
der Stärke zwiſchen dem Automaten und dem leben-
digen Spieler anzugehören.


einen Zug macht, er ſeine Figur genau in die Mitte
des Feldes bringe; geſchieht dies nicht, ſo läuft der
Automate Gefahr beim Ausſtrecken der Hand ſie zu ver-
fehlen, wodurch nicht nur das Spiel deſtört, ſondern
auch der zarte Mechanismus der Finger einigermaßen
in Unordnung gerathen könnte. Hat man einen Zug ge-
than,. ſo darf man ihn nicht wieder ändern, und eine
berührte Figur muß geſpielt werden. Dies iſt ſtrenge
Vorſchrift! Läßt der Gegner lange auf einen Zug
warten, ſo ſchlägt der Automate mit der rechten Hand
auf den Tiſch, als wolle er den Zögernden ſeinen Ent-
ſchluß zu nehmen auffordern.

So oft er ſich bewegt, hört man im Innern der
Maſchine den dumpfen Ton in Bewegung befindlicher
Räderwerke, welcher aufhört, ſobald der Arm auf dem
Kiſſen ruht, wo alsdann die Spielreihe an den Gegner
übergeht. Der Vorweiſer des Kunſtwerks zieht von
Zeit zu Zeit (nach zehn bis zwölf Zügen) die Maſchine
mit dem Schlüſſel auf, und in der Zwiſchenzeit geht
er im Saale hin und her, ſo jedoch, daß er von Zeit
zu Zeit dem Automaten, vorzüglich der rechten Seite
desſelben nahe kommt.

Wenn das Spiel beendigt und die Steine vom
Schachbrett weggehoben ſind, ſo wird einer der Zu-
ſchauer eingeladen, einen Reiter auf ein beliebiges Feld
zu bringen. Der Automate ergreift denſelben alsbald,
und führt ihn vegelmäßig durch alle dreiundſechzig Fel-
der des Schachhretts, ohne eines zu übergehen oder
doppelt zu berühren. Das erfte, von dem die Reiſe
ausging, wird mit einer weißen Spielmarke belegt, und
jedes folgende von ihm berührte mit einer rothen; nach
vollendetem Umgange findet ſich's, daß, das Eintritts-
feld ausgenommen, alle abrigen ihre rothe Marke haben.

* *

Die vorſtehende Beſchreibung und das eigenthümliche
Spiel dieſes Automaten exregen natürlich den Wunſch,
die Kraft zu kennen, welche dieſe merkwürdige Reihen-
folge von Bewegungen begründet, die mit ſo überaus
vielfältigen und unvorgeſehenen Umſtänden eintreffend
und zuſammengeordnet ſind. Noch iſt dieſe Frage auf
keine befriedigende Weiſe gelöſet worden. Das Feld

der Muthmaßzungen ſteht offen, und man will hier an
einige derſelben erinnern. Es müſſen ohne Zweifel
zwei Kräfte unterſchieden werden: die eine, welche dem
rinken Arm und Hand der Maſchine die Bewegungen
ertheilt, deren ſie im lebendigen Geſchöpfe fähig ſind,
und die andere leitende Kraft, welche dieje Bewegungen
hier oder dorthin richtet, je nach den Umſtänden, welche
großentheils unvorgeſehen eintreten, und jedesmal
eberlegung und öfters auch ſcharfſinniges Laͤchdenken
erheiſchen. Einem mit den Geſetzen der Mechanik ver-
rauten Mann kann es nicht ſchwer fallen, das Princip
der Bewegung zu ergründen, welches dem künſtlichen
Arm alle jene Biegungen ertheilt, die zu ſeiner VBerz
richtung erforderlich ſind; e iſt dasſelbe immer in drei
Coordinaten begriffen, die ſich unter vorgeſehenen und
heſtimmten Winkeln durchſchneiden. Die ſpätere Thätig-
keit eben dieſer Kraft, einige Augenblicke nach dem
Spiele des Gegners, ſcheint alsdann von einer mo-
metanen Mitwirkung des Vorweiſers der Maſchine ab-
zuhängen, der, wie bereits iſt bemerkt worden, zwar
gleichgültig im Zimmer auf und ab zu gehen ſcheint.
ſich aber dem Kaͤſten nähert wenn der Automate eine
Bewegung zu machen im Begriff ſteht, und alsdann
in der Nähe des rechten Arms der Maſchine eine
Springfeder zu berühren ſcheint. Dieſe Feder kann un-
jtreitig den Mechanismus aller zu den beſchriehenen
Verrichtungen des Arms und der Hand erforderlichen
Bewegungen in Thaͤtigkeit ſetzen. Eine etwas veränderte
Berührung der nämlichen Feder kann die Wiederho-
lung dieſer Bewegungen (mit geringer Variation in
der Biegung des Arms) in den Fällen beſtimmen, wo
der Autbmate eine Figur wegheben oder einen fehler-
haften Zug ſemes Gegners gut machen ſoll. Das
eigentliche Geheimniß aber, deſſen Ergründung dem ein-
ſichtvollſten Mechaniker jo ſchwierig wie dem bloßen
Liebhaber ſein muß, bezieht ſich auf jene leitende Kraft,
durch welche die bewegende Kraft mit einer Sicherheit
und überlegenden Einſicht ihre Richtung erhält, welche
ſelbſt den geübteſten Schachſpieler beſchämen kann! Man
hat darüber maucherlei Vermuthungen aufgeſtellt. Man
glaubte, e& dürfe ein verborgener Magnet irgendwo in
der Maſchine wirkſam ſein; alein der Erfinder hat dar-
gethan, das der Magnet mit der ganzen Vorrichtung
nichts zu thun hat, indem er den ſtärkſten Magnet, den
man ſich verſchaffen konnte, während des Spiels der
Figur zur Seite legen ließ, ohne daß dadurch die
mindeſte Störung ſeiner Ergebniſſe eintrat.

Die einfachſte Erklärung, die ſich zuerſt dar-
bietet, iſt allerdings Diejenige, der zufolge die leitende
Kraft einem irgendwo im Kaſten verſchloſſenen lebendigen
Weſen zugeſchkieben wird, welches Arm und Hand des
Automaten, in den, durch die zwar ſtets wechſelnden
aber mittelſt durchſichtiger Stellen wahrzunehmenden
Verhältniſſe des Spiels, erforderlichen Richtüngen lenken
würde; dieſe Vorausſetzung aber mag nicht beſtehen, da
jeder Zuſchauer den innern Raum des Kaſtens unter-
fuchen und ſich überzeugen kann, daß auch für das kleinſte
Kind darin nirgends der erforderliche Platz übrig bleibt.

Etwas minder unwahrſcheinlich ſtellt ſich die Ver-
muthung dar, es dürfte zwiſchen dem linken Axm und
Hand des Autoniaten und einer im anſtoßenden Zimmer
verborgenen Perſon, die das Schaͤchbrett überſehen
fönnte, irgend eine Verbindung beſtehen. Allein auch
dieſe Meinung, wie ſcheinbar fie in einiger Hinſicht ſein
mag, kann nicht Stich halten, wenn man bedenkt, daß
Herr von Kempelen zu zwei verſchiedenen Malen ſeinen
Automaten in der Hofburg zu Wien gezeigt hat, wo
ſich unmöglich annehmen läßt, daß die ziemlich ver-
wickelten Vorkehrungen, die erforderlich waren, wenn
jene Vermuthung richtig iſt ſtattfinden konnten.

Hinſichtlich auf die Natur und Beſchaffenheit der
leitenden Kraft, iſt es freilich nicht möglich, verſchiedener
Meinung zu ſein, und man kann darin nur die un-
mittelbale Handlung eines lebendigen und denkenden
Weſens erkennen. Da nun aber ein ſolcher Lenker
weder im Kaſten der Maſchine, noch im anſtoßenden
Zimmer verborgen ſein kann, ſo muß wohl der Vor-
weiſer des Kunſtſtückes ſelbſt die gefuchte menſchliche
Kraft enthalten.

Hier bleibt freilich dann noch, und e3 iſt dies
keine leichte Aufgabe, die Schwierigkeit zu löſen übrig,
auf welche Art dieſer Menſch die ſo vielfach zuſammen-
geſetzte und zu gleicher Zeit ſo genau beſtimmte Thätig-
keit der Maſchiue leiten kann? Herx v. Kempelen hatte
ſich einmal geaͤußert, das Hauptverdienſt ſeines Werkes
ſtege in der gelungenen Täuſchung der Zuſchauer.
Dieſes halbe Geſtändniß könnte andeuten, daß der Vor-
weiſer der Maſchine nicht nur das Spiel derſelben auf
unbemerkte Weiſe leitet, ſondern daß ſein Verfahren
dabei auch ſehr einfach iſt. In der That, wenn ein-
mal Arm und Hand durch die bewegende Kraft in
mechaniſche Thätigkeit gebracht ſind, ſo reichen ein Eiſen-
dralh oder Darniſeite, nicht viel dicker als ein Haar,
auch hin, um dieſelben in beliebiger Richtung zu lenken,
und dies kann von den Zuſchauern unbemerkt geſchehen.

Vielleicht bleiben der eigentliche Zeitpunkt ſowohl
als die Verbindungsweiſe auf immer unbekannt da der
Eigenthümer beide als ein großes Geheimniß behandelt;
die Erfindung an ſich ſelbſt aber iſt zuberläßig ein
ſeltenes und merkwürdiges Kunſtſtück. Schon die Ver-
fertigung eines Armes und einer Hand, welche die ge-
wohnten Verrichtungen dieſer Orgaͤne leiſten könnten,
müßte einem mechaniſchen Künſtler Ehre machen; dieſe
Bewegungen aber vollends alſo zu leiten, wie ſie ge-
ſchehen würden, wenn der Automate ein lebendiges und
denkendes Weſen wäre, ohne daß Jemand die Art, wie
der Einfluß ſtattfindet, errathen kann, das iſt wohl ein
in ſeiner Art ganz einziges Meiſterwerk, von höchſt origi-
neller und kühner Srfindung.

Es iſt unbezweifelt der Fall, daß die eigenthümliche
Verrichtung, mittelſt welcher der Automate alle Felder
des Schachbretts durchläuft, ohne je das Gleiche zum
zweitenmal zu berühren, ein rein mechaniſches Kunſt-
ſtück iſt, woran der Vorweiſer, außer durch Aufziehen
der Springfedern, keinen Theil nimmt. Sleichmäßig
verhält ſich's mit den Kopfbewegungen und mit denen,
die der Automate vornimmt, wenn er, als Zeichen der
Ungeduld, zuweilen mit dem rechten Arm auf den Tiſch

ſchlägt.

Berichte aus Vereinen.
Wiesbaden. Alterthums⸗Verein) Unter recht


Auzflug des Naſſauiſchen Alterthumsvereins und zwar
nach Nainz ſtatt! Zur Beſichtigung gelangte zunachſt
die St Jangtius lirche, welche durch ihre edlen Formen
und ſchönen Fresken eine theffliche Bereinigung beſten
g}ter}atflanceftn[eß allgemeine Bewunderung erregte. Die
in ihren Fundamenten faſt genau nach Maffijchent römi-
ſhem Mujter angelegten Katakomben fanden lebhaftes
Snterefie.' Die Führung hatte in liebenswürdiger Weiſe
Herr Geiſtlicher Iath Keller übernommen.
wurden die altehrwürdigen Ueberbleibſel des Druſus-
Denkmals, des ſogen. Sigelitein auf der Citadelle, auf-
geſucht, über welche Herr Bibliothekar Dr. Velkl mit
dankenZwerther Bereitwilligkeit einen ausführlichen Vor-
trag hielt. Er ſelbſt hHatte bei Gelegenheit der dort
ſtattgehabten Ausgrabungen im Jahre 1880 eingehende
Unterfuchungen vorgenommen und ſchätzt die urſpruͤng-
iche Sefjammthöhe des Monumentes, deſſen wirkliche
Beziehung auf Druſus jeßt keinem Zweifel mehr unter-
Kiegt, auf mindeſtens 25 Meter, Die allgemeine topogra-
phiſche Lage des römiſchen Mainz wurde bon ihm auf der
Nlaftform des Bauwerkes anſchaulich erläutert. Dann
folgte die Heſichtigung der unterhalb des Käſtrich gele-
genen Stephanskirche, des älteſten gothiſchen Kirchen-
baues von Mainz, der Anfang des 14. Jahrhunderts
an Stelle der von Williges gegründeten Bafılika errichtet,
und im Jahre 1857 durch die Exploſton des Pulber-
thurmes ſchwer beſchädigt wurde, Außer den im Innern
der von Geier geſchmackvoll reſtaurttten Kirche vemer-
kenzwexthen Sehnzswürdigkeiten, unter welchen beſonders
bier prächtige Meſſingſaulen am Hochaltar aus dem Jahre
1509, fowie die brachtvoll geſtickten Paramente aus dem.
15, Sahrhundert zu erwähnen find, erregte der in zier-
licher gothiſcher Form gehaltene Kreuzgang die Be-
wunderung der Befucher. Die Befichtigung geſchah
unter freundlicher Leitung des Herrn Kaplan Mater,
und ſei auch an dieſex Stelle den drei Mainzer Herren
herzlicher Dank ausgeſprochen. Ein fröhliches und gutes
Abendeſſen, bei welchem auch die unerläßlichen Toaſte
nicht fehlten, beſchloß die nach jeder Richtung wohl ge-
Iungene Erkurſion, welcher ſich auch eine Reihe werther
Gäſte angeſchloſſen hatte.

Bibliotheken, Muſeen, Samm-

lungen.

— Kafſel, Kurheſſen. (Die Samm-
lung heſſiſcher Münzen im hieſigen Fried-

richs⸗Muſeum) iſt nach längerer Unter-
brechung wieder zugänglich. Den Freun-

den heſſiſcher Geſchichte, insbeſondere aber
den Münzkennern wird die Sammlung

manche Ueberraſchung bereiten. Was ſeit
Jahren und Jahrzehnten in Schränken verſchloſſen ge-
Tuht hat, iſt zum erſten Male öffentlich ausgeſtellt, der
alte Beſitz iſt durch zahlreiche neue Erwerbungen be-
trächtlich vermehrt worden, bekanntes Altes und un-
bekanntes Neues iſt in chronologiſcher Folge überſicht-
lich geordnet dem Beſchauer vorgelegt. Raummangel
zwang zur Zurückhaltuns der heſſen daruiſtädter Münzen.
Sonſt iſt der ganze Beſitz an heſſiſchen Münzen und
Medaillen ausgeſtelit, der heſſiſchen Praͤgungen von den
Denaren der Sophie von Brabant bis zur Medaille auf
die Jubelfeier der Oberrealſchule zu Kaſſel, die Präg-
ungen der Ziegenhainer, Henneberger, Hanauer, Schauen-
burger und Iſenburger Grafen, der geiſtlichen Stifte,
Fulda, Hersfeld, Eſchwege und Helmarshauſen. Ein
Stück deutſcher Kulturgeſchichte ſpiegelt ſich in dieſer
Sammlung wieder, die in 2600 Stücken faſt 7 Jahr-
hunderte umfaßt. Auf Einzelnes hinzuweiſen, fehlt der
Raum, nur auf die hiſtoriſch wichtigften Reihen ſei
ausdruͤcklich aufmerkſam gemacht: Die Brakteaten der
heſſiſchen Landesfürſten, der Grafen von Ziegenhain
und der Abteien Fulda, Hersfeld und Eſchwege. Sie
ſtammen aus den großen Münzfunden bei Kl. Vach,
Hof, Ertzebach und bom Lichtberg bei Eiterfeld und ſind
durch die kundige Hand der um die heſſiſche Münzge-
ſchichte hoch verdienten Herren W Stern und Dr.
Buchenau geordnet worden. Vieles hat die Sammlung
der Münzen ſowohl wie der vorgeſchichtlichen Alter-
thümer den uneigennützigen Zuwendungen von Freun-
den der heſſiſchen Geſchichte zu verdanken. So den
Herren Profeſſor Lenz der ein Kleinod heſſiſcher Präge-
kunſt von Landgraf Karl ſcheukte, Dr. Bickell! Edward,
Habich, Rittergutsbeſttzern € und Ph. Deichmann,
Wilhelm Stern, Direktor Dr. Ackermann, Baͤnquier
Fiorino, Dr. Seelig, Forſtaſſeſſor F. Groß, Dr. Weigel,
Dr. Carthaus, Metropolitan Schotte u. 4. Der weitere
Ausbau der heſſiſchen Münzſammlung wird eine Haupt-
ſorge der Muſeumsverwaltuͤng ſein.

Ausgrabungen, Entdeckungen,
Funde.

Nachdruck nur mit Genehmigung der Rebaltion geſtattet. Sämmte
liche Fund⸗Nachrichten ſtammen ausnahmslos aus der neueſten Zeit.)

Kaiſerslautern, Pfalz. (Münzfund.) Die auf
der Buxg Sickingen gefundenen 3000 Brakteaten aus
der Zeit Konrad I und Konrad und Friedrich I.


händlers Auguſt Gotthold in Kaiſerslautern Überge:
gangen.

Friesdorf bei Bonn. (Römerfund.) Beim An-
legen eines Weinberges, Beſitzthum des Herrn Wilhelm
Guͤßgen senior zu Friesdorf, entdeckte man eine Waſſer-
leitung römiſchen Urſprungs. Das Rohr iſt von rothem
Thon, hat 9 Zoll Durchmeſſer und nimmt ſeinen Lauf
quer durch den Berg bis zum Abhang. Den Alter-
thums freunden bleibt der Fundort zur Einſicht frei und
wird vom Eigenthümer gezeigt.

Bargteheide, Schleswig-Holſtein. (Alterthuns-
funde.) Auf einer ſüdlich vom Bargteheider Bahnhof
belegenen Koppel des Hufners H. Filter zu Bargteheide,
 
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