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Antiquitäten-Zeitung — 2.1864

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Seite 170. Antiquitäten-Zeitung in Stuttgart, Zentral-Organ für Sammelweſen und Alterthumskunde. e 3,
In einem Nebenzimmer findet man eine ſehr voll⸗ Wien. (Das Richard Wagner⸗Muſeum) in Wien Südliches Holſtein. (Urnenfriedhof.) Einer

ſtändige Bibliothek der klaſſiſchen Werke über die Natur-
geſchichte, einen Schrank mit den ausgezeichneten Pro-
duktionen fremder Welttheile; viele Denkmäler des
Alterthums, Handſchriften auf Wachstafeln und Bücher
vom erſten Anfang der Buchdruckerkunſt. Beſonders
mache ich die Kunſtliebhaber auf einige ächtrömiſche
Woſaits und auf eine Uhr in florentiner erhabener
Molaik aufmerkſam, ſowie auf ganz treffliche Land-
ſchaften in Boiſerie. Sine ſogenannte Bet⸗Ruß, von
Albrecht Dürer, und eine zweite, von einem andern
Meiſter ſind, tros ihrer Kleinheit, zu merkwürdig, als
daß ich ſie übergehen könnte! Ferner findet man ſehr
ſchöne Sachen in Elfenbein, Silber und Bernſtein; ſo-
gar vom Benpenuto Cellini ein Salzfaß. Eine Copie
in Holz vom Laocoon, mehrere kunſtvoll aus Elfenbein
und Holz geſchnittene Kruzifire ſind ganz vortrefflich,
und ein kuͤnſtlich gearbeiteter Mörſer von dem Zahne
* Mammouth in Bengalen gemacht, iſt auch zu be-
achten.

Da mich die Maler⸗ und Kupferſtecherkunſt ganz
beſonders intexeſſiren, wendete ich mich zu großen Map-
pen, die wohlgeordnet wahre Schätze der Kupferſtecher-
und Holzſchneidekunſt enthalten. Ich fand viele Sachen
von Albrecht Dürer, Martin Schön, Beham, L. von
Leyden, &. Kranach und Andern, ſowie 1665 Blätter
von Chodowiecky, und dieſe Sammlung wird täglich
vermehrt. Auch iſt eine Sammlung von mehr als S00
Bildniſſen berühmter Maler und anderer Küuſtler hier.
Für Hamburg ſind beſondere Werkwürdigkeiten! eine
ziemlich fomplette Sammlung der Münzen und Medaillen
welche hier geprägt wurden und eine gewiß ganz voll-
ſtändige Sammlung topographiſcher Gegenſtaͤnde unjerer
Stadt; es ſind über 800 Kußferſtiche und Zeichnungen,
ſowie 40 verſchiedene Grundriſſe Hamburgs Ddarunter.
Eine ſehr vollſtändige Waffen⸗Sammlung faſt von allen
Lationen, ſowie viele andere merkwürdige und ſchöne
Dinge kann ich kaum erwähnen, weil der beſchräͤnkte
Raum einer Zeitſchrift keine ausführlichere Beſchreibung
geſtattet.

Zch füge nur noch hinzu: daß die Artigkeit und die
Belehrung, welche man voͤn dem Beſitzer hei dem Be-
ſuch ſeines InftitutS erfährt, ſehr angenehm find. Mit
der freundlichſten Bereitwilligkeit öffnet er ſeine Schräuke
und macht auf das Beſondere und die Merkwürdigkeiten
jeder Sache aufmerkfjam. Unbegreiflich iſt e& mir: daß
die Güte des Herrn Röding von Bildungs⸗Iuſtituten
für ihre Zöglinge nicht mehr in Anſpruch genommen
wird, um dieſe mit der Kunft und Natur aͤuf die beſte
Weiſe bekannt zu machen; ein Curſus in der Natur-
geſchichte, hier unter den wirklichen Gegenſtänden ge:
hHalten, würde mehr Eindruck machen, al8 jahrelanger
Unterricht aus Büchern. Ueberhaupt ſcheinen Viele nicht
zu begreifen; was Herr Köding durch den rühmlichſten
Eifer und die größten Anſtrengungen der Stadt er-
worben hat; man ſah es klein anfangen, und will noch
immer nicht daran glauben: daß das Kind jetzt zum
Titanen erwachſen ſei. Meiſtens iſt e& Reifenden bor-
behalten, Herrn Röding die Bewunderung und Achtung
zu bezeugen, die er ſo ganz verdient; auch fand Herr
von Buch dieſes Privat Cabinett ſo merkfwürdig, daß er
es in ſeinem Reifeberichte rühmlichſt erwähnte.“

Berichte aus Vereinen.

Verlin. (Numismatiſche Geſellſchaft) In der
Mai⸗Sitzung hielt Kontreadmiral z. D. Strauch einen
Vortrag über die erſten chineſiſchen Münzen nach euro-
päiſchem Muſter, welche ſeit 1890 in Kanton auf Ver-
anlajjung des Generalgouberneurs der Provinzen Kwaͤng-
tung und Xwang-hfi geprägt wurden. Dieſe Münzen
entſprechen dem eigens für Oſtaſten geprägten ſogenannten
mexikaniſchen Dollar und ſeinen Theilwerthen, da China
ſelbſt einen eigenen Münzfund nicht hat, ſich vielmehr
des Gewichts des reinen Silbers als Werthmeſſers be-
dient: 1 Liang (— 11/% Unze) = 10 Tſchien — 100
Fen — 1000 Lih, Nanien, die im Verkehr mit Aus-
ländern durch die Werthe: Tael, Mace, Candareen,
Kaſh erfeßt werden. Der mexikaniſche Dollar wurde
= 7 Mace 2 Candareens geſetzt, und ſo lauten denn
die Werthbezeichnungen der in die Rede ſtehenden
Münzen auf dieſen Betrag, auf 3 Mace 6 Candareens
(1/2 Dollar), Mace 4,4 Candareens (20 Cent8), 7,2
Landareens (10'Cent8) und 3,6 Candareens (5 Cent8).
Dieſe Werthbezeichnungen und der Name der Provinz
Kwangstung, beides in engliſcher Sprache, bilden die
Inſchrift der einen Seite, auf welcher ſich als Gepräge
der Kaiſerliche Drache, jedoch mit 4, ſtatt, wie richtig
chineſiſch, mit 3 Krallen, befindet. Die andere Seite
zeigt in der Mitte einige, von dem europäiſchen Stempel-
ſchneider nicht pexſtandene und daher unleferlich ausge-
fallene mongoliſche Buchſtaben, darum herum chinefifehe
Schriftzeichen, welche die offizielle Bezeichnung der
gegenwärtigen Regierungsperiode (Xmwang=[i — glänzende
Nachfolge), die Gewichtsangabe u. 1|. mw. Ddarftellen.
Derjelbe Souverneur ließ außer dieſen fünf Sorten
Silbermünzen auch noch im Jaͤhre 1889 Broncemünzen
nach chineſiſche Art, rund, mit einem viereckigen Loch
in der Mitte anfertigen ; doch ſind dieſe ebenfals ge-
prägt, während die hisherigen chineſiſchen Broncemünzen
gegöſſen waren Sie zeigen auf beiden Seiten chinefiſche
u, mongoliſche Schriftzeichen, welche den Namen der Pro-
vinz, die Münzbezeihnung u. ſ. w. enthalten, und
wurden zunaͤchſt auf den Werth eines Kaſh (alfo 1/,000
Taeh geprägt. Da aber bis dahin erſt etwa 1350
ſolcher Broncemünzen auf den Tael gerechnet worden
waren, ſo wurden dieſe neuen Münzen von der Be-
völferung nicht genommen, und man fah ſich genoͤthigt,
leichtere Stücke, 1350 auf 1 Tael, auszugeben.

Bibliotheken, Muſeen, Samm-
lungen.

Nürnberg. Germaniſches Nationalmujenm.) Der
Ver waltunggansſchuß des Germaniſchen Mıfenms“
wählte den Nünchener Privatdozenten Guſtav von Bezold
zum erſten Direktor.

hat die durch niehrere Jahre im Stadt Muſeuin zu Eger
ausgeſtellt geweſene Partitur des Rienzi“ käuflich er-
worben. Die Partitur wurde nebſt einem Begleithrief
am 19. Februar 1846 von Richard Wagner aus Dres:
den an den damaligen Direktor der Maͤrienbader Kur-
fapelle, Theodor Krüttner, gefendet, daß er ſie für
ſeine Zwecke henüßen fönne.“ Die Pärtitur, obſchon
Abſchrift iſt doch als eine authentiſche anzufehen, da
ſie von Wagner’3 Hand durchwegs korrigirt iſt und ſehr
zahlreiche Verbeſſerungen und Zuͤſätze enthält!

Ausgrabungen, Eutdeckungen,
Funde.

Nachdruct nur mit Genehmigung der Redattion geſtattet. Sämmt-
liche Fund Nachrichten ſtammen ausnahmslos aus der neueften Zeit.)

Oehringen, Württ. (Römerfunde,.) In Oehringen
ſtieß man bei den Grabarbeiten zum neuen Poſtgebauͤde
in einer Tiefe von 1,65 Meter unter dem Terrain auf
römiſche Mauern; ferner fand man römiſche Ziegelt
ſtücke, Gefäße aus grauem, rothem und gelbem Chon,
ſowie Thiexzähne und Knochen. Leider ſind die Gefäßẽ
ganz zertrümmert.

Aachen. (Römerfunde.) In der Franzſtraße
ſind dieſer Tage bei Kanaliſations Arbeiten intereffante
Alterthümer gefunden worden, u. A, eine frühere römt-
ſche Straße, die zirka 2 Meter tief lag. Weiter wurde
eine römiſche gut erhaltene Münze aus der Zeit des
Kaiſers Marc Aurel entdeckt. Das entdeckte Stück
Römerſtraße iſt ein Theil des römiſchen Heerweges,
der von Roermond, Geilenkirchen, Bofchelm über Aachen
Eupen nach dem hohen Venn ging und anſcheinend in
eine Heerſtraße nach Trier mündete.

Mosbach, Baden. (Injhrift.) Beim Losſchlagen
des Verputzes an der Giebeiſeite des Humbert’Ichen
Hauſes entdeckte man auf den eichenen Querbaͤlken
folgende in das Holz eingehauene Inſchrift:

Das Haus steht in Gottes Hand
1589
Jst von den Lindenlaub genannt.

Unter den Fenſtergeſimſen ſind Kreuzbuͤge, ebenfalls
aus Eichenholz. Auf einem ſenkrechten Baͤlten befindet
ſich ein Wappenſchild und am Ende der Zuſchrift ein
verſchlungenes Zeichen, das vermuthlich ein altes Zunft-
zeichen iſt. Herr Humbext läßt das Holzwerk mif Del-
farbe —44 — damit die alterthümliche Bauart her-
vortritt.

Hengersberg, Bayern. ohlenfunde) Nach-
dem ſchon öfters Kohlenfunde in hieſiger Gegend ge-
macht wurden, ſind die Funde der letzten Zeit beſonders
hHervorzuheben. Die Ausdehnung des Kohleufeldes,
durch Abbohrungen unterſucht hat bis jetzt einen Flächen?
raum von zwei Kilometer Länge und Breite. Die Tiefe
der lagernden Kohle iſt zwiſchen 15 und 40 Meter.
Das Hauptflötz weiſt eine Stärke von 11/, bis 4 Meter
auf. Nach einer Analyſe iſt die Kohle ſehr reich an
bituminöſen Subſtanzen, und verſpricht die Ausbeute
dieſes Braun kohlenbergwerkes, welches von Herrn Eduard
Müler in eifriger Weife betrieben wird, in jeder Hin-
ſicht ein günftiges Reſultat zu ergeben. SIn nächiter
Zeit beabſichtigt Herr Müller, das Bergwerk in Betrieb
zu ſetzen, was von der ganzen Umgebung mit Freude
begrüßt wird. Glück auf!

Bayreuth, Bayern. (Gehobene Schätze) Zwei
nicht unbedentende Muͤnzfunde find gemacht worden.
Um Montag wurden in Kleinjchwarzenbadh 840 alte
Silbermünzen gefunden, welche die Groͤße eines Silber-
zwanzigers haben. Iahreszahlen ſind nicht ſichtbaͤr,
wohl aber noch deutlich aufgeprägte Bilder, als: Kreuz,
Stern, Lamm und Fraͤuenkoͤpf! Bei den Fundamentir-
ungsarbeiten in St. Georgen wurde eine verfaulte Kiſte
entdeckt, die eine beträchtliche Anzahl Thalerſtücke aus
den Jahren 1799 und 1803 in ſich barg. Ueber den
hiſtoriſchen Werth des erſten Fundes iſt man im Un-
klaxen, dagegen wird der Werth der Thalerſtücke auf
mehr als tauſend Mark geſchätzt.

Wurzen. Sachſen. (Münzfund.) Bei dem Bau
eines Seitengebäudes, welches Kürſchuermeifter Beune!
witz errichtet, wurde kürzlich ein Topf zu Tage ge-
fördert, in welchem ſich 35 Goldmünzen auz dem 16.
und 17. Jahrhundert im Werthe von je 6—8 M und
79 Silbermünzen vorhanden.

Borna, Sachſen (Ein großer Münzfund) iſt bei
den Abbruchsarbeiten des Wohnhauſes in einem Bauern-
gehöft zu Stöhna gemacht worden. Die Mitnzen, die
aus dem vorigen Jahrhundert ſtammen, wurden in
einer Wand der Hausffur unter der Treppe voͤrge-
funden, Ihr Werth ſoll angeblich mehrere Taufend
Mark betragen. Wahrſcheinlich iſt der Schatz zu Kriegs-
zeiten an der betreffenden Stelle eingemauert worden.

Haderoleven, Schleswig⸗Holſtein. (Neber einen
eigenthümlichen Fund) wird au Gram jenfeit3 der
Srenze berichtet. Waͤhrend der Knecht eines dortigen
Hufners mit dem Pflügen beſchäftigt war, wurde eine
Menge Thalerſtücke an die Oberflaͤche befördert. Die
nähere Unterſuchung ergab, daß das Geld in Urnen
geſtanden hatte, die jedoch durch den Pflug vernichtet
voͤrden waren. Die gefundenen Münzen hatten einen
Werth von 50 Thalern und ftammten aus der Regier-
ungszeit Friedrichs VI., Chriſtian's VIIIL. und Fried-
richs VIL die ihngſten waren vom Zahre 1854. Vor
einem Jahrzehnt Yat auf der Fundſtelle ein Wald ge-
ſtanden.

Flensburg, Schleswig (Hlinengräber.) Wie
küxzlich mitgetheilt, iſt die Gegend bet Wamdrup fehr
reich an Hünengräbern Mehrere derſelben find ſchon
von berühmten Archäologen unterſucht worden, wobei
man ſehr intereſſante Entdeckungen maͤchte. SIn dieſer
Zeit wird unter kundiger Leitung ein Hlinengrab, „Lille
Kongehöi” genannt, unterſucht. Die Unterfuchung hat
ein ſchönes Reſultat gehabt und hofft man, noch mehr
entdecken. Gefunden worden iſt ein Schwelt aus
Brouce mit einem hHölzernen Schaft, zwei Steinfetzungen
mit Kohlenſtückchen, Aſche und Knochen. In dem einen
Haufen wurde die Spitze eines Pfeils aus Feuerſtein
gefunden. Später wurde auch eine Urne, ſo groß wie
ein gewöhnlicher Blumentopf und mit Ornamenten ver-
ziert gefunden.

der größten Urnenfriebhöfe im fuͤdlichen Holitein ift der
„Taterberg“, weſtlich von dem Doͤrfe GHGantmoor bhei
Bargteheide. Schon manche werthvolle AusSbheute aus-
demjelben iſt durch den AlterthumSpfleger Lehrer Siebke
in Bargteheide dem Muſeum vaterländifcher Alterthümer
in Kiel übermittelt worden. In diejfen Tagen wurden
nun auch auf einem Acker öſtlich von Hammoor beim
Pfilügen ca. 20 Urnen aufgefunden, von denen fünf faͤft
ganzlich unbeſchädigt blieben; eine derjelben ijt aus
Metall, waͤhrſcheinlich Bronce. Die Urnen wurden
ſammt Inhalt durch Lehrer Siebke dem Kieler Mujeunm
überfandt, deſſen Kuftos, Herr Splieth, dem Vernehmen
nach in nächſter Zeit bei Hammoor weitere Ausgrab-
ungen vornehmen wird.

Dolwingen, Elſaß Lothringen. (Die Ausgrab-
ungen) bei dem Kloſter St. Ulrich haben ausgedeNnte
Nauerreſte zu Tage gefördert. Zur Zeit ruhen die Nach-
grabungen, Geldmanhel fcheint die Urfache der unfrei:-
willigen Pauſe zu ſein. Welchem Zeitalter die entdeck-
ten Bauten angehören, ſcheint noch nicht fejtgeftellt zu
jein: bis jetzt ſollen die Anfichten darüber nod) ausein-
andergehen. Wir können aber Jedem, der ſich für Hijto-
riſche Funde intereſſirt, nur anrathen, fih na St.
Ulrich, das von den Bahuſtationen Saarburg oder Saar-
altdorf bequem in 40 Minuten zu erreichen ijt, zı he-
geben und ſich das ausgedehntẽ Grabfeld anzuſchauen.
Es lohnt ſich wahrlich!

Aus Schleſien. ( Alterthumsfund) Von Ddem:
Hauptlehrer Hofbauer zu Klein Leubuſch im Kreije
Brieg, wurde vor einiger Zeit in der Nähe von Malk-
wiß, und zwar an dem Wege, welcher, dem Laufe der
Beiſttis folgend, von Schweidnig über Canth nach
Breslau führte und heute nur noch ein Landweg iſt,
auf einem etwa 2 Meter hohen, an einer Seite ſchroff
abfallenden Hügel ein umfangreicher, werthvoller Fund
gemacht, über welchen bisher noch keine Mittheilung
in die Oeffentlichkeit gefommen ijt. Die vorgefundenen
Segenjtände finden ſich im Beſitz des genannten Finders.
Es befinden ſich darunter ein eiferner Schildbuckel, ein.
dazu gehöriger eiferner Fauſtgriff, eine eiferne Lanzen:
ipige, eine eijerne Speerfpige, eine Pfeilſpitze mit Tilen,
welch letztere einen lichten Durchmeffer von uur 9
Millimetern haben, eine eiferne Schaare, ein eijerner
Schildriegel, ein eiſerner Kaſtenſchlüſſel der ältejten Form,
eine Broncenadel mit etwa Millimeter hreitent. Kopf,
ein Broncegriffel mit fein eingravirten Winfkelitrichen
und Kundlinien, eine gut erhaltene Broncefibel und 15
Stück durchlochte Berniteinperlen. Ferner befinden ſich
unter den Fundgegenſtänden einige 30 Stück meift gut
erhaltene Gefäße, von denen 19 eine auffällige Form
oder Verzierung aufwieſen, während die anderen den
rohen plumpen Gefäßen entſprechen, welche die Forſchung
den Slaven zuzuſchreiben beliebt. Die befferen Gefäße
ſind zum Theil mit Strich⸗Ornamenten oder mit Buͤckeln
und Augen verziert und mit Graphit bearbeitet. MNac
einer Feſtſtellung durch Herrn Bahnmeifter Vug in
Halbendorf bei Grottkan einem rühmlichjt bekannten
Altexthumskengex, befinden ſich unter den Gefäßen
Todtenurnen, Töpfe, Taſſen, Schüſſeln, Krlige mit einem
und ſolche mit zwei Henkeln, Am zierlichiten iſt ein
mur 5 Zentimeter hohes Kinderfpiel-Krügmhen. Un diefes
reiht fich ein 3 Zentimeter hohes und 10 Zentimeter
breites weißes Näpfchen mit gut ausgeführter Strichber-
zierung. Auch ein Reſt eines eiſernen Kaſtenbeſchlages
mit Schließblech in welchem der Schlüſfel noch ſteckt,
iſt erhalten. Der Fundort barg endlich auch noch
menſchliche Stelette. In einer der Urnen fanden fic
außer werthvollen Beigaben und neben ſtarken Nücken-
wirbeln ein ſtarkex Kinnknochen, deſſen vier in ihm
ſisende ſchmalen Schneidezähne mur einer weiblichen
Berfon zu eigen geweſen ſein fönnen. Auf der Schneide:
fläche ſind die Zähne abgenützt, wie es bei Perfonen
von üher 60 Jahren der Fall zu ſein pflegt; foͤuft find
fie völlig gefund und mit einem glänzend Wweißen
Schmelz verſehen und ſo ſchmal, daß man -fie für
Kinderzähne halten konnte, wenn nicht die {tarle Nb-
nittzuns der Schneidefläche und der auffallend ftarkt ent-
wickelte Kinnknochen, in welchem fie ihren Sitz Haben,
auf ein höheres Alter deuteten. Herr Bahnmeijter Aug
ift bder Anſicht, daß die Gegenjtände des werthvollen
Fundes die Hintexlaſſenſchaft der ehemaligen Bewohner
unjerer Provinz bilden, unter denen es jo wie Heute
reiche Leute gab, welche für ihre Aſche wie auch für
ihren Haushalt theure, ſeltene Thongefäße kauften, die
ihnen der Handel aus der Ferne lieferte ; andererfelis
gab es Arme, welche ſich mit dem roheſten und billigiten
Geſchirr begnügen mußten. Die Fundgegenſtände Lönnen
hheilweile aus den erſten Jahrhuͤnderken vor oder nach
Chriſti ſtammen, bis zu der Zeit der ſogenannten Völker-
wanderung Durch die Wieren jener Zeit verarmten
die Bewohner unſeres Landes, der Bezug theuren Se-
fäßes hörte auf und auch vornehme Perſonen wurden
in rohen Urnen beſtattet. Auch in der oben genannten
Urne, welche von plumper Form iſt, kam eine Dame
beſſeren Standes zur Beſtaltung, wie dies duͤrch die
werthvollen Beigaben bewieſen wird! Die Funde amn
der ohen bezeichneten Stelle ſind keineswegs abgefchloſſen,
da ſich in der Nähe des Hügels ein ganzer Urnenfrieds
hof befinden ſoll.

Naugard, Pommern. (Silberſchatz) In der
Feldmark Daber iſt ein alterthuͤmlicher Silberſchaͤtz von
hervorragendem archäologiſchem Werte entdeckt worden.
Derſelbe beſteht aus zahlreichen ſilbernen Ketten, Aym-
ſpangen, Ringen, ſowie vielen Hunderten von Silber-
münzen rzmiſchen, aſtatiſchen und italieniſchen Gepraͤhes.

Zieto, Anhalt. Munzfund) Bei dem Abhruch
des Thurmes der hieſigen Kirche wurde in der Spig?
des Thurmes eine kupferne Büchſe gefunden, in der {ich
11 {ilberne Münzen gus dem 16. Jaͤhrhundert befanden.
Die größte dapon iſt ziemlich ſogroß wie ein Fünf-
marfitüc, die kleinſte wie unſer kleines Zwanzigpfennig-
ſtück. Auch ein Schriftſtück fand ſich in der Büchfe,
doch war es vergilbt und die Schrift unleferlich ; e8.
fiel auch beim Enkfaͤlten förmlich auseinander

Freiburg, Schweiz. (Todtenfeld.) In der letzten
Verſammlung des hieſigen kantonalen hiſtoriſchen Vereinz
kam ein höchſt intereſſanter Gegenſtand zur Berhandlkung.
Der Präſident, Max von Dießbach, erſtattete nämlich
Bericht über die Auffindung eines alt-Helvetijchen Todten-
 
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