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Steinbeck, Christoph G. [Bearb.]
Aufrichtig-teutsche Volks-Zeitung: ein nützliches Hand- u. Hausbuch für d. dt. Volk, seine Lehrer u. seine Freunde — 1795

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https://doi.org/10.11588/diglit.43827#0074

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. h IZE -

nigten Niederlande sei seiner Entſcheidung,
nahe , werde aber niche ſo günſtig ausfal.
len, als man wegen Absendung der Frie-
densgeſandſchaft hätte. hoffen sollen. So-

wenig. ſich die tapfern Franzoſen nämlich

weder durch Kälte, noch durch Batterien,
' noch durch den tapferſlen Widerſtand der
Allirten hätcen abſchrecken laſſen, die
Waal zu paſſiren, ſo sei es ihnen nun
auch gelungen, über die gefrorne Leck (lo
heißt vekannclich ein Arm des Rheins von Wyck
sa ~ in der Provinz urrecht) zu. gehen , und.
in das Herz von Holland vorzudringen ~
Den 18den d.. ſei die holländiſche Poſt erſt
Abends um 7 Uhr in Weſel eingetroffen,
da ſie doch bereits den Tag zuvor hätte an-
kommen ſollen, habe aber nicht einen ein-
zigen Brief aus Holland mitgebracht. ++
woraus man denn unr ſo mehr ſchlieſen.
müſſe, daß den. Franzoſen alles gelungen:

und die Gemeiuſchaft gänzlich abgeſchnite.

ten ſei.. H U
Auchwar am erſkend. weder eine Staf-
fette, noch eine Poſt in Hamburg ange-
kommen. Indeß iſt von dem dortigen hol-
ländiſchen Poſtcomtoir den 20ſten bekannt:
gen:acht worden, daß ,- der mißlichen La-
ge ohngeachtet, in welcher ſich die verei-
nigten Niederlande befänden, doch zu hof-

fen ſei, daß der holläntiſche Poſfcours

noch frei und ſicher ſei. Iedoeh wird das
Felleiſen, welches von Hamburg nach Hol-
laud geht, wenn es nicht mit Sicherheit
durchzubringen ſeyn ſollte , auf der Sta-
tion, welche Gefahr vermuthet, zuräck be-
halten.. ~~ Lauter schlimme Umſkände für
den deutſchen <zandel - denn mußſz man be-
fürchten, nicht einmahl mehr einen Brief
aus Holland erhalt... zu können - um wie
viel weniger darf man etwas anders hoffen.

222 utr1 t

Durch auſſerordentliche Gelegenheit ha-.
hen wir aber doch. noch ein Schreiben vom:

raden Jan. aus Amſterdanr erhalten, wel-
ches denn ebenfalls beſtätiget, daß das

Spyrüchwort :. ezolland in LTsthen noch
nie ſo treffend wahr gewesen iſt, als ge-

genwärtig ; denn in demſelben wird geſagt :
Die Verwirrung und Beſtürzung, die in
Amſterdam herrſche, ſey nicht zu beſchrei-
ben - die Flüchtlinge nähmen immer mehr

zu -- die Provinz Utrecht wolle nit den

Franzoſen kapituliren, weil man ſich doch
nicht gegen ſie halten könne, und wenn.

man auch ſämtlich unter das Gewehr träte..

Nh allen zu urtheilen, ſo iſt Holland:
verloren.. .

E

; Betragen der Franzoſen in Cleve..

Hir iſt die groſe Kirche von den Fran-
zoſen ~~ laut der Verſicherung eines Au-
genzeugen ~~ zwar zum Heu und Stroh-
magazin gemacht - jedoch geht bei den Non-
nen und Mönchen ſo wie in der franzöſi-
ſchen reformirten Kirche alles seinen ge-
wähnlichen Gang fort ~~ Die Hirſche im
Thiergarten ſind zwar erſchoſſen und die
Zäune niedergeriſſen, jedoch ſteht überall
Schildwache, damit nichts verdorben wer-
de, denn es iſt in dieſem Garten, unter
andern, ein ſchöner Geſundbrunnen. So
ſkrenge iſt man in der Mannszucht, daß
man einen gewißen Zimmermann, welcher
das Brunnenhaus beſtohlen hatte, erſchieſ-
fen wollte. Man will übrigens in Cleve
gar nicht wiſſen ~ wer für oder wider die

Franzoſen geweſen iſt. Wer einen Kran-

ken im. Hauſe hat - bleibt mit Einquartie-
 
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