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Steinbeck, Christoph G. [Bearb.]
Aufrichtig-teutsche Volks-Zeitung: ein nützliches Hand- u. Hausbuch für d. dt. Volk, seine Lehrer u. seine Freunde — 1795

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https://doi.org/10.11588/diglit.43827#0122

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» er.
„ten keine Grenzen geſest , ſo wäre es
„um die Freiheit von ganz Europa
„geſchehen geweſen. Befolgt nicht Ruß-
„land ſeit 60 Jahren einen und denſelben
„Plan ? hat es nicht Polen getheilt ? die

„Krimm erobert? Griechenland bedro-

„het? Konſtantinopel in Schrecken ge-
„„ſetzt? den Raukaſus (ein entsetliches Ge-

birge in Aſten, an dem zum Theil die Tatarn

wohnen, die guten Ackerbau, Eiſenwerke und
Fabriken haben,) überſchritten? „„Perſien

„Geſetze vorgeſchrieben ? Ja ſelbſt den

„„Kaiſer von China gedemüthigt? und ~~
„itzt iſtes im Begriff, durch Polen
„sich den Weg nach Deut ſchland
„zu öffnen!!! Schweden u. Dänen!
„Euch drohet der rußiſche Strom ganz zu
„verſchlingen. Ein andrer sagte : Das
franzöſiſche Volk werde niemahls die ihm
von der UJatur vorgeſchriebenen Grenzen
überſchreiten ~~ (alſo, unter andern, nie über
ben Rhein gehen , ſobald der Friede hergeſtellt
_ Den 26ſten Jan. ging durch Lippſtadt
(in Weſtphalen) ein Kommiſſarius des Na-
zionalkonvents,, der von Baſel kam , und
in Anſehung der Friedensunterhandlung
ebenfalls qure Aeuſſerungen that ~ In
Mannheim hatte man den zten Febr. von
Baſel Nachricht, daß die Pariſer Briefe
den Frieden ebenfalls verkündigten.
Die Friedensvorſchläge, welche dem
Barthelemy, franzöſiſchem Geſsanden in

Haſel, gemacht worden ſind, ſollen aus

folgenden Punkten beſtanden haben: 1)
daß alle Feindſeligkeiten gegen das deutſche
Reich aufgehoben werden, 2) die Franzoſen
ſich mit den Ländern über der Queich (einem
Fluße in der Unterpfalz, der bei Landau vor-
bei fließt, und bei Germersheim in den Rhein

“du

fälit) begnügen, und 3) diejenigen deut-
ſchen Fürſten, welche durch die franzöſi-
ſchen Einfälle gelitten haben , entſchädi-

ten ſollee. Mit diesen vorgeblichen

Friedensvsorſchlägen soll nun Merlin von

Thionville nach Paris gereiſet ſenn, um

den Konvent zur Annahme derselben zu
bewegen, und ſich den Jakobinern, wel-
che alle Kräfte anwenden, den Friedens-
ſchluß zu hindern, entgegen zu stellen.
Allein wenn man in Paris auf dent
Rhein zur Grenze zwiſchen Frankreich u.
Deùtſchland, wie wir vorhin angeführet
haben, beſteher, ſo wäre man, vorausgeſettt,
daß die eben angeführte Friedensvorſchlä-
ge ihre Richtigkeit haben , in Abſicht seiner
Forderungen , noch ziemlich weit von ein-
ander entfernt ; denn , wenn die Queich
als Grenze angenommen würde, ſo erhiel-
te Frankreich gar wenig von Deutschland
~ Doch. würde dies, dem Frieden wohl

noeh immer nicht ſo im Wege ſtehen, als

die Erklärung des franzöſiſchen Geſanden
Descorches, die wir in unserm vorigen
Blatte mitgetheilet haben, ſobald ſie fich
als gegründet beſtätiget, daß nämlich die
franzöſiſche Republik nicht eher Friede
machen wolle, bis Polen wieder in ſeinen,
1791 gemachten, Stand geſetzet würde.
Bis heute haben wir dieselbe weder be-
kräftigen nech widerrufen hören. î

Im Gegentheile beſtätiget ſieh aber das,
was wir, im Dienſtagsblatte, von der

Pforte und ihren Aeußerungen gegen Ruß-
land erzählten, dadurch , daß, nach Nach-

richten aus Ronſtantinopel, vom 16den
Dec. v. J. man im ganzen türkiſchen
Reiche ſchon die eruſtlichſten militäriſchen
Anſtalten macht, in allen Aſiatiſchen und
Europäiſchen Provinzen deſſelben, Janit-
 
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