KATARZYNA CIEŚLAK
Nach der erzwungenen Rekatholizisierung Danzigs,
wo ein evangelischer Aufruhr 1526 unterdriickt worden
war, bedienten sich die Danziger eben der profanen
Kunst urn ihre religiósen Anschauungen auszudriic-
ken, da die Stadtkirchen, wo immer mehr evangelisch
gesinnte Prediger tatig waren, und immer haufiger kat-
holische Brauche vergessen wurden, mindestens offi-
ziell dem Apostolischen Stuhl unterworfen waren. Die
Behórden Danzigs wufiten die politische Loyalitat
gegeniiber dem polnischen Kónig mit der Begiinstigung
der (verbotenen) Anderungen im religiósen Leben ihrer
Stadt zu verbinden. Seit dem Anfang der 50er Jahren,
als sich bessere Aussichten fur konfessionelle Toleranz
bemerken liessen, manifestierten die Danziger ihre
religiósen Anschauungen auch in den Kirchen.
Im Programm der Ausstattung der drei Briiderschaften
finden wir einen Widerhall der Legende von Neun Guten
Helden und Heldinnen, die in drei Triaden (antike, altte-
stamentliche und christliche) gruppiertwaren. Im Artushof
wurde die Weltgeschichte - und auch die Ausschmiickung
nach gleichem Schema geteilt. Gleichzeitig hat man den
polnischen Kónig Kasimir IV. zum Rang eines neuen
Guten Helden erhoben. Die „neuf preux" traten in
Rathausern und Gerichtsstatten (Liineburg, Koln) seit
dem 14. Jh. auf. Im sudlichen Teil des Artushofes fanden
Gerichtssitzungen statt. Ratsherren und Schóffen wurden
also mit erbaulichen Beispielen aus der antiken Geschi-
chte, mit von einem christozentrischen Gesichtspunkt in-
terpretierten alttestamentlichen Historien und schliefilich
mit Szenen aus der Vergangenheit ihrer Stadt und Anspie-
lungen an die Gegenwart konfrontiert. Die Mitglieder
der Banken hielten ihre Tafelrunde in der Nachbarschaft
der Gerichtsstiihlen und -szenen. Beide Inhaltsbereiche
der Ausstattung erganzten sich gegenseitig.
Einzelne Szenen konnten ebenfalls z.B. als Ermah-
nung zur Ehemoral interpretiert werden (Tod der Luc-
retia, Diana und Actdon, Loth mit den Tochtern, Judith
und Holofernes - zwei letzte gehóren zu den sog. Wei-
berlisten). Auch die Geschichte von Jephta konnte als
Warnung vor den im Artushof ublichen Wetten verstan-
den sein. Mit einzelnen Elementen der Dekoration verband
man, mit der Zeit, immer mehr falsche Interpretationen,
die auch das Verstandnis des Ganzen verdunkelten. Auch
die spater eingefiihrten Figuren und Gemalde waren
dem ursprunglichen Programm nicht immer angepafit:
Schon um 1600 bestellte die Marienbiirgerbank zwei
Darstellungen aus der Geschichte Actaons und der
Jagdgóttin Diana, die bischer den Mitgliedern der Rein-
holdsbank „eigen" war. 1596 hat die Dritte Ordnung
zum ersten Mal vorgeschlagen, den Gerichtssitzungen
und gesellschaftlichem Leben dienenden Artushof in
eine Bórse umzuwandeln. Die sozialen Schichten, fur
die der Eintritt in den Artushof erschwert worden war,
versuchten auf diese Weise seine Demokratisierung zu
erzwingen. Die Bórse im Artushof entstand erst 1742,
als die Kaufleute schon die Mehrheit der Bankmitglie-
der bildeten. 1755 bestellten sie fur den Artushof ein
Denkmal des polnisch-sachsischen Kónigs August III.,
der die Seite der Dritten Ordnung in ihrer siegreichen
Kampf um die Macht in der Stadt eingenommen hatte.
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Nach der erzwungenen Rekatholizisierung Danzigs,
wo ein evangelischer Aufruhr 1526 unterdriickt worden
war, bedienten sich die Danziger eben der profanen
Kunst urn ihre religiósen Anschauungen auszudriic-
ken, da die Stadtkirchen, wo immer mehr evangelisch
gesinnte Prediger tatig waren, und immer haufiger kat-
holische Brauche vergessen wurden, mindestens offi-
ziell dem Apostolischen Stuhl unterworfen waren. Die
Behórden Danzigs wufiten die politische Loyalitat
gegeniiber dem polnischen Kónig mit der Begiinstigung
der (verbotenen) Anderungen im religiósen Leben ihrer
Stadt zu verbinden. Seit dem Anfang der 50er Jahren,
als sich bessere Aussichten fur konfessionelle Toleranz
bemerken liessen, manifestierten die Danziger ihre
religiósen Anschauungen auch in den Kirchen.
Im Programm der Ausstattung der drei Briiderschaften
finden wir einen Widerhall der Legende von Neun Guten
Helden und Heldinnen, die in drei Triaden (antike, altte-
stamentliche und christliche) gruppiertwaren. Im Artushof
wurde die Weltgeschichte - und auch die Ausschmiickung
nach gleichem Schema geteilt. Gleichzeitig hat man den
polnischen Kónig Kasimir IV. zum Rang eines neuen
Guten Helden erhoben. Die „neuf preux" traten in
Rathausern und Gerichtsstatten (Liineburg, Koln) seit
dem 14. Jh. auf. Im sudlichen Teil des Artushofes fanden
Gerichtssitzungen statt. Ratsherren und Schóffen wurden
also mit erbaulichen Beispielen aus der antiken Geschi-
chte, mit von einem christozentrischen Gesichtspunkt in-
terpretierten alttestamentlichen Historien und schliefilich
mit Szenen aus der Vergangenheit ihrer Stadt und Anspie-
lungen an die Gegenwart konfrontiert. Die Mitglieder
der Banken hielten ihre Tafelrunde in der Nachbarschaft
der Gerichtsstiihlen und -szenen. Beide Inhaltsbereiche
der Ausstattung erganzten sich gegenseitig.
Einzelne Szenen konnten ebenfalls z.B. als Ermah-
nung zur Ehemoral interpretiert werden (Tod der Luc-
retia, Diana und Actdon, Loth mit den Tochtern, Judith
und Holofernes - zwei letzte gehóren zu den sog. Wei-
berlisten). Auch die Geschichte von Jephta konnte als
Warnung vor den im Artushof ublichen Wetten verstan-
den sein. Mit einzelnen Elementen der Dekoration verband
man, mit der Zeit, immer mehr falsche Interpretationen,
die auch das Verstandnis des Ganzen verdunkelten. Auch
die spater eingefiihrten Figuren und Gemalde waren
dem ursprunglichen Programm nicht immer angepafit:
Schon um 1600 bestellte die Marienbiirgerbank zwei
Darstellungen aus der Geschichte Actaons und der
Jagdgóttin Diana, die bischer den Mitgliedern der Rein-
holdsbank „eigen" war. 1596 hat die Dritte Ordnung
zum ersten Mal vorgeschlagen, den Gerichtssitzungen
und gesellschaftlichem Leben dienenden Artushof in
eine Bórse umzuwandeln. Die sozialen Schichten, fur
die der Eintritt in den Artushof erschwert worden war,
versuchten auf diese Weise seine Demokratisierung zu
erzwingen. Die Bórse im Artushof entstand erst 1742,
als die Kaufleute schon die Mehrheit der Bankmitglie-
der bildeten. 1755 bestellten sie fur den Artushof ein
Denkmal des polnisch-sachsischen Kónigs August III.,
der die Seite der Dritten Ordnung in ihrer siegreichen
Kampf um die Macht in der Stadt eingenommen hatte.
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