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Instytut Sztuki (Warschau) [Hrsg.]; Państwowy Instytut Sztuki (bis 1959) [Hrsg.]; Stowarzyszenie Historyków Sztuki [Hrsg.]
Biuletyn Historii Sztuki — 55.1993

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Nr. 1
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Rzempołuch, Andrzej: Prace rzeźbiarza Krzysztofa Pervangera dla kościoła w Świętej Lipce, 1744-1748
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https://doi.org/10.11588/diglit.48738#0069

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PRACE KRZYSZTOFA PERYANGERA

und Ecclesiae Triumphans) „familia Christi” befindet
sich als ob sie draussen stehe, es ist eine evidente Programm-
ausbreitung iiber den urspriinglich vorgesehen Inhalt.
Die Genealogie Christi, nach Hl. Matthaus 1, 1-17 und
Lukas 3, 23-38 ist der Stammbaum des Hl. Josefs, des
Rechtsvaters Jesu. Um Jesus als Messias anzuerkennen,
nennen beide Evangelisten Abraham und David als
seine Vorfahren, widerum das Auftreten (bei Matthaus)
nicht israelischer Frauen beweist die Allgemeinheit des
Christentums. Sie ist eine mystische Genealogie, die
Lukas direkt von Adam aus fiihrt, der von Gott war.
In Święta Lipka besteht die Handlung mit einer
Nachprobe: es geht um die Adaption der Genealogie
zum Marienprogramm, durch die Hinzufiigung der Ver-
kundigungsgruppe mit der Figur des Jesuskindes (im
Torbereich). Man kann iiberzeugt sein, dass man die
Verkiindigung nicht mit Liber generationis in ein Gan-
zes fur sich verbiinden wiirde. Unserer Meinung nach,
ist die Zusammenstellung der Verkundigungsgruppe-
Figuren eine spatere, als die Genealogie-Galerie. Der
Stil der erhaltenen zwei Figuren, insbesonders die Ge-
stalt von Maria und Bearbeitung ihres Kopfes, schliesst
nicht aus, dass es ein Werk von Pervanger ist.
Als Baumaterial verwendete Pervanger Sandstein-
blócke aus Gotland; sie wurden iiber Kónigsberg nach
Tolkmicko transportiert, wo der Bildhauer alle Skulptu-
ren in seiner Werkstatt meisselte. Die Figuren waren
polychromiert, die Figuren der Heiligen: Stanislaus Ko-
stka und Alois Gonzaga - vergoldet. Ein Quellenbeweis
fur die Polychromie ist die Andeutung, dass die Skulp-
turen mit Leinól bestrichen wurden. Die Steinblócke
wurden quer durchgeschnitten; das verursachte die
schnelle Zerstórung der Figuren auf dem Kreuzgang

wegen athmospherischer Einfliisse. Das war bestimmt
kein Fehler des Bildhauers, fur den das Materiał keine
Geheimnisse hatte. Diese Schichtenbildung gleicht der
Tektonik fast aller Figuren der Genealogie; sie charakteri-
siert sich durch fliissige Gliederung vertikaler und diago-
naler Elemente. Man kann auch vermuten, dass solche
Verarbeitung des Steinmaterials die scharferen Rander
der einzelnen Fragmente der Steinblócke zutage brin-
gen sollte.
Liber generationis von Christoph Pervanger ist ein
hervorragendes Kunstwerk. Kunstlerisch anerkannt
sind die einzelnen Figuren, unter welchen kaum einige
geringer sind. Nur einmal in seinem schaffenden Leben
konnte Pervanger, dank der Jesuiten in Święta Lipka,
die grosse Skala seines Talents zeigen. Darin liegt der
eigenartige Wert dieses Kunstwerkes. Die Genealogie
war bestimmt, sie von unten, aus einer Entfernung von
etwa zehn Meter anzuschauen; deshalb sieht man die
Tendenz des Bildhauers zur Monumentalitat der Gestal-
ten, was bildlich dargestellt ist durch Formreduzierung
bis zur Grundlage der Kompositionstakten und Verlie-
ren der Details. Diese Skulpturen hat Pervanger niemals
wiederholt. Sie enthalten viel klassische Klarheit und
Ernist, also die Zeichen, die Pervanger unter Einfluss
ermlandischer Auftragsgeber bald aufgab. Eine wichti-
ge Rolle auf seinem schaffenden Wege spielte Bóhmen,
wo die Bildhauerkunst in der 1. Halfte des 18. Jh. sich
sehr aktivierte und wo der Wirkungskreis der katho-
lischen Kunst expansiv war. Das Kunstwerk von Per-
vanger scheint naher der norditalienischer Quelle zu
sein, als der damaligen bómischen Bildhauerei - wo
ebenfalls Kunstler aus Tirol geschafft haben - sie oszil-
lierte sehr friih zur Rokokokunst.
Obersetzung Maria Anielska-Kołpa

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