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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 1/2
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Hildebrandt, Hans: Die Sammlung Kirchhoff in Wiesbaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0026

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DIE SAMMLUNG KIRCHHOFF IN WIESBADEN

flbb. 1. WILHELM TRÜBNER; „Seeonlandfchaft“.

in den Zeidinungen und Radierungen Liebermanns. Von Slevogt wäre als Ergänzung
feiner breitgemalten Landfchaft und des mehr koloriftifdi als kompofitionell anziehenden
Bildes „Zwei Bräute“ eines jener Bildniffe zu wünfdien, aus denen — neben den
Illuftrationen zu „Lederftrumpf“ und ähnlichen an Handlung reichen Erzählungen —
fein Künftlertum am reinften fpricht. Mit großer Sorgfalt wurden Corinths Arbeiten
(„Morgentoilette“, „Selbftbildnis“, „Selbftbildnis mit Modell“ und „Waldngmphe“) aus-
gewählt. Mag einem auch die oft bis zur Roheit gefteigerte Brutalität der Auffaffung
unfympathifch fein: Die fouveräne Sicherheit des technifchen Könnens und die Bravour,
mit der fchwierige malerifche Probleme gelöft werden, zwingen felbft dem Wider-
ftrebenden Achtung ab.

Die junge Kunft der Gegenwart, der wohl auch die Zukunft gehört, erblickt nicht
mehr in den Erfcheinungen der fichtbaren Wirklichkeit, die der Schaffende zwar mit
den Mitteln feiner Kunft zu verarbeiten, an die er fich aber auch zu halten hat, das
Grundelement des Kunftwerks. Ihr ift das Kunftwerk wieder wie in allen Zeiten ent-
wickelten Stilgefühls ein Organismus mit eigenen Gefeßen, eine gefchloffene, kleine
Welt für fich, eine Welt, die aus Formen und Farben fich zufammenfügt, und die der

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