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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 3/4
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0079

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AUSSTELLUNGEN o PERSONALIEN o LITERATUR

ftilverwandt einer aus Linz ftammenden Ma-
donna im germ. Mufeum. Die ausdrucksvolle,
auch noch in der alten Polychromie erhaltene
Pieta aus Oberroden bei Frankfurt ergänzt wert-
voll den Beftand der bisher bekannten kunft-
gefchichtlich außerordentlich wichtigen mittel-
rheinifchen Beweinungen. Eine Grablegung aus
der Gegend von Boppard fleht in der Nähe der
Älabafterkreuzigungsgruppe im Frankfurter Lie-
bighaus. Ob das entzückend liebliche Relief
einer hl. Anna Selbdritt dem Mittelrhein zuge-
hört oder nicht eher einem kölnifchen oder
weftfälifdien Meifter fcheint mir fraglich. Idi
möchte es um 1410 anfegen. Sicher mittelrhei-
nifch, und zwar mit der Tradition der mainz-
ifdhen Skulptur verknüpft, erfcheint mir die
figende Madonna mit Kind, die an die äußerfte
Grenze der großen gegen 1450 abfdiließenden
Kunftepoche der mittelrheinifchen Plaftik gerückt
werden dürfte. Der fchönen Sammlung, die ein
wertvolles Teil lokaler Kunft darftellt, gefellen
[ich noch zwei fchwäbifche Skulpturen. Ein Hl.
Sebaftian, um 1450—75 und eine frühere Hl.
Barbara, die den großen Namen Multfcher trägt.
Mit welchem Recht wäre genauerer Unterfuchung
wert. Die Unklarheit, die über Multfcher herrfcht,
legt Zurückhaltung auf; doch darf gefagt werden,
daß die Zuweifung dem Meifter keine Unehre
macht. di.

PERSONALIEN

HYAZINTH HOLLAND f Im Alter von
faft 91 Jahren ift in München Profeffor Dr. H.
Holland geftorben, nachdem er fich bis zu den
legten Tagen feines arbeitsreichen Lebens einer
feltenen Frifche des Geiftes hat erfreuen dürfen.
Mit ihm fdieidet der legte Veteran der alten
Münchner Zeit, der durch feine perfönlichen
Beziehungen zu den meiften bedeutenden Malern
des Spigwegkreifes bis in die vierziger Jahre
des vorigen Jahrhunderts zurück, alle Arbeiten
über die Münchner Kunft diefer Zeit auf das
trefflidhfte fördern konnte. Die ftete Bereit-
willigkeit und feltene Herzensgüte, die den be-
fdieidenen Gelehrten auszeichneten, blieben den
vielfachen fchriftlich und mündlich an ihn gerich-
teten Fragen gegenüber immer gleich liebens-
würdig, und die von ihm verkörperte Tradition
gab dem Umgang mit ihm etwas Patriarchalifches.
Zur Ergänzung feines ftaunenswürdigen Ge-
däditniffes hatte Holland fchon um 1850 be-

gonnen, einen wohlgeordneten Zettelkaften im
Notizen und Zeitungsausfchnitten über Münch-
ner Kunft anzulegen. Diefes unfchägbare, bis
zur Gegenwart fortgeführte Material, das u. a.
den Biographien Hollands für Thieme-Beckers
Lexikon fehr zu gute gekommen ift, wird in den
Befig der Münchner Staatsbibliothek übergehen.
An felbftändigen Schriften hat Holland neben
größeren Werken für fein Hauptgebiet, die Litera-
tur- und Sprachforfchung, Monographien über
die Maler Adam, Horfchelt und Schwind verfaßt.
Bleibenden Wert befigt vor allem feine Arbeit
über den Maler und Dichter Pocci.

BERLIN Prof. Dr. Edmund Hildebrandt
erhielt einen Lehrauftrag für neuere Kunft-
gefchichte an der Univerfität Berlin.

MÜNCHEN Zum Leiter der kgl. bayr. Gra-
phifchen Sammlungen ift als Nachfolger Pall-
manns unter gleichzeitiger Verleihung des Pro-
feffortitels Dr. Otto W e i g m a n n berufen worden,
der f. Zt. als Konfervator an derfelben Stelle
wirkte und wegen fachlicher Meinungsverfchie-
denheiten aus feiner Stellung gefchieden war.
SeineSchrift; „EinKapitel bayrifcherKunftpflege“,
in der er feine Befchwerden vorbrachte, ift1 da-
mals auch hier befprodien worden. So be-
deutet denn die Berufung Weigmanns eine fpäte,
aber um fo erfreulichere Rehabilitierung des
Mannes und feiner Grundfäge.

NÜRNBERG Dem Konfervator am german.
Mufeum Dr. F. T. Schulz ift der Titel als königl.
Profeffor verliehen worden.

LITERATUR

Im Haag erfdiien die erfte Nummer einer
neuenZeitfdirift unter dem Namen—DE CICE-
RONE. Sie wird herausgegeben durch eine neu-
gegründete Verlagsgefellfchaft, die fich eben-
falls „De Cicerone“ nennt. Es handelt fich um
eine illuftrierte, allgemeine Kunftzeitfdirift, die
monatlich erfcheinen foll. Das erfte Heft ent-
hält einen Äuffag von F. Schmidt-Degener über
das Bild von Doffo Doffi (Faun und Nymphe)
im Rotterdamer Boymansmufeum, einen Artikel
von H. de Boer, dem Redakteur, über den Goud-
ftikkerfchen Rembrandt. Ändere Autoren fchrei-
ben über Bilder und Zeichnungen der Brüder
Maris, C. van der Sluys über Möbelkunft, H.
Kloppers über Theater. O. H.
 
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