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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 23/24
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0419

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SAMMLUNGEN ° AUSSTELLUNGEN

hielten dieBeifpiele für Glasmalerei ihren natür-
lichen Ort an den Fenftern, die Textilien an
den Wänden, während die verfchiedenen Zweige
der Skulptur z. T. in hiftorifchen, z. T. in Material-
gruppen in den Vitrinen und an den Wänden
untergebracht find.

Unter der Kleinplaftik in Holz ftehen an erfter
Stelle die zwei Buchsftatuetten von Konrad Meit,
Adam und Eva, deren letjtere früher als Kopie
galt, aber durch den Äufweis von alten Farb-
fpuren als gefiebertes Werk angefehen werden
muß. Eine fchöne Doppelferie von Spielbrett-
fteinen zeigt in der Art des H. Kels (Augsburg
1530—40) bemalte Stuckbildniffe von Herrfcher-
Adels- und Bürgerperfonen neben Darftellungen,
der Judith und Lukretia. In etwa gleiche Zeit
ift ein Kruzifix (Nürnberger Arbeit) und ein
Relief nach Dürers Adam und Eva zu fetten.
Ein ftark bewegter Sebaftian und zwei Reliefs
Geißelung und Dornenkrönung (vlämifch), leiten
zum 17. Jahrhundert über. Als intereffante Ver-
treter einer hochentwickelten böhmifchen Holz-
bildnerei in Eger find Reliefintarfien von Äda-
mus Eck (1632), darftellend Ferdinand III. als
Sieger von Nördlingen und der Schule* diefes
Meifters (Bekehrung Pauli, Lot und feine Frauen)
hervorzuheben. Es folgt eine Serie öfterreichi-
fcher kleiner Holzfiguren aus dem 17., und aus
dem Anfang des 18. Jahrhunderts eine an Be-
wegung und malerifcher Wirkung äußerft reiche
Kreuzigungsgruppe; fchließlich als letzter ftil-
künftlerifcher Vertreter der Kleinplaftik in Holz,
die ja in den öfterreichifchen Älpenländern bis
heute volkstümlich weiterlebt, eine Buchsma-
donna aus dem KreiTe Mefferfchmidts, deffen
bekannte phgfiognomifdien Studienköpfe an den
Wänden Pla§ gefunden haben. — Von auslän-
difchen Holzarbeiten feien außerdem hervor-
gehoben: ein prachtvoller, früher bemalter Kopf
eines Mannes, burgundifdi (Brüffel?), Mitte des
15. Jahrhunderts, ein Kruzifix von dem kraffen
Realismus fpanifcher Schulen aus derfelben Zeit,
ein dekoratives Holzpanneau, figniert Antonio
Barile aus Siena, um 1500, ein Relief nach einem
niederländifchen Stich (Tobias und der Engel),
figniert Rhomae Antonio Corneto, und eine fizi-
lianifdre Gruppe aus einer Krippe (Kindermord-
fzene) aus Holz mit aufgelegter geftärkter Lein-
wand (18. Jahrh.).

Neben den Holzfkulpturen laufen die Arbeiten
in Kehlheimer Stein. Unter ihnen pnd vor allem
zwei freiplaftifdr gefchnittene, wohl von einer
Kreuzigungsgruppe ftammende Figuren Maria
und Johannes aus der Mitte des 15. Jahrhunderts
bemerkenswert; fie zeigen Spuren von Bema-
lung und Vergoldung. Ferner ein 1560 datiertes
Relief mit den Profilporträts Maximilians II. und

feiner Gemahlin Maria in einer Gartenarchitek-
tur mit afiatifchen Tieren im Hintergrund; Von
befonderem Intereffe ift ein Muskelmann in
Terrakotta, der fich auf feine eigene über eine
Stütze geworfene Haut ftüßt, als das einzige
bisher gefundene Werk des Willem van der
Broeck aus Mecheln (fign. Guilelmo Paludiano
Mechi fc. 1559).

Zur Großkurift überleitend und zugleich von
Bedeutung für den Aufweis der direkten Fäden,
die im 18. Jahrhundert Öfterreich und Italien ver-
banden, ift ein Relief in rotem und weißem Mar-
mor (Veritas enthüllt von Kronos) von Giovanni
Giuliani aus Venedig (1663—1744), dem Lehrer
Rafael Donners. Aus diefem Kreife ftammt auch
ein Prometheus aus Terrakotta, ferner eine
Petrusftatuette und eine Magdalena Hagenauers
von 1759. Von Donner felbft ift neben zwei
zugefchriebenen Bleireliefs (Kinderporträts) ein
Bleimodell (liegende Dame mit Hund) als ein
ausgezeichnetes Stück anzuführen. Der Künftler
eines Bleimodells für ein Denkmal Katharinas
von Rußland (die Kaiferin auf Flügelpferd mit
vier allegorifchen Figuren) ift noch unbekannt.
Der öfterreichifche Klaffizismus ift durch Arbeiten
Franz Anton Zauners vertreten, jo durch Modell-
fkizzen der Figuren für das Palais Pallavicini
(1783) und einen „Genius Bornii“ (eines öfter-
reichifchen Freimaurerführers) von 1785.

In eigenen Vitrinen find ferner die Wachs-
boffierungen aus dem 17. Jahrhundert, fowie
Wachsmodelle der Wiener Porzellanmanufaktur
und die Sammlung an Elfenbeinarbeiten (Trink-
kanne mit Hochreliefs in Metall gefaßt, 17. Jahr-
hundert, pafficht gedrehte Becher, eine Wiener
Gitarre mit fchwarzer Gravierung u. a.) unter-
gebracht. Die Sammlung italienifcher und deut-
fcher Plaketten ift proviforifch aufgeftellt und
wird in der Folge auch hiftori fch geordnet werden.

H. G.

AUSSTELLUNGEN

HÄÄG In PULCHRI STUDIO veranftaltet die
Firma J. Goudftikker aus Amfterdam ihre gut
eingebürgerte Herbftausftellung von Gemälden
altniederländifcher Meifter. Diesmal haben die
Bildniffe das künftlerifche Übergewicht. Nicht
weniger als vier Porträtpaare von Mann und
Frau befinden fich darunter. Ein bürgerliches
Ehepaar von Bartholomeus van der Heist,
wohl um oder kurz nach 1640 entftanden, hat
noch die Schlichtheit der Auffaffung und feine
Charakteriftik, wie wir ße in {len fpätern Werken
diefes Meifters nicht mehr in dem Maße finden.
Die ebenfalls lebensgroßen Bildniffe des Paulus
van Efch und feiner Gattin Elifabeth Schoorman
von Nie. Maes find aus deffen Übergangszeit

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