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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 9/10
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Strauss, Conrad: Die Karl Heinrichsche Frayencefabrik zu Frankfurt a.O.
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0155

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DIE KARL HEINRICHS CHE FAYENCE-
FABRIK ZU FRANKFURT Ä. O.

Mit zwei Abbildungen Von CONRAD STRÄUSS

TAaß es früher zahlreiche Fayencefabriken gegeben hat, die fchöne künftlerifche
Leitungen hervorgebracht haben, von denen wir bisher leider noch wenig wißen,
dürfte als eine bedauerliche Tatfache feftftehen. Bei vielen Mufeen und privaten Kunft-
fammlungen finden wir eine Unmenge wundervoller keramifcher Arbeiten, deren Her-
ftellungsort noch unbekannt ift. Meine kurze Abhandlung foll wieder als ein neues Mofaik-
fteinchen das Bild, welches wir von unferem früheren heimifchen Kunftgewerbe brauchen,
möglichft bald vollftändig zufammenfeljen helfen. An Hand der beigefügten Abbildung
des Frankfurter Kruges nebft dem Fabrikzeichen werden fidi hoffentlich bald weitere
Stücke in den einzelnen Sammlungen beftimmen laffen.

Beim Studium der Archivakten des Magiftrats zu Frankfurt a. 0. fand ich ein für den
Kunfthiftoriker außerordentlich intereffantes Schriftftück betreffs der Anlegung einer
Fayencefabrik am hiefigen Orte. Zu gleicher Zeit konnte ich einen alten Fayencekrug
aus Frankfurter Familienbefi^ mit der Marke der hiefigen Fabrik (F/H) ausfindig machen
(f. Abb. 1 und 2).

Der Bürger und Porzellanfabrikant zu Frankfurt a. 0., Karl Heinrich, bittet in einer
Vorftellung vom 27. Juni 1763, daß ihm zur Anlegung einer Fayencefabrik dafelbft
auf feine Koften eine Konzeffion erteilt und zur Erbauung eines Fabrikgebäudes die
erforderlichen Baumaterialien an Holz und Kalkfteinen nach dem Riß und Anfchlag
gegen Zahlung der Transportkoften gefchenkt und „Beneficia accordiert“ werden.

In einer Eingabe vom 4. Juni 1763 fchrieb er: „Ich habe zu Frankfurt a. 0. das Bürger-
recht gewonnen und will meiner Profeffion gemäß dafelbft eine Fayencefabrik von
Porcellain anlegen, zu deffen Behuf ich auch bereits einen Plag gekauft habe, wofelbft
ich Haus und Hof von Grund auf erbauen muß. Ich überreiche die Zeichnung und
Anfchlag von Materialien an Holz und Kalkfteinen. In kurzer Zeit hoffe ich, die
Fabrik in Gang zu haben, und will mich befleißigen, immer mehr fchönere, wohlfeilere
Ware zu liefern. Ich bin ein junger Anfänger, dem der Bau des Haufes und der Fabrik
ziemlich fauer werden dürfte. Da aber S. K. M. den Anbauenden und Fabrikanten zu
unterftüjjen pflegen, bittet die Transportkoften für Holz und Kalkfteine zu fchenken.“

Am 16. Februar 1764 erhält er die Konzeffion und Baumaterialien nicht bewilligt.
Wie er in einem Schreiben angibt, hat er 8 Jahre in der Kgl. Porzellanmanufaktur in
Berlin gearbeitet. Zu Heinrich kommt am 13. Juni 1764 eine Baukommiffion auf fein
Gelände nach dem Damm (Vorftadt auf dem rechten Oderufer bei Frankfurt) und billigt
nach eingehender Befichtigung feinen Plan, ein neues Wohngebäude und Brennöfen
anzulegen. Wie aus einer Bemerkung auf dem Aktendeckel hervorgeht, ift die Fabrik
bald nach der Erbauung niedergebrannt. Der neue begonnene Bau, der mit großer
Vorficht „hinter der Schanze“ aufgeführt wurde, mußte fchon im Jahre 1766
aus Mangel an Vermögen ftill liegen bleiben; jedoch ift die Fabrik am 16. Ok-
tober 1771 wieder in größtem Schwünge. Es foll dem Heinrich bekannt ge-
geben werden, daß er unter allen Erzeugniffen ein F einzubrennen habe, zum
Unterfchied der an anderen Orten mit dem erften Buchftaben des Ortes mar-
kierten Fayence (P — Proskau, R = Rheinsberg, F = Frankfurt).

Am 17. April 1773 werden ihm drei Zeichnungen von Stubenöfen aus der Hubertus-
burger Fabrik in Sachfen zugefandt. Er foll fich die als Vorbilder und Beifpiele
nehmen, fich diefen anpaffen und fich diefelbe feuerbeftändige Erde ufw. beforgen.
 
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