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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 1/2
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0039

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VERMISCHTES o LITERATUR

er auch in feinen mgthologifchen Darftellungen
fudite: das Gefetj. Nicht immer zum Glück der
Gemälde. Denn manchmal wurde das Gefeß
Schema, die freie Leichtigkeit der Technik an-
teillofe Gelenkigkeit, und ein prachtvolles Tem-
perament verwandelte fich in faft fühllofe Derb-
heit. Wo aber die frühere leidenfchaftliche Sinn-
lichkeit mit der neuen gefeßmäßigen Größe eine
glückliche Verbindung eingingen, entstanden
Werke, die, wie die beften feiner Frühzeit, zu
den unvergänglichen und höchften Leitungen
der deutfchen Malerei gehören. Wir find um
einen großen Meifter ärmer geworden. H. Fr.

ÄUGUST RODIN + Am 17. November
1917 ift Rodin 77jährig in Paris aus dem Leben
gefchieden, faft der leßte von der Generation
der großen Imprefßoniften Frankreichs. Ein
Künftlerleben, das mit Not und Sorge, Verken-
nung und Verhöhnung begann, und mit einem
Ruhme von europäifcher Geltung endete, hat
damit fein Ende gefunden.

Rodin kam aus der Ecole d’art decoratif, als
er mit dem Mann mit der zerbrochenen Nafe im
Salon durchfiel. Er war dann jahrelang im Dienfte
der Porzellan-Manufaktur von Sevres, bis er nach
dem deutfch-franzöfifchen Kriege nach Brüffel
ging. Figuren an Privathäufern, Gruppen auf
dem Börfengebäude und die Eckfiguren am Loos-
Denkmale waren der Ertrag feiner dortigen Tä-
tigkeit. Ehe er Brüffel 1878 verließ, ging er zum
erftenmale nach Italien, deffen Eindrücke (na-
mentlich die Werke Michelangelos und der An-
tike) fein Lebenlang nachwirkten. Seitdem blieb
er in Paris, unermüdlich fchaffend, mit ungeheuren
Entwürfen ringend, von denen die meiften un-
ausgeführt blieben, und nur die Bürger von Ca-
lais zur Vollendung kamen. Allen diefen Ent-
würfen — wie feinen Denkmalen — gemeinfam
ift ein Verzicht auf architektonische Geftaltung, und
auch in feinen Einzelplaftiken fpieit das Detail
die hervorragende Rolle. Hier feßte die Gegner-
fchaft ein, die in feinen lebten Lebensjahren —
vom Kreife Maillols ausgehend — eine der feinen
entgegengefeßte Richtung gründete und förderte,
und dazu führte, daß man feiner hohen Meifter-
fchaft nicht mehr gerecht wurde. Vom Urteil
der Gefchichte durfte er die gerechte Würdigung
mit Zuverficht erwarten. D. R.

CREFELD In der Nacht vom 5. zum 6. De-
zember ftarb der langjährige erfte Vorfißende
des Crefelder Mufeumsvereins, Kommerzienrat
Heinrich Müller-Brüderlin. Mit ihm ift ein
feinfinniger Kunftfreund dahingegangen, der
immer darauf bedacht war, aufftrebende Be-
gabungen zu fördern und die Kunftfchäße des
Mufeums zu vermehren. Seine ganze Liebe

gehörte der italienifchen Renaiffance. Schon im
Jahre 1898 gehörte er einem engeren Arbeits-
ausfchuß an, der die Erwerbung der Sammlung
Beckerath in die Wege zu leiten hatte. Später
ftiftete Müller-Brüderlin, der durch fein Beifpiel
auch andere Kunftfreunde zu Gleichem anzuregen
verftand, Mittel zu weiteren Erwerbungen, und
er war es auch, der nach dem Tode Beckeraths
durch Hergabe der Hälfte der Kauffumme,
die Vervollftändigung der Crefelder Beckerath-
Sammlung ermöglichte. W. B.

VERMISCHTES

BERLIN Das KUNSTGEWERBE-MUSEUM
veranftaltet im Januar und Februar zwei Reihen
öffentlicher Vorträge: Montags abends 8 Uhr
Geheimrat Dr. Peter Jeffen über das Kunft-
gewerbe unferer Feinde, Freitags abends 8 Uhr
Direktorialafßftent Dr. Rudolf Bernoulli über
Schrift im Rahmen der Baukunft. Die Vorträge
beginnen im großen Hörfaal des Mufeums, Prinz
Älbrechtftrnße 7 a, Hof, am 14. bezw. 18. Januar
und werden durch Lichtbilder und Vorführungen
erläutert werden.

LITERÄTUR

Richard Riemerfchmid hat als erftes Heft
der „Flugfchriften des Münchner Bundes“ eine
Brofchüre unter dem Titel „KÜNSTLERISCHE
ERZIEHUNGSFRAGEN“, Juni 1917, heraus-
gegeben.

Riemerfchmid glaubt einen großen Teil un-
ferer künftlerifchen Unkultur auf die zeitübliche,
uniformierende, akademifche Ausbildung, auf die
einfeitige Erziehung zur zeichnerifchen Exakt-
heit, zum Können zurückführen zu müffen. Er
verkennt keineswegs die Wichtigkeit des Natur-
ftudiums, im Gegenteil, er empfindet die Natur
als die große, fpeifende Quelle, als die Än-
regerin und Trägerin des künftlerifchen Aus-
drucks. Der Weg aber, den er die jungen
Kunftftudierenden zu führen wünfcht, foll die
Umkehrung des bis jeßt Üblichen fein. Der
Jugend foll ihr fchönftes Recht, die „Luft am
Fabulieren“, zurückgegeben werden. Erft fpäter,
wenn die eigene, eingeborene Phantafietätigkeit
des Schülers fich fchon entfalten konnte, foll die
exakte Schulung, das Arbeiten nach dem Modell
einfeßen. So auch wird dem Lehrer beffere
Einficht in die Art und Kraft der Begabung ge-
geben, und die Einfchnürung, ja, die Erdroffe-
lung manch’ feines Talentes in derKnofpe ver-
hütet. Die fchon lebenskräftigen Anfäße da-
gegen werden geftärkt und entwickelt werden.

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