Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

DOI Heft:
Heft 3/4
DOI Artikel:
Der Kunstmarkt - Versteigerungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0080

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DER KUNSTMÄRKT — Versteigerungen

DIE VERSTEIGERUNG DER GEMÄLDESAMMLUNG
ÄLBERT VON OPPENHEIMS

Die Gemälde - Sammlung des Baron
Albert von Oppenheim, die nunmehr am
19. März durch die Firmen Rudolph Lepke und
Hugo Helbinq im LEPKESCHEN KUNST-
ÄUKTIONSHÄUSE in Berlin verweigert werden
wird, befijjt, wie W. v. Bode im Vorwort zu dem
prachtvollen Katalog fch reibt, „unter mehreren
primitiven Gemälden eins der intereffanteften
Bilder der altniederländiTchen Schule, den hei-
ligen Eligius von Petrus Chriftus, voll
bezeichnet und 1449 datiert. Eins der umfang-
reichften Bilder diefes Schülers des Jan van Eyck,
ift es zugleich fein anziehendftes Werk; es zeigt
uns ein junges Paar (angeblich auch ein Heiligen-
paar) in der Zeittracht des Künftlers in der Werk-
statt des Heiligen der Goldfehmiede, von dem
es die Eheringe in Empfang nimmt; ein Zeit-
bild von größtem Reiz durch den Reichtum aller
Details und die Treue und Delikateffe, mit der
die ganze Umgebung wiedergegeben ift.

Von Quinten Maffys befißt die Sammlung
zwei charakteriftifche Kompofitionen. Die Ma-
donna vor weiter Landfchaft, eine fpäte Kompo-
fition, ftark bewegt und reich in den Motiven,
von vortrefflicher Erhaltung, und „Die Geld-
wechsler“. Letztere haben die Veranlaffung zu
einer intereffanten Kontroverfe gegeben durch

die Infchrift auf dem Buch: „Le roy doiet a
maistre Cornile de Ia (Chapelle)“. Daraus hat
man fchließen wollen, daß Meifter Corneille de
Lyon der Maler des Bildes fei, mit deffen minia-
turartigen, fdilichten Porträten es keinerlei Ver-
wandtfehaft hat. Huch Marinus von Romers-
wale hat man als Künftler genannt, allein die
ähnlichen Bilder diefes Nachfolgers von Maffys
find fpißiger in der Pinfelführung und manie-
rierter. Das Bild fteht Maffys felbft, wie er in
den bezeichnten „Wechslern“ im Louvre er-
fcheint, entfdiieden näher. — Zwei kleine Bild-
niffe eines jungen Ehepaares, die früher dem
jungen Hans Holbein zugefchrieben waren
und noch heute von einigen ihm zugefchrieben
werden, find meiner Änficht nach charakteriftifche
Werke von einem durch Mailänder Vorbilder
beeinflußten, erft feit kurzem wiedererkannten
niederländifchen Zeitgenoffen, Ämbrofius Ben-
fon. Es find befonders ausgezeichnete Bei-
spiele feiner Kunft.

Die großen flämifchen Meifter find faft voli-
ftändig vertreten. P. P. Rubens mit einer feiner
großftiligen Landfchaften (Rbb. 1) fowie mit zwei
größeren Skizzen, darunter mit einer der Skizzen
zu den allegorifchen Deckenbildern in Whitehall
zu London, den Sieg der Eintracht über die
Zwietradit darftellend, ein
Werk, das die ganze blü-
hende Frifche der Farben
und die meifterhafte Breite
feiner leßten Zeit aufweift.
— Von A. van Dy de ift
die kleine, farbige Studie
zum Porträt des Malers
Ryckaert befonders an-
ziehend. — Unter zwei
guten Bildern von D.
Teniers find die Bogen-
fchüßen durch den hellen,
Sonnigen Ton und die
leichte Malweife ein Haupt-
bild.— Auch die „Familie“
von G. C o q u e s gehört zu
den beften Werken diefes
„kleinen van Dyck“, wie
er mitRecht fchon zu feiner
Zeit genannt wurde.

Am reichften und be-
deutendften ift die hol-
ländifdie Sdnile vertreten.
Hier fehlt kaum einer der
großen Meifter: voran

Abb. 1. P. P. Rubens, Landfchaft.

Kat.-Nr. 32 der Verweigerung der G emäldefammlung des Barons Albert
vonOppenheim-Cöln in Rudolph LepkesKunftauktion sh aus in Berlin
’ am 19. März 1918.

62
 
Annotationen