AUSSTELLUNGEN « GESELLSCHAFTEN UND VEREINE » PERSONALIEN
Dezsmberheft von „Oude Kunft“ ausführlich
gefchrieben hat. Nach feinem Marktwert ge-
meffen fteht ein hervorragendes Werk von
Hobbema kaum viel hinter dem Rembrandt
zurück. Es ift eine voll bezeidinete Wieder-
gabe der durch Hobbema öfters gemalten
Waffermühle; die umgebende Landfchaft ift we-
niger komponiert als gewöhnlich, und die Ab-
ftufung der grünen und braunen Töne ift von
einem Reichtum, wie man ihm in den oft doch
etwas eintönigen Werken des Künftlers nur
ganz feiten begegnet. Die Erhaltung ift vor-
züglich, fo daß man den Mund nicht zu voll
nimmt, wenn man vor diefem Hobbema von
einem alten Gemälde erften Ranges fpricht. Die
Rembrandtfchule, die in den lebten Ausheilungen
etwas zu kurz gekommen war, ift hier beffer
vertreten, nämlich in F. Bol mit einem ftark
idealifierten aber farbig feinen Mädchenbildnis,
Nie. Maes mit einem gediegenen frühen Herren-
bildnis von 1658 (früher in der Slg. Baron L.
Janffen in Brüffel), Sal. Köninck mit einem
voll bezeichneten und 1643 datierten Porträt
eines Patriziers, einer kunfthiftorifchen Merk-
würdigkeit, G. Dou mit einer in verfchiedenen
Repliken bekannten Mädchenfigur im Fenfter.
Von befonderem kunftgefchichtlichem Intereffe ift
auch die Darftellung eines Hühnerhofes von
Jan Steen mit faft lebensgroßen Tieren. Das
für den Meifter fehr ungewöhnliche Bild ift zwar
nicht ßgniert; es befteht aber unter den hol-
ländifchen Kennern bezüglich des Urhebers die
größte Einhelligkeit, und diefes nicht alltägliche
Vorkommnis ift für das Bild ein befonders fo-
lider Htteft. Ein Predikantenbildnis von Th.
de Kegfer und das Familienbildnis aus der
Sammlung Weber, das durch Bredius dem Gillis
Tilborch zugefchrieben wird, hier aber unter
feinem traditionellen Namen Gonzales Co-
ques figuriert, bilden ebenfalls Zierden der Aus-
heilung. Von den andern neuerworbenen Bil-
dern müffen noch hervorgehoben werden: Die
brennende Stadt im Winter von Ä. van der
Neer (aus der Slg. Kappel-Berlin, Kat. 1914,
Nr. 17), eine fchöne Landfchaft mit einer Jagd-
partie von Gerrit Berckheyde (voll bez.),
nicht weniger als vier Gefellfchaftsfzenen von
Änth. Palamedesz und ein fchönes Fifchftill-
leben von P. van Noort. In einem gediegenen
Katalog find wiederum die belangreichften Werke
in großen Wiedergaben abgebildet.
Noch nicht ausgeftellt ift die jüngfte glückliche
Erwerbung der Firma Goudftikker, eine kleine
Narrenhalbfigur in fchwarz-rot geftreiftem Ge-
wand, die, obwohl echt mit dem Monogramm
von Frans Hals bezeichnet, kürzlich in Ämfter-
dam als Judith Legfter verfteigert wurde. Das
Bildchen befand fich ehemals — unter feinem
richtigen Namen — in der Sammlung G. von
Preger in Wien, ift aber offenbar nicht wie die
meiften Bilder diefer Sammlung in den Befiß
des Senators Clark in New York übergegangen.
Hofftede de Groot befchreibt das Bild, das er
damals noch nicht aus eigener Anfchauung kannte,
in feinem Katalog (Nr. 97) mit Referve, die er
aber dem Original gegenüber hat fallen laffen.
0. H.
GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE
ÄNSBÄCH Im HISTORISCHEN VEREIN
FÜR MITTELFRANKEN hielt Herr Hofrat M.
Pachinger, an der Hand einer umfangreichen
Äusftellung graphifdier Darftellungen einen fef-
felnden Lichtbilder-Vortrag über die Gefchichte
des Weihnachtsbaums.
PERSONALIEN
WILHELM TRÜBNER f Im Alter von
66 fahren ift am 21. Dezember 1917 in Karlsruhe
Wilhelm Trübner geftorben, als er eben im Be-
griffe war, dem Ruf an die Berliner Akademie
zu folgen. Die deutfehe Kunft hat einen ihrer
größten Meifter verloren.
Der Sohn des Heidelberger Goldfchmiedes hat
als halbes Wunderkind begonnen. Alsder20jäh-
rige 1871 in den Dunftkreis Leibis trat, hatte
er in der Schule Canons und Diezens bereits
Bilder gemalt, die dem großen Vorbilde an Be-
herrfchung des Handwerks überaus nahe kamen;
Köpfe, Akte, Stilleben von einem Reichtum der
Tönung, einer Subtililät und Freiheit der Pinfel-
führung, die in Deutfchland ihresgleichen fuchte.
Sieht man heut diefe Bilder, fo fteht ein fertiger
Meifter vor einem. Was ihn von Leibi damals
trennte — und was er niemals in dem gleichen
Maße gewann, wie der Ältere — war die In-
nerlichkeit, die verhaltene Sättigung des Gefühls.
Sonft aber war diefe frühe Meifterfchaft nur ein
Anfang. Es folgte die Eroberung • der Land-
fchaft, die Bewältigung einiger ftofflicher Son-
derprobleme wie der Darftellung von Pferden
und Hunden, alsZwifchenfpiel wohl auch — nach
dem höchften greifend — Verfuche, das Mytho-
logifche zu meiftern, die meift im Problematifchen
ftecken blieben. Immer aber blieb der Weg, den
Trübner ging, der gleiche: von der Oberfläche
zur Struktur, Von Reichtum und fubtilfter Dif-
ferenzierung der Palette ausgehend, fchuf er fich
ein faft ornamentalifches Gefüge der Technik,
eine ftrenge Logik des Aufbaus, eine italienifch
offene Faktur. Immer ftärker herrfchte hier, was
22
Dezsmberheft von „Oude Kunft“ ausführlich
gefchrieben hat. Nach feinem Marktwert ge-
meffen fteht ein hervorragendes Werk von
Hobbema kaum viel hinter dem Rembrandt
zurück. Es ift eine voll bezeidinete Wieder-
gabe der durch Hobbema öfters gemalten
Waffermühle; die umgebende Landfchaft ift we-
niger komponiert als gewöhnlich, und die Ab-
ftufung der grünen und braunen Töne ift von
einem Reichtum, wie man ihm in den oft doch
etwas eintönigen Werken des Künftlers nur
ganz feiten begegnet. Die Erhaltung ift vor-
züglich, fo daß man den Mund nicht zu voll
nimmt, wenn man vor diefem Hobbema von
einem alten Gemälde erften Ranges fpricht. Die
Rembrandtfchule, die in den lebten Ausheilungen
etwas zu kurz gekommen war, ift hier beffer
vertreten, nämlich in F. Bol mit einem ftark
idealifierten aber farbig feinen Mädchenbildnis,
Nie. Maes mit einem gediegenen frühen Herren-
bildnis von 1658 (früher in der Slg. Baron L.
Janffen in Brüffel), Sal. Köninck mit einem
voll bezeichneten und 1643 datierten Porträt
eines Patriziers, einer kunfthiftorifchen Merk-
würdigkeit, G. Dou mit einer in verfchiedenen
Repliken bekannten Mädchenfigur im Fenfter.
Von befonderem kunftgefchichtlichem Intereffe ift
auch die Darftellung eines Hühnerhofes von
Jan Steen mit faft lebensgroßen Tieren. Das
für den Meifter fehr ungewöhnliche Bild ift zwar
nicht ßgniert; es befteht aber unter den hol-
ländifchen Kennern bezüglich des Urhebers die
größte Einhelligkeit, und diefes nicht alltägliche
Vorkommnis ift für das Bild ein befonders fo-
lider Htteft. Ein Predikantenbildnis von Th.
de Kegfer und das Familienbildnis aus der
Sammlung Weber, das durch Bredius dem Gillis
Tilborch zugefchrieben wird, hier aber unter
feinem traditionellen Namen Gonzales Co-
ques figuriert, bilden ebenfalls Zierden der Aus-
heilung. Von den andern neuerworbenen Bil-
dern müffen noch hervorgehoben werden: Die
brennende Stadt im Winter von Ä. van der
Neer (aus der Slg. Kappel-Berlin, Kat. 1914,
Nr. 17), eine fchöne Landfchaft mit einer Jagd-
partie von Gerrit Berckheyde (voll bez.),
nicht weniger als vier Gefellfchaftsfzenen von
Änth. Palamedesz und ein fchönes Fifchftill-
leben von P. van Noort. In einem gediegenen
Katalog find wiederum die belangreichften Werke
in großen Wiedergaben abgebildet.
Noch nicht ausgeftellt ift die jüngfte glückliche
Erwerbung der Firma Goudftikker, eine kleine
Narrenhalbfigur in fchwarz-rot geftreiftem Ge-
wand, die, obwohl echt mit dem Monogramm
von Frans Hals bezeichnet, kürzlich in Ämfter-
dam als Judith Legfter verfteigert wurde. Das
Bildchen befand fich ehemals — unter feinem
richtigen Namen — in der Sammlung G. von
Preger in Wien, ift aber offenbar nicht wie die
meiften Bilder diefer Sammlung in den Befiß
des Senators Clark in New York übergegangen.
Hofftede de Groot befchreibt das Bild, das er
damals noch nicht aus eigener Anfchauung kannte,
in feinem Katalog (Nr. 97) mit Referve, die er
aber dem Original gegenüber hat fallen laffen.
0. H.
GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE
ÄNSBÄCH Im HISTORISCHEN VEREIN
FÜR MITTELFRANKEN hielt Herr Hofrat M.
Pachinger, an der Hand einer umfangreichen
Äusftellung graphifdier Darftellungen einen fef-
felnden Lichtbilder-Vortrag über die Gefchichte
des Weihnachtsbaums.
PERSONALIEN
WILHELM TRÜBNER f Im Alter von
66 fahren ift am 21. Dezember 1917 in Karlsruhe
Wilhelm Trübner geftorben, als er eben im Be-
griffe war, dem Ruf an die Berliner Akademie
zu folgen. Die deutfehe Kunft hat einen ihrer
größten Meifter verloren.
Der Sohn des Heidelberger Goldfchmiedes hat
als halbes Wunderkind begonnen. Alsder20jäh-
rige 1871 in den Dunftkreis Leibis trat, hatte
er in der Schule Canons und Diezens bereits
Bilder gemalt, die dem großen Vorbilde an Be-
herrfchung des Handwerks überaus nahe kamen;
Köpfe, Akte, Stilleben von einem Reichtum der
Tönung, einer Subtililät und Freiheit der Pinfel-
führung, die in Deutfchland ihresgleichen fuchte.
Sieht man heut diefe Bilder, fo fteht ein fertiger
Meifter vor einem. Was ihn von Leibi damals
trennte — und was er niemals in dem gleichen
Maße gewann, wie der Ältere — war die In-
nerlichkeit, die verhaltene Sättigung des Gefühls.
Sonft aber war diefe frühe Meifterfchaft nur ein
Anfang. Es folgte die Eroberung • der Land-
fchaft, die Bewältigung einiger ftofflicher Son-
derprobleme wie der Darftellung von Pferden
und Hunden, alsZwifchenfpiel wohl auch — nach
dem höchften greifend — Verfuche, das Mytho-
logifche zu meiftern, die meift im Problematifchen
ftecken blieben. Immer aber blieb der Weg, den
Trübner ging, der gleiche: von der Oberfläche
zur Struktur, Von Reichtum und fubtilfter Dif-
ferenzierung der Palette ausgehend, fchuf er fich
ein faft ornamentalifches Gefüge der Technik,
eine ftrenge Logik des Aufbaus, eine italienifch
offene Faktur. Immer ftärker herrfchte hier, was
22