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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 19/20
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Brinckmann, Albert E.: Bildnisminiaturen aus niedersächsischem Privatbesitz Hannover 1918: (zur Ausstellung in der Kestner-Gesellschaft E. V.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0323

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BILDNISMINIATUREN AUS NIEDERSÄCH-
SISCHEM PRIVAT BE SITZ HANNOVER 1918

(ZUR AUSSTELLUNG IN DER KESTNER-GESELLSCHÄFT E. V.)

Mit 13 Abbildungen im Text und zwei Tafeln Von ALBERT BRINCKMANN

Den bisherigen deutfchen Miniaturenausftellungen: Breslau 1903, Berlin 1906, Mann-
heim 1909 und München 1912 folgt die von Hannover 1918 in der bewußten Ab-
ficht, eine fühlbare Lücke auszufüllen und gleichzeitig die fich vor dem Kriege allzufehr
in fremden Ländern tummelnde deutfche Kunftwiffenfchaft auf die ungehobenen Schäle
im eigenen Lande hinzuweifen.

Wie es auf den Gebieten der großen Malerei und der Plaftik und nicht zum wenigften
auf faß allen Gebieten des Kunftgewerbes mehr und mehr notwendig wird, daß die
Lokalforfchung fich geographifch begrenzte Gebiete vornimmt, um die Baufteine zu
einer wirklich umfaffenden und erfchöpfenden Kunftgefchichte zufammenzutragen, fo
darf auch das bisher von den zünftigen Kunfthiftorikern über Gebühr vernachläffigte
Feld der Miniaturmalerei erft dann auf ergiebige Bearbeitung hoffen, wenn nach Süd-
deutfchland auch der Norden fich zu ftärkerer Durchficht des diesbezüglichen Bepßes
entfchließt. Je enger die Grenzen gezogen werden, fo ergiebiger die Ausbeute; ja, bei
diefer Ausftellung aus dem Privatbefiß Niederfachfens im engeren Sinne (Hannover,
Braunfchweig, Oldenburg, Bremen, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe) ift es, offen ge-
ftanden, dem mit der Zufammenbringung des Materials Beauftragten, nicht fo — wie er
es wünfchte — geglückt, das niederfächfifche Gebiet reftlos zu erfaffen. Die Schwierig-
keiten der Kriegszeit haben das ihrige verfchuldet, doch war vielleicht der geogra-
phifche Bezirk immer noch reichlich umfangreich; mit um fo größerer Genugtuung fei
darauf hingewiefen, daß von vornherein der Lockung widerftanden wurde, fich auch
noch auf das Niederfachfen in weiterem Umfange, auf das Gebiet jenfeits der Elbe
mit den Hamburger Schäden oder nach Weftphalen hin auszudehnen.

Die nachfolgenden Ausführungen wollen nun denjenigen Kennern und Sammlern,
welche die nur vom 8. September bis 13. Oktober dauernde Ausftellung in der Keftner-
Gefellfchaft zu Hannover nicht zu befuchen Gelegenheit haben werden, die für Nord-
deutfchland widitigften Refultate vermitteln und gleichzeitig denen, die die nicht kunft-
hiftorifch, fondern zumeift nach Befißergruppen aufgeftellte Veranftaltung fahen, nach-
träglich einen zufammenf aff enden kunftgefchichtlichen Überblick geben, wie er fich an
der Hand des ausführlichen wiffenfchaftlichen Katalogs1 mit feiner chronologifchen An-
ordnung herftellen läßt.

Da das Wagnis diefer Miniaturenausftellung fich von vornherein auf einige recht be-
deutende, durch Sammlertätigkeit entftandene Privatfammlungen in der Stadt Hannover
(in erfter Linie die Sammlungen des Herrn Sanitätsrat Dr. Catjenftein, des verftorbenen
Herrn Kommerzienrat Georg Spiegelberg fowie des ebenfalls verftorbenen Herrn R.
Sander) aufbaute, ift für den flüchtigen Betrachter naturgemäß das ganze Gebiet der
Miniaturmalerei zeitlich und geographifch annähernd gleichmäßig vertreten. Doch nur
fcheinbar; denn wenn auch diefe Miniaturenausftellung Hannover 1918 Stücke
vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts enthält, auf
Karton und Metall wie auf Pergament und Elfenbein gemalte Werke, und wenn neben
Deutfchland auch Frankreich, England, Italien, Rußland und Skandinavien dem Ur-
fprunge nach Anteil haben, fo befijjt doch die Ausftellung ihre eigene Note, die fie

1 Einfache Ausgabe (13 Druckbogen) M. 2,50; illuftrierte Ausgabe (36 Tafeln mit 83 Abbildungen)
M. 10,— ; vom Sekretariat der Ke|tner-Gefellfchajt direkt zu beziehen.

Der Cicerone, X. Jahrg., Heft 19/20.

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