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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 7/8
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Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN

AUSSTELLUNGEN

BERLIN Im KÜNSTLERHAUSE feiert man
den 60. Geburtstag HansHerrmanns mit einer
Ausftellung feiner Gemälde und Studien aus den
Jahren 1877—1918. Es ift die Kunft eines fehr
feinfinnigen und begabten Spezialiften, aber eben
doch die Kunft eines Spezialiften, und zwar eines
der kleinen feinen Dinge. Oberflächenmalerei
in kleinem bis mittlerem Format. Nur ganz am
Anfang ftehen Köpfe, die an Schlabitjfche Art
erinnern, und die alfo Wucht und Breite haben.
Aber fdion der Markt in Vliffingen von 1884
wirkt wie eine ftark temperierte und fchemati-
fierte Piazza Menzels. Auch fernerhin sind die
großen Bilder mit ihrem Mangel an großen
tragenden Linien und Farbflächen die fchwädi-
ften Stücke unter den Bildern. Prächtig aber
find die beften Stücke unter den kleinen Arbei-
ten, ob fie nun ganz auf den zarten Perlmutter-
ton geftellt find, oder mehr mit den fatten Tönen
etwa Schuchs arbeiten. H. Fr.

CÖLN DIEÄUSSTELLUNG DES „JUNGEN
RHEINLAND“ IM CÖLNISCHEN KUNST-
VEREIN. Jede Kunftrichtung hat ihren kate-
gorifchen Imperativ in fleh felbft zu Juchen und
folgt nur ihren eigenen Gefeßen. Deshalb wird
der Kunftfreund aus dem gegnerifchen Lager dem
Gefamtkomplex und den Einzelerfcheinungen, wie
fie in der gegenwärtigen Ausftellung des „Jungen
Rheinlands“ ihm fich offenbaren, nur dadurdi
näher treten können, daß er verfucht, das neue
Kunftwollen aus feinen Vorausfe^ungen heraus
zu begreifen. Dann wird vielleicht zuerft die
ausdrucksftarke Kunft Heinrich Nauens zu
ihm fprechen, der fich in feiner erftenZeit noch
von der mächtigen Welle des Imprefßonismus
tragen ließ, um bald zielbewußt in Monumental-
gemälden, Bildniffen und urwüchßgen Stilleben
dem Exprefßonismus zuzufteuern.

Auch der wohl ftärkfte Künftler diefes Kreifes,
der zu Beginn des Weltkrieges gefallene Auguft
Macke, zieht jeden, felbft den Widerftrebenden,
rafch in feinen Zauberbann, weil er es verfteht,
die Dinge des Alltages durch geheimnisvoll wir-
kende Beleuchtung und durch Stilißeren der
Umgebung in ferne, fremde Sphären zu ent-
rücken. Die Pracht feiner flackernden Farbe
vermag Ewald Dülberg zu überbieten, dem
die gewagteften Farbenkombinationen wie das
allernatürlichfte erfcheinen und der in feiner
„Begegnung“ alle Tonabftufungen einer über-
reichen Palette ausgibt, aber die poefievolle, mär-
chenhafte Unwirklichkeit der Bildkompofitionen
Mackes behält daneben ihren vollen Reiz. Bei
Karli Sohn-Rethel, dem jüngften der drei
Malerbrüder, bei Adolf Erbslöh, Kurt Lahs,

Hans Dornbach und Jofef Urbach übertönt
das Subjektive das Gegenftändliche, dem Hel-
muth Macke in feinen rafch aufgenommenen
Skizzen vom weftlichen Kriegsfchauplatj größere
Zugeftändniffe macht. Ebenfo gibt Werner
Heufer in feinen monumentalen Wirkungen an-
ftrebenden Kompofitionen, die manchmal an Ma-
rees mahnen, die Fülle der Erfcheinungen wieder,
ohne den Zufammenhang mit der Natur aus
den Augen zu verlieren. Wieder anders formt
Paul Seehaus fein Weltbild. Er fucht die
Fruchtfolge auf den Feldern, die Schichtung des
Bodens und das ftreng gefeßmäßige An- und
Abfchwellen der Wogen des Meeres wieder-
zugeben. Ganz in dem futuriftifchen Strudel er-
fcheint Max Ern ft untergegangen zu fein,
deffen rein begriffliche, abftrakte Kunft den ran-
kenden Wunfch in Pflanzen, Wachfen, Türmen,
Blattentfaltung, Sternung, Gewölbtes über Son-
nigem und andere Begriffe zu formaliftifchen
Spielereien benutzt. Heinz Campendonk gibt
dienatürlicheRaumanordnungauf zugunften einer
naiven Kinder-Zeichenmanier, Jofef Kölfch-
bach gewinnt höchft intenfive Farbenklänge aus
einer Wiederbelebung der altbäuerlichen Hinter-
glasmalerei, F. M. Janfen und Walter Opheg
find leider durch den Heeresdienft ihrem Schaffen
entriffen und zeigen lediglich ältere Arbeiten.
F. A. Weinzheimer feffelt durch feine aus-
drucksftarken Dantephantafien, Fritj Claus durch
großzügige Plaftiken, denen einige neue Werke
von Lehmbruck zur Seite treten. In der gra-
phifchen Abteilung dominiert Ewald Dülberg
mit feinen fcharfkantigen Holzfchnittbildniffen
von kriftallinifchem Gefüge. Faft jeder diefer
jungen Stürmer und Dränger hat feine eigene
Note, ihnen allen gemeinfam aber ift das Schauen
nach Innen und das grundfä^liche Umformen;des
Wirklichen. W. B.

DRESDEN Die GALERIE ERNST ARNOLD
veranftaltete während des Monats März eine
Ausftellung von Arbeiten Paul Baums. Der
Künftler, der früher lange Jahre in Dresden
lebte, dann eine Zeitlang in Flandern feinen
Wohnfitj hatte und je^t wieder in Dresden lebt,
ift innerhalb der Sächfifchen Malerei neben Wil-
helm Georg Ritter der bekanntere und erfolg-
reichfte Vertreter der pointilliftifchen Technik, derer
fich, nach einem Aufenthalte in Paris, im JahreT890
zuwandte und treu geblieben ift, wenn er auch
im Laufe der Jahre, namentlich in feinen neu-
eren Äquarellarbeiten, von der einftigen ftarren
Anwendung des Syftems diefer Technik mehr
und mehr abgekommen ift. Paul Baum, der
heute im 59. Lebensjahre fteht, hat einen Teil
feiner künftlerifchen Bildung hier in Dresden,
und zwar an derKönigl. Akademie der bildenden

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