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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 7/8
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0124

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AUSSTELLUNGEN

Künfte, erhalten; fpäter war er eine Zeitlang
Schüler des ausgezeichneten Theodor Hagen in
Weimar, auch der begabte Karl Buchholz, den
uns die Berliner Jahrhundertausftellung wieder-
gefdienkt hat, intereffierte fich für ihn. Paul
Baum ift der Maler des Schönen, Anmutigen,
Idyllifdien in der Natur; er liebt die Welt, wenn
fie vom Sonnenlicht übergoffen vor feinem Blicke
fich ausbreitet, er liebt fie im prangenden Blüten-
und Blätterfchmucke oder wenn fie im fchimmernd
weißen Winterkleide daliegt. Der Schilderung
des Wildbewegten, Leiden fdiaftlichen und Stür-
mifdien oder des Öden, Sdiredcenerregenden
und Graufigen geht er aus dem Wege. Er hat
in den feinen zarten Arbeiten feiner Hand die
Technik der Punktmalerei hinausgehoben über
die Äbfiditen des künftlerifchen Experiments,
hat fie ausgebildet zu einer malerifchen Form,
die innerhalb der impreffioniftifchen Malerei
immer ihre volle und ungeteilte künftlerifche Be-
rechtigung behalten wird. wd.

UPSALÄ ln dem fchönen alten Univerfitäts-
haufe Guftavianum in Upfala ift am 23. März
eine Leihausftellung älterer chriftlicher
Kunft aus dem Erzbistum Upfala, und zwar
aus feiner reichften Landfchaft Upland, eröffnet
worden, die Gegenftände kirchlicher Kunft feit
dem 11. bis zum 18. Jahrhundert enthält: Tauf-
becken der gottländifchen Schule, Madonnen-
figuren und andere Bildwerke, deutfdhe und
niederländifche Schnißaltäre des 15. Jahrhunderts,
eine wertvolle Sammlung alter Ornate, Wappen-
fdiilder, Gemälde, Goldfdimiedearbeiten und an-
deres Kunftgewerbe. Zugleich mit der Aushei-
lung werden dortVorlefungen.Kurfe undübungen
abgehalten, deren Material die ausgeftellten
Gegenftände bilden.

WIEN Nach langer Zeit hat Wien wieder
einmal Gelegenheit, fich mit der jungöfterreichi-
fchen Malergruppe in einer gefchloffenen Aus-
heilung auseinanderzufeßen. Im SEZESSIONS-
GEBÄUDE kommen die einzelnen Perfönlich-
keiten — ausgereifte und z. T. noch ringende
Kräfte — in getrennten Räumen vollauf zur Gel-
tung. DenHauptfaal nimmt wohl mit Recht Egon
Schiele ein. Gegenüber feinen älteren aus-
geftellten Werken, die z. T. Privatfammlungen
angehören, zeigen die der leßten Zeit einen
immer ftärkeren Ausgleich feiner großen zeich-
nerifchen Fähigkeiten mit feinem eigenartigen
farbigen Empfinden, der in manchen Bildern —
wie befonders in den leßten Landfchaften — bis
zu einer faß „klaffifch“ zu nennenden, ausge-
reiften Form gebracht i|t. Läßt auch diefe manch-
mal die kräftigere Urfprünglichkeit früherer Werke

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vermiffen, fo geben doch Höchftleiftungen, wie
fie in Porträt und Akt der beiden leßten Jahre
vorliegen, die Gewähr, daß der Künftler weit
davon entfernt i|t, in eine ftarre „Manier“ zu ver-
fallen. Was rein malerifches, über bloßes Können
hinausgehendes Empfinden anlangt, fo fte*1*
Anton Faiftauer. heute wohl an der Spiße der
Wiener Malerei, wenn man von dem in der
Ausheilung leider nicht vertretenen Oskar Ko-
kofchka abfieht, deffen Kunft bereits einen Höhe-
punkt der neuen Äusdrucksmalerei bedeutet. In
diefer Richtung reihen fich vor allem F. Ä. Harta,
Robin Anderfen und Johannes Fifcher an, leß-
terer in feinem Suchen noch nicht abgefchloffen,
wie etwa auch Artur Rudolph bei allem Streben
nach Ausdruck fich von feinen inpreffioniftifchen
Anfängen noch nicht ganz befreit hat. Paris
Gütersloh löft in einigen Porträts und in einem
feiner empfind famen Kleinbilder (Liebesunter-
haltung) bei aller Myftik der Farbe und Kränklich-
keit der Körper harke Wirkungen aus, während
es Georg Kars bei allem ehrlichen Suchen nicht
immer gelingt, mittels neutraler Töne fein Er-
lebnis körperlich zu geftalten. Dagegen hat
Georg Merkel, der aus der Schule Mehoffers
kommend, in Paris unter Eindrücken wie Puvis
de Chavannes und Gauguin ftand, in feinen
Idyllen eine reife Form eigener Perfönlichkeit
erreicht, die edle Naivität und gefunde Phantafie
in einen klaren vollendeten Aufbau zwingt.
Ganz anders Ernft Wagner, in deffen myftifchen
„Vifionen“ und „Ekftafen“ der bildmäßige Zwang
meift nur als Äußerlichkeit gegenüber dem Erlebnis
in Farbe und Linie empfunden wird. Moriß
Melzer leitet mit feinen in Malerei überfeßten
Holzfchnitten, bei denen die formale Vergewal-
tigung der Geftalt nicht immer gleich zwingend
wirkt, zu den Graphikern über. Unter ihnen
find neben Schiele, Jungnikel, Kubin und Erwin
Lang befonders Franz v. Zülow und R. Kalvach
mit ihren liebevollen naiven Fantafien zu nennen.
— Mag auch bei vielen der Äusfteller das Aus-
land Erreger und Anfporn gewefen fein, fo i|t
doch — und gerade bei den gereifteren Per-
fönlichkeiten — ein befonderer öfterreichifcher
Zug nicht zu verkennen, der ihre Werke als Be-
fonderheiten in dem internationalen europäi|chen
Kunftgetriebe erfcheinen läßt. Freilich, die Heimat
pflegt diefe Kräfte leider erft auf dem Umweg
über das Ausland fchäßen zu lernen.

Im KÜNSTLERHAUS veranftaltet das k. u. k.
Kriegspreffequartier eine Kriegsbilderaus-
ftellung. Gegenüber früheren Unternehmungen
diefer Art darf vielleicht von einer größeren
Ausgeglichenheit in der Gefamtdarbietung ge-
fprodien werden, wenn auch von einem eigent-
lichen Erlebnis des Krieges, wie es einzelne
 
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