AUSSTELLUNGEN o GESELLSCHAFTEN UND VEREINE
der erften 60 er Jahre, in der er, von Rembrandt
herkommend, fidi dem modifchen Stil der zwei-
ten Jahrhunderthälfte anzupaffen beginnt. Das
dritte Bildnispaar ift von Jan van Ravesteyn.
Der Urheber des vierten ift unbekannt; man
kann vor diefen flott gemalten, aber nicht fehr
tief diarakterifierten Porträts, die um die Jahr-
hundertmitte entftanden fein dürften, Zweifel
hegen, ob fie holländifchen Urfprungs find. Doch
kann die im Katalog auf Grund einiger Buch-
ftabenfragmente verfuchte Zufdireibung an San-
drart ftilkritifch kaum eine Stütze finden. Unter
den Einzeibildniffen befindet fich Äert deGel-
ders Herman Boerhave. Diefes intereffante Spät-
werk des feit einigen Jahren in der allgemeinen
Wertfchäßung außerordentlich geftiegenen jüng-
ften Rembrandtfchülers ift, bis die Firma Goud-
ftikker es erwerben konnte, im Befiß derNachkom-
men des berühmten Gelehrten geblieben, und be-
reits hat es auch fchon einen feften Plag in einer
öffentichen Sammlung bekommen, indem es durch
einen Haager Eingefeffenen dem niederländifchen
Staate gefchenkt worden ift, zur Aufteilung im
Mauritshuis. Kaum minder belangreich ift ein
noch ftark unter dem Einfluß von Rembrandt
ftehendes farbenprächtiges Frauenbildnis von
FerdinandBol.in dem man — mit guten Grün-
den — Maria Louisa Gonzaga, Königin von
Schweden und Polen, glaubt erkennen zu dürfen.
Ferner feien genannt der blaue Kavalier von
Gonzales Coques aus der Sammlung Hollit-
fdier und das kleine Bildnis einer als „bergere“
herausgepugten Dame von Paulus Moreelfe.
Bei den Genrebildern treffen wir wieder ver-
fchiedene Werke aus in jüngfter Zeit aufgelöften
Berliner Sammlungen, fo den Raucher von Adr.
Brouwer, die kleine Stehfigur eines Offiziers
von Cornelis Wz. Duyster (beide aus der
Verfteigerung Gumprecht) und die tanzenden
Hündchen von Pieter deHoogh (aus derVer-
fteigerung v. Mallmann). Sodann Werke von
PieterCodde, DirkHals, Gerrit Lundens,
Jan Mienfe Molenaer, Adr. van Oftade,
dem feltenen Willem de Poorter u. a. m.
Unter den Landfchaften ift das koftbarfte Stüde
die Waffermühle von Meindert Hobbema
(eines der wenigen von der legtjährigen Aus-
teilung her bekannten Bilder). Ein Prunkwerk
feintüftelnder Malerei ift die Baumlandfdiaft
Jan van der Heydens (aus englifchem Privat-
befig), trog der unendlich fubtilen Ausführung
ein reizvolles Bild von feltener Frifche. Eine
großzügige Landfchap, die kürzlich, als von
einem unbekannten Mei|ter herrührend, in einer
Ämfterdamer Verpeigerung vorkam, figuriert
hier als charakteritifches Werk von Roelant
Roghman; diefe Bestimmung ift in der Tat ein-
wandsfrei. Jan Vermeer d. Ä., von Haarlem,
Jan van Goyen, Sal. van Ruysdael, S. de
Vlieger, Philips Wouwerman (das Kreuz
am Weg aus der Sammlung Gumprecht) find
durch fdiöne Proben ihrer Kunft vertreten. Den
Kunfthiftoriker interefpert noch befonders ein
bezeichnetes und datiertes Furtbild von Jan
Siberechts aus den 90er Jahren, das, im Gegen-
faß zu dem fchönen, kräftigkühlen Ton feiner
früheren Werke (die meiften datierten Bilder
ftammen aus den 60er und 70er Jahren), eine
Äbendftimmung zum Ausgangspunkt einer wär-
meren, aber auch unperfönlicheren Farbengebung
nimmt. Auch einige Primitive pndet man in
diefer Äusftellung, worunter einen Stifterpügel
von einem Altar desMeifters von Frankfurt
(Nr. 39 von Friedländers Verzeichnis). Und end-
lich hat fich fogar ein Italiener, Sassoferrato,
mit einer lieblichen Madonna hierher verirrt.—
Ein mit trefflichen Lichtdrucken ausgeftatteter
Katalog dient als Führer und fpätere, willkom-
mene Gedächtnisftüge. Ähnlich wie die bekann-
ten Sedelmeyer-Ausgaben, beginnen die Goud-
ftikkerfchen Katalage fich zu einer wertvollen
Serie aneinanderzufügen. O. H.
WIESBADEN Im NASSAUISCHEN KUNST-
VEREIN — Wiesbadener Gefellfchaft für
bildende —Kunft find in glücklich gewählter
Gegen fäglichkeit verfchiedene Temperamente
nebeneinander zu Wort gekommen, die zu
einer kräftigen Gefamtwirkung zufammentreten.
Starke leitet mit feinen tonigen Zeichnungen
im Geift Cezannes und Renoirs die Stimmung
ein, die durch Haueifen, Beckmann, Klemm
in kurzer Steigerung anfchwellend, in Hedcen-
dorf zu einem ungeftümen Ausbruch kommt.
Dem heißblütigen Allegro Heckendorffcher Kunft
folgen, die Reihe fchließend, zwei zu monumen-
taler Ruhe Gelangte: Kars mit feinen ungemein
plaftifchen Stilleben und der jüngft verftorbene
Schiele mit tiefergreifenden genialen Äuße-
rungen eines auf ganz befondere Akzente ein-
getellten künftlerifchen Emppndens: ch.
GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE
HääG Im Haag ift ein „Verein der Freunde
afiatifcher Kunft “gegründet worden, der pch
die Hebung der Würdigung und das Studium
von oftafiatifcher, indifcher und indonepTcher
Kunft fowie das Vereinigen aller, die diefer
Kunft Intereffe entgegenbringen, zum Ziel gefegt
hat. Ferner fteht auf dem Programm das Stu-
dium der mit apatifcher Kunft zufammenhängen-
den Mufeumsfragen in Holland und feinen Kolo-
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der erften 60 er Jahre, in der er, von Rembrandt
herkommend, fidi dem modifchen Stil der zwei-
ten Jahrhunderthälfte anzupaffen beginnt. Das
dritte Bildnispaar ift von Jan van Ravesteyn.
Der Urheber des vierten ift unbekannt; man
kann vor diefen flott gemalten, aber nicht fehr
tief diarakterifierten Porträts, die um die Jahr-
hundertmitte entftanden fein dürften, Zweifel
hegen, ob fie holländifchen Urfprungs find. Doch
kann die im Katalog auf Grund einiger Buch-
ftabenfragmente verfuchte Zufdireibung an San-
drart ftilkritifch kaum eine Stütze finden. Unter
den Einzeibildniffen befindet fich Äert deGel-
ders Herman Boerhave. Diefes intereffante Spät-
werk des feit einigen Jahren in der allgemeinen
Wertfchäßung außerordentlich geftiegenen jüng-
ften Rembrandtfchülers ift, bis die Firma Goud-
ftikker es erwerben konnte, im Befiß derNachkom-
men des berühmten Gelehrten geblieben, und be-
reits hat es auch fchon einen feften Plag in einer
öffentichen Sammlung bekommen, indem es durch
einen Haager Eingefeffenen dem niederländifchen
Staate gefchenkt worden ift, zur Aufteilung im
Mauritshuis. Kaum minder belangreich ift ein
noch ftark unter dem Einfluß von Rembrandt
ftehendes farbenprächtiges Frauenbildnis von
FerdinandBol.in dem man — mit guten Grün-
den — Maria Louisa Gonzaga, Königin von
Schweden und Polen, glaubt erkennen zu dürfen.
Ferner feien genannt der blaue Kavalier von
Gonzales Coques aus der Sammlung Hollit-
fdier und das kleine Bildnis einer als „bergere“
herausgepugten Dame von Paulus Moreelfe.
Bei den Genrebildern treffen wir wieder ver-
fchiedene Werke aus in jüngfter Zeit aufgelöften
Berliner Sammlungen, fo den Raucher von Adr.
Brouwer, die kleine Stehfigur eines Offiziers
von Cornelis Wz. Duyster (beide aus der
Verfteigerung Gumprecht) und die tanzenden
Hündchen von Pieter deHoogh (aus derVer-
fteigerung v. Mallmann). Sodann Werke von
PieterCodde, DirkHals, Gerrit Lundens,
Jan Mienfe Molenaer, Adr. van Oftade,
dem feltenen Willem de Poorter u. a. m.
Unter den Landfchaften ift das koftbarfte Stüde
die Waffermühle von Meindert Hobbema
(eines der wenigen von der legtjährigen Aus-
teilung her bekannten Bilder). Ein Prunkwerk
feintüftelnder Malerei ift die Baumlandfdiaft
Jan van der Heydens (aus englifchem Privat-
befig), trog der unendlich fubtilen Ausführung
ein reizvolles Bild von feltener Frifche. Eine
großzügige Landfchap, die kürzlich, als von
einem unbekannten Mei|ter herrührend, in einer
Ämfterdamer Verpeigerung vorkam, figuriert
hier als charakteritifches Werk von Roelant
Roghman; diefe Bestimmung ift in der Tat ein-
wandsfrei. Jan Vermeer d. Ä., von Haarlem,
Jan van Goyen, Sal. van Ruysdael, S. de
Vlieger, Philips Wouwerman (das Kreuz
am Weg aus der Sammlung Gumprecht) find
durch fdiöne Proben ihrer Kunft vertreten. Den
Kunfthiftoriker interefpert noch befonders ein
bezeichnetes und datiertes Furtbild von Jan
Siberechts aus den 90er Jahren, das, im Gegen-
faß zu dem fchönen, kräftigkühlen Ton feiner
früheren Werke (die meiften datierten Bilder
ftammen aus den 60er und 70er Jahren), eine
Äbendftimmung zum Ausgangspunkt einer wär-
meren, aber auch unperfönlicheren Farbengebung
nimmt. Auch einige Primitive pndet man in
diefer Äusftellung, worunter einen Stifterpügel
von einem Altar desMeifters von Frankfurt
(Nr. 39 von Friedländers Verzeichnis). Und end-
lich hat fich fogar ein Italiener, Sassoferrato,
mit einer lieblichen Madonna hierher verirrt.—
Ein mit trefflichen Lichtdrucken ausgeftatteter
Katalog dient als Führer und fpätere, willkom-
mene Gedächtnisftüge. Ähnlich wie die bekann-
ten Sedelmeyer-Ausgaben, beginnen die Goud-
ftikkerfchen Katalage fich zu einer wertvollen
Serie aneinanderzufügen. O. H.
WIESBADEN Im NASSAUISCHEN KUNST-
VEREIN — Wiesbadener Gefellfchaft für
bildende —Kunft find in glücklich gewählter
Gegen fäglichkeit verfchiedene Temperamente
nebeneinander zu Wort gekommen, die zu
einer kräftigen Gefamtwirkung zufammentreten.
Starke leitet mit feinen tonigen Zeichnungen
im Geift Cezannes und Renoirs die Stimmung
ein, die durch Haueifen, Beckmann, Klemm
in kurzer Steigerung anfchwellend, in Hedcen-
dorf zu einem ungeftümen Ausbruch kommt.
Dem heißblütigen Allegro Heckendorffcher Kunft
folgen, die Reihe fchließend, zwei zu monumen-
taler Ruhe Gelangte: Kars mit feinen ungemein
plaftifchen Stilleben und der jüngft verftorbene
Schiele mit tiefergreifenden genialen Äuße-
rungen eines auf ganz befondere Akzente ein-
getellten künftlerifchen Emppndens: ch.
GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE
HääG Im Haag ift ein „Verein der Freunde
afiatifcher Kunft “gegründet worden, der pch
die Hebung der Würdigung und das Studium
von oftafiatifcher, indifcher und indonepTcher
Kunft fowie das Vereinigen aller, die diefer
Kunft Intereffe entgegenbringen, zum Ziel gefegt
hat. Ferner fteht auf dem Programm das Stu-
dium der mit apatifcher Kunft zufammenhängen-
den Mufeumsfragen in Holland und feinen Kolo-
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