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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 5/6
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Ausstellungen
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Gesellschaften und Vereine
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Personalien
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0103

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AUSSTELLUNGEN o GESELLSCHAFTEN UND VEREINE o PERSONALIEN

MÜNCHEN „Münchener Malerei 1870
bis 1890“. ln der MODERNEN GALERIE
(THANNHÄUSER) in München wurde kürzlich
eine Ausheilung ausgewählter Gemälde von be-
rühmten und auch wenig bekannten Künftlern
eröffnet, die in den fiebziger und achtziger Jahren
des vergangenen Jahrhunderts in Mündien ge-
wirkt haben. Die Ausftellung wird vorausficht-
lich bis Ende Februar gezeigt werden können.
Ein Katalog mit 15 Abbildungen, einem Äuffag
von Dr. Ä. L. Mager und einem wiffenfchaftlich
bearbeiteten Künftlerverzeichnis mit 58 Namen
ift foeben erfchienen und zum Preife von M. 1.—
durch das Sekretariat der „Modernen Galerie“
zu beziehen. Wir werden auf die Ausftellung
noch ausführlich zu fprechen kommen.

WIEN Das ÖSTERREICHISCHE MUSEUM
hat aus dem Beftande feiner Bibliothek eine Serie
von 12 islamifchen Miniaturen ausgeftellt. Sie ge-
hören zu einer Folge, von denen fidi außerdem
noch 48 Blätter in dem Bepge der Bibliothek
befinden. Die Unvollftändigkeit des auf der
Rückfeite der Blätter gefchriebenen Textes, der
den berühmten Ritterroman Hamzah-Nameh be-
handelt, läßt vorausfegen, daß die Folge nur
ein Bruchteil eines größeren Werkes ift. Ein
offenbar zugehöriges Blatt war feinerzeit neben
den Wiener Blättern auf der Münchner islami-
fchen Äusftellung 1910 zu fehen, das aus dem
Befige van Gelder in Uccle (Belgien) stammte.
Die Blätter sind auf Leinwand gemalt, in ein-
zelnen Fällen auch doppelfeitig und fallen da-
durch fowie durch ihr großes Format (Bild-
größe 56x67) im Rahmen der islamifchen Buch-
miniatur auf. 1873 waren fie auf der Wiener
Weltausftellung neben anderen Prunkftücken aus
dem Befig des Schah Nasr Eddin ausgeftellt
(im Spezialkatalog der perfifchen Ausftellung
Nr. 458) und wurden von Eitelberger für 2000
Gulden erworben. Das erfte Textblatt trägt
mehrere Katalogvermerke und Stempel, deren
einer das Jahr 1097 d. H., ein anderer je nach
Deutung das Jahr 1008 oder 1108 (es ift nur die
Kürzung 108 gefchrieben) erkennen läßt. Für
die Datierung können die Zahlen nur als Ter-
minus ante quem in Betracht kommen, die Lefung
1008 = 1592 n. Chr. dürfte als zu früh fraglich
fein, da die Gemälde Merkmale der unter dem
Inderkönig Auranzib blühenden Malerfchule
zeigen, alfo früheftens dem Anfang des 17. Jahr-
hunderts angehören. Vor Schah Äbbas find fie
ficherlich nicht anzufegen und dürften bei den
ftarken indifchen Einfehlägen in südperfifches
Gebiet (wohl Afghaniftan) zu lokalifieren fein.

Außerdem pnd die farbigen Reproduktionen
der römifdien Mofaiken, die in dem großen,

vierbändigen Werke Jofeph Wilperts vorliegen
und die Tafeln des nur in 200 Exemplaren ge-
druckten Prachtwerkes von Riviere und Migeon
über islamifche Keramik des 13.—18. Jahrhun-
derts ausgeftellt. H. Glück.

GESELLSCHAFTEN UND
VEREINE

Der VERBAND DES DEUTSCHEN KUNST-
UND ÄNT1QU1TÄTENH ANDELS hat den kunft-
hiftorifchen Teil der Bibliothek Karl Volls er-
worben. Er foll den Grundftock einer Fach-
bibliothek bilden, die der Verband zur
Benugung durch feine Mitglieder gründen will.

PERSONALIEN

GUSTÄV KLIMT + Am 6. Februar ift in
Wien der Maler Guftav Klimt im Älter von
56 Jahren geftorben. Klimt war eine jener Er-
fcheinungen im Wiener Kunftleben, die durch
den Kampf mit dem Boden, der ihnen Heimat
war, zur Perfönlichkeit wurden, mit dem Boden,
der fie nicht verftand, ohne den fie jedoch nicht
geworden wären. Eine jener Erfcheinungen,
der man mit rein gefchichtlichem Maßftabe nidit
beikommt, die auf tauchen, ohne aus einer be-
ftimmten Überlieferung hergeleitet werden zu
können, und vergehen, ohne unmittelbare Spu-
ren zu hinterlaffen. Ihre Kunft ift nicht Fort-
fpinnen, Weiterführen, fie ift Äufnehmen und
Umwerten. Was von der Zeit an ihr haftet, ift
nur Anlaß, nicht Wefen, und deshalb gibt fie
mehr allgemein Menfchlidies, allgemein Künftle-
rifches. Die Anerkennung, die Klimt in aller
Welt fand, ift der Beweis dafür. Ich fpreche
nicht von dem Kiimt, der zufammen mit feinem
Bruder Ernft und mit Franz Matfdi die Theater
in Reichenberg, Karlsbad, Fiume, Wien (Burg-
theater), das Foyer des kunfthiftorifchen Hof-
mufeums, das Königsfchloß inPallefch (Rumänien)
und die Kaifervilla in Lainz fchmückte; — es
waren Meifterjahre, die weiter nichts als eine
Vollendung des Überkommenen bedeuten. Ich
fpreche von jener Perfönlichkeit Klimt, die klar
faßbar wird mit jenem Ereignis, das für ihn und
für Wien das Zeichen des Kampfes war: als er
die für die Aula der Wiener Univerfität be-
ftimmten Fakultätsbilder zurücknahm. Es war
die Zeit der elften Sezeffion, bei der Klimt als
„Äpoftel“ gefeiert, als „Verrückter“ verhöhnt
wurde. Klimt wuchs durch den Kampf an Treue
gegen fidi felbft. Auf die „Philofophie“ folgte
die „Medizin“ und fdiließlich das Wunderwerk
der „Jurisprudenz“. Die Aufzählung diefer drei

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Der Cicerone, X. |ahrg., He(l 5/6

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