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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 1/2
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Hildebrandt, Hans: Die Sammlung Kirchhoff in Wiesbaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0029

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DIE SAMMLUNG KIRCHHOFF IN WIESBADEN

Äbb. 4. ERICH HECKEL: „Der gläferne Tag“.

Befondere Aufmerkfamkeit wendete der Sammler in klugem Verftehen deffen, was
die Zeit verlangt, dem Expreffionismus zu. Von einigen führenden Perfönlichkeiten
find Hauptwerke in der Galerie Kirchhoff übergegangen. Nolde, der ftärkfte Vertreter
einer rein gefühlsmäßigen, rein intuitiven Ausdruckskunft, beherrfdite auf der Wies-
badener Ausftellung mit feinem Triptychon „Heilige Maria von Ägypten“ den großen
Saal. An diefem erfchütternden Werk ift nichts erklügelt, ift alles erlebt, ehe es Form
und Farbe ward. Zwifchen das wüft-finnliche Sichfelbftverfchwenden der ausfdiwei-
fendsten Buhlerin und das befriedete Ende in Gott, das die bekehrte Büßerin tröftet,
ift die jähe Verzweiflung der Reue geftellt. Die Farben, deren Kraftfteigerung im
Mittelbild nicht überboten werden kann, durchzieht diefelbe Dramatik. Ein Stilleben
offenbart Noldes Fähigkeit, toten Dingen ein gefpenftifches Leben einzuhauchen. Von

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