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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 1/2
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Hildebrandt, Hans: Die Sammlung Kirchhoff in Wiesbaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0030

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DIE SAMMLUNG KIRCHHOFF IN WIESBADEN

Abb. 5. EDWIN SCHARFF: „Landfchaft“.

keinem Künftler hat Kirchhoff zudem mehr Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen ufw.
angekauft. Mehrere Studien aus der Südfee finden fich darunter, biblifche Entwürfe,
wuchtige Seeftücke, alle voll Leidenfchaftlichkeit, die manchmal auch vor der Brutalität
nicht zurückfchreckt, und alle voll Ausdruck. Auch von Heckei befitjt Kirchhoff ein
Hauptwerk: den „Gläfernen Tag“, ein Bild von solch innerer Gefchloffenheit und folch
vifionärer Kraft, wie fie auch dem Echten nur in feltenen Stunden zu geftalten gelingt.
Ein Callaftilleben Pechfteins, ganz auf den einfachen Farbklang Blau und Braungelb
unter Hinzuziehung von Grün, Weiß und Schwarz geftellt, bezeugt, daß diefer mit-
unter reichlich flüchtige Künftler ungemein forgfältig und reizvoll komponieren kann,
wenn er allen Ernft an die Arbeit wendet. Ein vollendeteres Gemälde als die „Land-
fchaft“ kenne ich von Edwin Scharff überhaupt nicht. Mit feiner Weiträumigkeit,
feinem reichen und doch fo beruhigten Rhythmus, dem zarten Silberton über den we-
nigen, aber fo köftlich harmonifchen Farben erzählt es nicht wie fo manches andere
Bild davon, daß diefer Künftler vor allem zum Plaftiker geboren ward. Ein abfichtlich
fkizzenhaft durchgeführtes, aber fehr reizvolles Bild Lehmbrucks, der als Maler min-
deftens auf der Höhe des Bildhauers fteht — zwei Stilleben Kirchners von pikanter
Farbenwahl — ein feingeiftiges Knabenporträt Friedrich Ahlers-Heftermanns — eine
durch Rhythmus und Farbe ganz zum Bild geeinte Landfchaft des nach München über-

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