LITERATUR
falls wären auch hier für eine Neuauflage Kor-
rekturen dringend erwünfcht, ebenfo wie man
vielfach das Fehlen der Maße fdimerzlich ver-
mißt. Und doch können im ganzen diefe Aus-
heilungen die Freude über diefen Band nicht
mindern. Denn es bleibt des Pofitiven genug
und, foweit eine Nachprüfung im einzelnen mög-
lich, hat der Herausgeber eine zuverläffige Arbeit
geleiftet. Sein einführender Text ift ein Mufter
einführender Kunftkritik, fchlicht und überzeu-
gend in der Diktion, klar im Aufbau und ein-
dringlich in der Sprache. Vielleicht daß [ich in
der Zukunft gewiffe, auch das Künftlerifche in
Trübner mitbeftimmende rein menfchliche Züge
noch ftärker in Erfcheinung bringen laffen. Die
Ehrfurcht vor dem eben dahingegangenen Meifter
mag das im Augenblick noch verbieten, der
Ruhm des Künftlers aber bleibt trofedem beftehen.
Wie immer fich auch in Zukunft das GeTamtbild
des Lebenswerkes in den Rahmen der Gefchichte
einfügen wird, es bleibt Spiegel der fchöpfe-
rifchen Perfönlichkeit und des Zeitgeiftes, der
diefem Schaffen Nahrung gab. Bier mann.
DIE GEMÄLDEGALERIE DES MUSEUMS
FÜR BILDENDE KÜNSTE IN BUDAPEST, voll-
ftändiger befchreibender Katalog mit
Abbildungen aller Gemälde, bearbeitet
von Gabriel von Terey, I. Abteilung by-
zantinifche, italienifche, fpanifch portu-
gififche und franzöfifche Meifter. Verlag
Julius Bard-Berlin 1916.
Die Budapefter Gemäldegalerie ift bekanntlich
eine der inftruktivften, die es überhaupt gibt.
Abgefehen davon, daß die Galerie eine Reihe
qualitativ ganz hervorragender Werke birgt,
find die einzelnen Schulen ungewöhnlich viel-
feitig repräfentiert, und man findet dabei Ar-
beiten von Malern, die man fonft fehr feiten
antrifft. Es ift daher fehr erfreulich, daß nach
dem Katalog des Berliner Kaifer-Friedrich-Mu-
feums, der fämtliche Gemälde befdireibt und
abbildet, als erfter der des Budapefter Mufeums
nachfolgt und noch erfreulicher ift es, daß eine
Reihe von Mängeln, die dem Berliner Katalog
noch anhaften, in dem neuen Werk befeitigt
find. Vor allem ift jetjt nicht nur Abbildung
und Befchreibung ftets auf einer Seite vereinigt,
fondern Terey hat die Farbbefchreibung verein-
facht und ftets den Erhaltungszuftand der Bilder
angegeben. Auf eine genaue Literaturangabe bei
jedem Bild hat der mit großer Sorgfalt arbeitende
Verfaffer zwar verzichtet, dafür aber ftets das Ur-
teil, die Ättribution, der betreffenden Autoren
wiedergegeben. Terey ift hier vielleicht faft etwas
zu weit gegangen, indem er auch mündliche Urteile
von namhaften Befuchern der Galerie wiedergibt,
die vielleicht ihr Urteil manchmal revidiert hätten,
wenn ihnen diefe Verwertung bekannt gewefen
wäre. Jedenfalls ift aber diefes Verfahren harm-
lofer, als Bilder nach neuen, nicht allgemein an-
erkannten Attributionen umzunennen. Mit Recht
ifthierTerey fehrkonfervativgeblieben. Immerhin
find, wie der Verfaffer felbft in feiner Einleitung be-
merkt, während der fehr langen Drucklegung des
Bandes doch einige Refultate gezeitigt worden,
die in dem hoffentlich bald erfcheinenden zweiten
Band verfchiedeneBerichtigungen bezw.Namens-
veränderungen und Ergänzungen geben müffen.
Daß den Galerienummern ftets noch die Inven-
tarnummern beigefügt wurden, ift fehr begrüßens-
wert (ja man möchte faft fagen, daß heute die
Galerienummern in Katalogen, die alphabetifch
angeordnet find, gar keine rechte Bedeutung
mehr haben). Die Künftler-Signaturen- und Auf-
fchriften find am Schluß des Bandes vereinigt.
Dem Ganzen hat Terey eine fehr intereffante
Gefchichte der Sammlung als Einleitung voran-
gefchickt, die u. a. fehr mit Recht die großen
Verdienfte hervorhebt, die fich der genial zu
nennende, unglückliche Karl von Pulszky (Gale-
riedirektor von 1881—1896) um die Sammlung
erworben hat. Auguft L. Mayer.
RUBENS DER GROSSE FLAME, ausgewählt
und eingeleitet von Artur Weefe, mit 24 Bildern.
THOMA DER MALERPOET, ausgewählt und
eingeleitet von J. M. Beringer, mit 26 Bildern.
München, Delphin-Verlag.
Die fchmucke Äusftattung und der billige Preis
der Delphin-Kunft-Bücher tragen dazu bei, daß
die Bändchen rafch ihr Publikum gefunden haben.
Es war ein glücklicher Einfall, die Künftler auch '
durch Briefe und Tagebuchblätter zu Worte
kommen zu laffen. Bisher wurden nur die Maler
des 19. Jahrhunderts berückfichtigt, durdi das
Rubens-Bändchen wurde diefer Kreis erweitert.
Die Effenz von Rubens Wefen in Worte zu
faffen und das Wort durch Auswahl charakte-
riftifcher Bilder zu unterftü^en, hat fich Weefe
angelegen fein laffen.
Auf die pretentiöfen Untertitel „der große Flame“,
„der Malerpoet“ oder gar Grünwald „der In-
brünftige“ würde man aus Gefchmacksgründen
lieber verzichten. Rofa Schapire.
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falls wären auch hier für eine Neuauflage Kor-
rekturen dringend erwünfcht, ebenfo wie man
vielfach das Fehlen der Maße fdimerzlich ver-
mißt. Und doch können im ganzen diefe Aus-
heilungen die Freude über diefen Band nicht
mindern. Denn es bleibt des Pofitiven genug
und, foweit eine Nachprüfung im einzelnen mög-
lich, hat der Herausgeber eine zuverläffige Arbeit
geleiftet. Sein einführender Text ift ein Mufter
einführender Kunftkritik, fchlicht und überzeu-
gend in der Diktion, klar im Aufbau und ein-
dringlich in der Sprache. Vielleicht daß [ich in
der Zukunft gewiffe, auch das Künftlerifche in
Trübner mitbeftimmende rein menfchliche Züge
noch ftärker in Erfcheinung bringen laffen. Die
Ehrfurcht vor dem eben dahingegangenen Meifter
mag das im Augenblick noch verbieten, der
Ruhm des Künftlers aber bleibt trofedem beftehen.
Wie immer fich auch in Zukunft das GeTamtbild
des Lebenswerkes in den Rahmen der Gefchichte
einfügen wird, es bleibt Spiegel der fchöpfe-
rifchen Perfönlichkeit und des Zeitgeiftes, der
diefem Schaffen Nahrung gab. Bier mann.
DIE GEMÄLDEGALERIE DES MUSEUMS
FÜR BILDENDE KÜNSTE IN BUDAPEST, voll-
ftändiger befchreibender Katalog mit
Abbildungen aller Gemälde, bearbeitet
von Gabriel von Terey, I. Abteilung by-
zantinifche, italienifche, fpanifch portu-
gififche und franzöfifche Meifter. Verlag
Julius Bard-Berlin 1916.
Die Budapefter Gemäldegalerie ift bekanntlich
eine der inftruktivften, die es überhaupt gibt.
Abgefehen davon, daß die Galerie eine Reihe
qualitativ ganz hervorragender Werke birgt,
find die einzelnen Schulen ungewöhnlich viel-
feitig repräfentiert, und man findet dabei Ar-
beiten von Malern, die man fonft fehr feiten
antrifft. Es ift daher fehr erfreulich, daß nach
dem Katalog des Berliner Kaifer-Friedrich-Mu-
feums, der fämtliche Gemälde befdireibt und
abbildet, als erfter der des Budapefter Mufeums
nachfolgt und noch erfreulicher ift es, daß eine
Reihe von Mängeln, die dem Berliner Katalog
noch anhaften, in dem neuen Werk befeitigt
find. Vor allem ift jetjt nicht nur Abbildung
und Befchreibung ftets auf einer Seite vereinigt,
fondern Terey hat die Farbbefchreibung verein-
facht und ftets den Erhaltungszuftand der Bilder
angegeben. Auf eine genaue Literaturangabe bei
jedem Bild hat der mit großer Sorgfalt arbeitende
Verfaffer zwar verzichtet, dafür aber ftets das Ur-
teil, die Ättribution, der betreffenden Autoren
wiedergegeben. Terey ift hier vielleicht faft etwas
zu weit gegangen, indem er auch mündliche Urteile
von namhaften Befuchern der Galerie wiedergibt,
die vielleicht ihr Urteil manchmal revidiert hätten,
wenn ihnen diefe Verwertung bekannt gewefen
wäre. Jedenfalls ift aber diefes Verfahren harm-
lofer, als Bilder nach neuen, nicht allgemein an-
erkannten Attributionen umzunennen. Mit Recht
ifthierTerey fehrkonfervativgeblieben. Immerhin
find, wie der Verfaffer felbft in feiner Einleitung be-
merkt, während der fehr langen Drucklegung des
Bandes doch einige Refultate gezeitigt worden,
die in dem hoffentlich bald erfcheinenden zweiten
Band verfchiedeneBerichtigungen bezw.Namens-
veränderungen und Ergänzungen geben müffen.
Daß den Galerienummern ftets noch die Inven-
tarnummern beigefügt wurden, ift fehr begrüßens-
wert (ja man möchte faft fagen, daß heute die
Galerienummern in Katalogen, die alphabetifch
angeordnet find, gar keine rechte Bedeutung
mehr haben). Die Künftler-Signaturen- und Auf-
fchriften find am Schluß des Bandes vereinigt.
Dem Ganzen hat Terey eine fehr intereffante
Gefchichte der Sammlung als Einleitung voran-
gefchickt, die u. a. fehr mit Recht die großen
Verdienfte hervorhebt, die fich der genial zu
nennende, unglückliche Karl von Pulszky (Gale-
riedirektor von 1881—1896) um die Sammlung
erworben hat. Auguft L. Mayer.
RUBENS DER GROSSE FLAME, ausgewählt
und eingeleitet von Artur Weefe, mit 24 Bildern.
THOMA DER MALERPOET, ausgewählt und
eingeleitet von J. M. Beringer, mit 26 Bildern.
München, Delphin-Verlag.
Die fchmucke Äusftattung und der billige Preis
der Delphin-Kunft-Bücher tragen dazu bei, daß
die Bändchen rafch ihr Publikum gefunden haben.
Es war ein glücklicher Einfall, die Künftler auch '
durch Briefe und Tagebuchblätter zu Worte
kommen zu laffen. Bisher wurden nur die Maler
des 19. Jahrhunderts berückfichtigt, durdi das
Rubens-Bändchen wurde diefer Kreis erweitert.
Die Effenz von Rubens Wefen in Worte zu
faffen und das Wort durch Auswahl charakte-
riftifcher Bilder zu unterftü^en, hat fich Weefe
angelegen fein laffen.
Auf die pretentiöfen Untertitel „der große Flame“,
„der Malerpoet“ oder gar Grünwald „der In-
brünftige“ würde man aus Gefchmacksgründen
lieber verzichten. Rofa Schapire.
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