Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0178
DOI Heft:
Heft 11/12
DOI Artikel:Häuser, Henrik: Ein dänischer Sammler
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EIN DÄNISCHER SAMMLER
Äbb. 3. Vincent van Gogh: Än der Seine.
nicht mehr befchränken, zumal er fie nicht einmal mehr zu fühlen fcheint. Einen weit-
gereiften Kenner internationalen Verkehrs und Handels, der einige Jahre oder Jahr-
zehnte weitgefpannten und einträglichen Transaktionen widmet und fchließlich, fchon
auf der Höhe feiner Lebensbahn, fich mit Dingen zu umgeben beginnt, die ihm vor
allen andern wert find.
Das Überrafchende ift die Unabhängigkeit, die aus diefem Sammler und aus feiner
Sammlung fpricht. Und vielleicht ift grade das nur wieder bei einem Manne möglich,
der in einem kleinen Volke nichts anderes als der Befifeer einiger fchöner erlebnis-
reicher Kunftwerke fein will. In diefem Wunfche wuchs Herr Tetjen-Lund und ent-
wickelte er fich, ohne Grundfat), ohne Prätention. Auch er fing mit den Dänen an.
Von den Akademikern, von dem ihm befreundeten Viggo Johannfen etwa, keineswegs
dem fchlechteften unter den Hütern künftlerifcher Schulweisheit, einem Maler von heute
noch bedeutendem Rang, kam diefer Sammler zu den Jüngeren, er kam zu I. F. Wil-
lumfen. Von Willumfen hat er in feiner Sammlung ein fehr bemerkenswertes frühes
kleines Bild, eine bretonifche Bäuerin, die die Linie Van Gogh — Gauguin — Tou-
loufe — Lautrec fozufagen nach rückwärts, auf dem Wege zu ihrer Quelle hin, ergänzt.
Herr Teßen-Lund aber ging vorwärts. Er wurde mit den Jüngeren immer jünger.
Er fcheute vor den verrufenen „Schreckensausftellungen“ nicht zurück, mit denen man
fich ja auch hier inzwifchen foweit zu verftändigen gelernt hat, daß man fie, da fie
nun einmal auch dänifch find, in den Kreis des nationalen Sammelguts aufnimmt.
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Äbb. 3. Vincent van Gogh: Än der Seine.
nicht mehr befchränken, zumal er fie nicht einmal mehr zu fühlen fcheint. Einen weit-
gereiften Kenner internationalen Verkehrs und Handels, der einige Jahre oder Jahr-
zehnte weitgefpannten und einträglichen Transaktionen widmet und fchließlich, fchon
auf der Höhe feiner Lebensbahn, fich mit Dingen zu umgeben beginnt, die ihm vor
allen andern wert find.
Das Überrafchende ift die Unabhängigkeit, die aus diefem Sammler und aus feiner
Sammlung fpricht. Und vielleicht ift grade das nur wieder bei einem Manne möglich,
der in einem kleinen Volke nichts anderes als der Befifeer einiger fchöner erlebnis-
reicher Kunftwerke fein will. In diefem Wunfche wuchs Herr Tetjen-Lund und ent-
wickelte er fich, ohne Grundfat), ohne Prätention. Auch er fing mit den Dänen an.
Von den Akademikern, von dem ihm befreundeten Viggo Johannfen etwa, keineswegs
dem fchlechteften unter den Hütern künftlerifcher Schulweisheit, einem Maler von heute
noch bedeutendem Rang, kam diefer Sammler zu den Jüngeren, er kam zu I. F. Wil-
lumfen. Von Willumfen hat er in feiner Sammlung ein fehr bemerkenswertes frühes
kleines Bild, eine bretonifche Bäuerin, die die Linie Van Gogh — Gauguin — Tou-
loufe — Lautrec fozufagen nach rückwärts, auf dem Wege zu ihrer Quelle hin, ergänzt.
Herr Teßen-Lund aber ging vorwärts. Er wurde mit den Jüngeren immer jünger.
Er fcheute vor den verrufenen „Schreckensausftellungen“ nicht zurück, mit denen man
fich ja auch hier inzwifchen foweit zu verftändigen gelernt hat, daß man fie, da fie
nun einmal auch dänifch find, in den Kreis des nationalen Sammelguts aufnimmt.
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