EIN VERGESSENER DÜSSELDORFER LANDSCHAFTER (CARL IRMER)
freier, fein Äuge empfindlicher und
fein Gefühl für die intimen Züge
eines landfchaftlichen Problems ver-
feinert wurde, ln unermüdlicher Ar-
beit hat er dann fich zu einer reifen
Meifterfchaft durchgerungen, die bei
aller Gewiffenhaftigkeit in der Aus-
prägung des Wirklichen niemals eines
ftarken poetifchen Zuges entbehrte.
Einige datierte Stücke aus den acht-
ziger Jahren zeigen eine gewiffe Ver-
wandtfchaft mit Kröner; Motive aus
Rügen, die auch Eugen Dücker ge-
malt hat, wie etwa der frifche See-
luft atmende „Badeftrand“ (Abb. 1,2),
der „Abend in den Dünen“ mit feiner
unerhörten Einfamkeit oder „DerSteg“
könnten Anlaß zu intereffanten Ver-
gleichen geben und zeigen, daß Dücker
faft ftets härter in der Form, Irmer
jedoch feiner und empfindfamer ift
und mehr Sinn für das Tonige be-
fißt, das die Härte der Lokalfarben
aufhebt. Seine Studien und Skizzen
find immer von vorzüglicher Bildwir-
kung und feffeln durch die Unbe-
kümmertheit, mit der er jedesmal die
geeignetften Mittel, Bleiftift, Aquarell
oder Gouache, zur Erreichung des
künftlerifchen Zweckes zu handhaben
wußte. Gemeinfam mit Carl Ludwig
Fahrbach (1835—1902) hatte er 1874, wie damals die „Kunftchronik“ berichtete, für
das Hotel Dremel in Brüffel fieben große Rheinländfchaften auszuführen, die eine
mit Glas bedeckte Verbindungshalle zwifchen zwei Gebäuden zieren füllten. Diefe
Bilder waren mit Wachsfarben auf Leinwand gemalt und für einen Raum von 17 m
Länge und 2,40 m Höhe berechnet, fo daß fie wohl als die größten landfchaftlichen
Darftellungen Irmers anzufehen find. Gewählt wurden Änfichten von Oberwefel, Burg
Rheinftein, Caub, Bacharach und dem Mäufeturm. Das Mittelftück zeigte das Sieben-
gebirge mit dem Drachenfels. — Von öffentlichen Sammlungen, die Werke des Künftlers
befißen, feien hier genannt die Nationalgalerie in Berlin, die Städtifchen Sammlungen
in Düffeldorf, die Kunfthalle in Stuttgart und das Nationalmufeum in Stockholm.
Man fagt, daß Irmer fein tiefes Gemüt hinter einem rauhen, ja abftoßenden Wefen
verbarg. Es mag fein, aber in feiner Kunft war er ein Träumer und ein Dichter. Schlicht
und ftimmungsvoll wirken Bilder wie die „Heidelandfchaft mit Schafen“, die „Birken“
(Abb. 3, 4), der „Sonnenuntergang am Rhein“ mit dem abendlich beleuchteten Waffer,
der „Abend in der Heide“, wo alles in Duft verfchwimmt, die fattgrüne, an Trübner
gemahnende „Dorfftraße“, in ihrer ftillen Innerlichkeit ftark und mächtig an unfere
170
Äbb. 3. „Birken“ von Prof. Carl Irmer.
Mit Genehmigung der Kunfthandlung Leo Pauly, DüJTeldorf.
freier, fein Äuge empfindlicher und
fein Gefühl für die intimen Züge
eines landfchaftlichen Problems ver-
feinert wurde, ln unermüdlicher Ar-
beit hat er dann fich zu einer reifen
Meifterfchaft durchgerungen, die bei
aller Gewiffenhaftigkeit in der Aus-
prägung des Wirklichen niemals eines
ftarken poetifchen Zuges entbehrte.
Einige datierte Stücke aus den acht-
ziger Jahren zeigen eine gewiffe Ver-
wandtfchaft mit Kröner; Motive aus
Rügen, die auch Eugen Dücker ge-
malt hat, wie etwa der frifche See-
luft atmende „Badeftrand“ (Abb. 1,2),
der „Abend in den Dünen“ mit feiner
unerhörten Einfamkeit oder „DerSteg“
könnten Anlaß zu intereffanten Ver-
gleichen geben und zeigen, daß Dücker
faft ftets härter in der Form, Irmer
jedoch feiner und empfindfamer ift
und mehr Sinn für das Tonige be-
fißt, das die Härte der Lokalfarben
aufhebt. Seine Studien und Skizzen
find immer von vorzüglicher Bildwir-
kung und feffeln durch die Unbe-
kümmertheit, mit der er jedesmal die
geeignetften Mittel, Bleiftift, Aquarell
oder Gouache, zur Erreichung des
künftlerifchen Zweckes zu handhaben
wußte. Gemeinfam mit Carl Ludwig
Fahrbach (1835—1902) hatte er 1874, wie damals die „Kunftchronik“ berichtete, für
das Hotel Dremel in Brüffel fieben große Rheinländfchaften auszuführen, die eine
mit Glas bedeckte Verbindungshalle zwifchen zwei Gebäuden zieren füllten. Diefe
Bilder waren mit Wachsfarben auf Leinwand gemalt und für einen Raum von 17 m
Länge und 2,40 m Höhe berechnet, fo daß fie wohl als die größten landfchaftlichen
Darftellungen Irmers anzufehen find. Gewählt wurden Änfichten von Oberwefel, Burg
Rheinftein, Caub, Bacharach und dem Mäufeturm. Das Mittelftück zeigte das Sieben-
gebirge mit dem Drachenfels. — Von öffentlichen Sammlungen, die Werke des Künftlers
befißen, feien hier genannt die Nationalgalerie in Berlin, die Städtifchen Sammlungen
in Düffeldorf, die Kunfthalle in Stuttgart und das Nationalmufeum in Stockholm.
Man fagt, daß Irmer fein tiefes Gemüt hinter einem rauhen, ja abftoßenden Wefen
verbarg. Es mag fein, aber in feiner Kunft war er ein Träumer und ein Dichter. Schlicht
und ftimmungsvoll wirken Bilder wie die „Heidelandfchaft mit Schafen“, die „Birken“
(Abb. 3, 4), der „Sonnenuntergang am Rhein“ mit dem abendlich beleuchteten Waffer,
der „Abend in der Heide“, wo alles in Duft verfchwimmt, die fattgrüne, an Trübner
gemahnende „Dorfftraße“, in ihrer ftillen Innerlichkeit ftark und mächtig an unfere
170
Äbb. 3. „Birken“ von Prof. Carl Irmer.
Mit Genehmigung der Kunfthandlung Leo Pauly, DüJTeldorf.