DIE AUSSTELLUNGEN DER BERLINER SEZESSIONEN
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fchen Arbeiten retten we-
nigftens dasAnfehen feiner
Technik. Sie find anftän-
dig gemalt und laffen den
Abftieg deutlich hervortre-
ten, der [ich, über Becker
hin, anfangs der 80er Jahre
vollzieht und [chließlich bei
Guftav Richter den tiefften
Punkt erreicht. Daß da-
neben zu diefer Zeit auch
noch andere Ideale verehrt
wurden, zeigt manches bef-
fere Stück. Was aber auf-
fällig erfcheint, ift, daß diefe
befferen Arbeiten fo oft
mehr Studienkopf als Por-
trät find. Die Fähigkeit, zu
individualifieren, ift noch da.
Aber das Verftändnis für
die repräfentativen Erfor-
dernde des Bildniffes ift
verloren gegangen. Die
Köpfe von Schlabi^ etwa,
fogar dasSelbftbildnisKoep-
pings, das als Malerei, na-
mentlich in feinem Ent-
ftehungsjahre 1880, eine
ganz befondere Leiftung
bedeutet, gehen nur noch
der einmaligen (und alfo
wenigftens in diefem Sinne
perfönlichen) Form nach,
ohne es irgendwie auf eine Erfaffung und Darftellung der Perfönlichkeit abzufehen.
Eine Ausnahme bilden die Bildniffe Carl Stauffers, die mit den guten malerifchen Eigen-
fchaften der Diejjfchule die Formenftrenge des geborenen Plaftikers verbinden und in
ihrer feinen Haltung die einzigen wirklichen und befriedigenden Bildniffe diefes Jahr-
zehnts auf diefer Ausftellung find.
Das troftlofefte Kapitel find aber in diefem Zufammenhange die akademifchen Re-
präfentationsporträts. Deshalb nämlich, weil hier die völlige Unfähigkeit, ein wirk-
liches Bildnis zu geben, fich an die großen Perfönlichkeiten herangewagt hat. Wo der
Maler hier groß wirken will, kommt er über die Gefte der pathetifchen Tragödie, die
immer falfch wirkt, nicht hinaus, und wo er fachlich fein will, bleibt er hausbaken.
Die Erlöfung mußte vom Impreffionismus herkommen, der zunächft einmal die un-
beftrittenen Fähigkeiten zu einer lebendigen und geiftig wie handwerklich befchwingten
Malerei mitbrachte. Aber auch hier find — bei allem großen Fortfehritt im rein Male-
rifchen — die befonderen Aufgaben des Bildniffes nicht immer fo gut gelöft wie etwa
208
Abb.
1. Eduard Magnus, Frau Martha Wolff.
Aufnahme aus dem Atelier Rieß-Berlin.
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fchen Arbeiten retten we-
nigftens dasAnfehen feiner
Technik. Sie find anftän-
dig gemalt und laffen den
Abftieg deutlich hervortre-
ten, der [ich, über Becker
hin, anfangs der 80er Jahre
vollzieht und [chließlich bei
Guftav Richter den tiefften
Punkt erreicht. Daß da-
neben zu diefer Zeit auch
noch andere Ideale verehrt
wurden, zeigt manches bef-
fere Stück. Was aber auf-
fällig erfcheint, ift, daß diefe
befferen Arbeiten fo oft
mehr Studienkopf als Por-
trät find. Die Fähigkeit, zu
individualifieren, ift noch da.
Aber das Verftändnis für
die repräfentativen Erfor-
dernde des Bildniffes ift
verloren gegangen. Die
Köpfe von Schlabi^ etwa,
fogar dasSelbftbildnisKoep-
pings, das als Malerei, na-
mentlich in feinem Ent-
ftehungsjahre 1880, eine
ganz befondere Leiftung
bedeutet, gehen nur noch
der einmaligen (und alfo
wenigftens in diefem Sinne
perfönlichen) Form nach,
ohne es irgendwie auf eine Erfaffung und Darftellung der Perfönlichkeit abzufehen.
Eine Ausnahme bilden die Bildniffe Carl Stauffers, die mit den guten malerifchen Eigen-
fchaften der Diejjfchule die Formenftrenge des geborenen Plaftikers verbinden und in
ihrer feinen Haltung die einzigen wirklichen und befriedigenden Bildniffe diefes Jahr-
zehnts auf diefer Ausftellung find.
Das troftlofefte Kapitel find aber in diefem Zufammenhange die akademifchen Re-
präfentationsporträts. Deshalb nämlich, weil hier die völlige Unfähigkeit, ein wirk-
liches Bildnis zu geben, fich an die großen Perfönlichkeiten herangewagt hat. Wo der
Maler hier groß wirken will, kommt er über die Gefte der pathetifchen Tragödie, die
immer falfch wirkt, nicht hinaus, und wo er fachlich fein will, bleibt er hausbaken.
Die Erlöfung mußte vom Impreffionismus herkommen, der zunächft einmal die un-
beftrittenen Fähigkeiten zu einer lebendigen und geiftig wie handwerklich befchwingten
Malerei mitbrachte. Aber auch hier find — bei allem großen Fortfehritt im rein Male-
rifchen — die befonderen Aufgaben des Bildniffes nicht immer fo gut gelöft wie etwa
208
Abb.
1. Eduard Magnus, Frau Martha Wolff.
Aufnahme aus dem Atelier Rieß-Berlin.