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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 13/14
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0237

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AUSSTELLUNGEN

flächige Zufammenfaffung von Parallellagen in
den Schilderungen C. Wilhelmfons. Von den
übrigen Radierern find noch Olle Hjortzberg und
David Tagtftröm zu nennen, im Holzfchnitt
bringen Sträät und E. Lange fein empfundene
und dekorative Ärbeiten.

Die GALERIE ARNOT ftellte in diefem Monat
Zeichnungen von Egon Schiele zur Schau.
Die große, an Virtuofität grenzende Meifterfdiaft
des Künftlers im Gebiete der Zeichnung kommt
auch diesmal voll zur Geltung insbefonders in
den Porträtköpfen, wo es gilt, mit vollem Ernfte
fich mit dem Zwang der Natur auseinander-
zu|eßen. Dagegen haftet den weiblichen Äkten
etwas Spielerifches an, das wohl den Anreiz
momentaner Gefeßmäßigkeiten in Stellung und
Bewegung hat, aber einerfeits zu wenig bietet,
um als Zeichnung felbftändigen Wert zu er-
halten, anderfeits zu viel Aufmachung zeigt,
um als ernfte Studie zu gelten.

Unter dem Namen „BEWEGUNG“ hat fich eine
Kunftgruppe organifiert, die in gemieteten Räu-
men (Kärntnerftraße 4) eine Reihe von Werken zur
Schau ftellt, welche den Ausdruck möglichft freier
Ziele bedeuten foll. Die leitende Idee der Ver-
einigung ift etwa in den Worten ausgedrückt:
„auf jedes kleinlich dekorative oder naturaliftifche
Bedürfnis völlig verzichten zu lernen und alles
Wollen dem einzigen Ziele der leßten überindi-
viduellen architektonifchen Einheit des Kunft-
werkes unterzuordnen“. Der Geift jener Künfte,
in denen der Ausdruck der Perfönlichkeit nicht
Ziel, fondern Vorausfeßung ift, der Gotik und
des Oftens, ift ihr Leitftern. Damit ift ein Pro-
grammpunkt angedeutet, deffen internationale
Richtung gerade auf öftereichifchem Boden von
Bedeutung wäre, und der gefühlsmäßig und
vielleicht unbewußt eine Erkenntnis voraus-
nimmt, die wiffenfchaftlich noch kaum angebahnt
iß: Die Erkenntnis der fchöpferifchen Kraß, die
in unferer Zeit durch die Wechfelwirkung und
Spannung zwifchen den individualifierenden
weftlichen Hochkulturen und den jugendkräftigen
Oftvölkern Europas gewährleiftet iß. Solche Be-
wegungen kommen meift unbewußt aus dem
Bedürfnis der Zeit und bedeuten faß immer
nur Taftverfuche mit weniger Klarheit als Stre-
ben und gutem Willen. Auch hier darf man
nicht Äbgefchloffenes erwarten — und der
Name Bewegung will das ehrlich eingeftehen —
wird aber freilich auch nichts Führendes finden,
wenn man davon abfeht, daß für die zähen
Wiener Kunftanfdhauungen jede Bewegung von
Nußen iß. Diefe Möglichkeit iß in unferem Falle
vor allem dadurch gegeben, daß in der Lei-
tung wie auch in der Aussßellung weiblichen

Künftlern ein größeres Feld eingeräumt iß, und
folche ja ihrer allgemeinen Anlage nach ßch in
neue Probleme leicht einfühlen und befähigt
find, diefen durch größere Ausgeglichenheit ihre
Schärfe zu nehmen. An der Spiße ftehen K. Zir-
ner, die in ihren an volkstümliche Glasmalereien
gemahnenden Legenden urfprünglicher und ftär-
ker wirkt als in dem Porträts, F. Salvendy mit
feinem Empfnden für die Stofflichkeit tiefer
Farbtöne im Stilleben und charakteriftifcher Äuf-
faffung im Bildnis. Ferner Janina Großman mit
ihren im Sinne deutfcher Altmeifter fein zur
Landfchaft geftimmten Porträts. Helene Funkes
liebenswürdiges Talent ift in den pgürlichen
Kompoßtionen „Träume“ und „Früchte“ felb-
ßändiger als in den technifch und geftaltlich von
Klinger infpirierten Graphiken. Richard Dillenz
bringt Landfchaften aus der Provence, inter-
effante keramifche Porträtmasken und form-
mußkalifche Entwürfe für Wandmalereien. Fried-
rich Feigl (Berlin) entwickelt ftarke mälerifche
Qualitäten in der Landfchaft, feine Tufchzeich-
nungen zu Raskolnikow gehen über bloße Illu-
ftration hinaus. Unter den Pragern ift wohl
Vlaßislaw Hofman mit feinen ftreng aufgebauten
Äquarellandfchaften und byzantinifierenden Holz-
fchnitten voranzuftellen, während die kubiftifchen
und geometrifchen Abftraktionen Vaclav, Spälas
und Jofef Capeks doch etwas zu feicht emp-
funden werden müßen. In der Graphik ift auch
Alfred Kubin mit einer Serie Tufchzeichnungen
„Daniel“ vertreten. Unter den übrigen Äus-
ftellern feien noch Franz Skala, Otakar Marvä-
nek und Maria v. Dittrich (mit kunftgewerblichen
Stickereien) genannt. — Die Vereinigung plant
außer durch Aufteilungen in Wien und in anderen
Städten der Monarchie auch durch Vorträge und
Diskuffionen zu wirken. H. G.

ZÜRICH Ein Selbftporträt F. Hodlers. Ein
neu entdecktes Selbftporträt Hodlers aus feiner
früheften Schapenszeit hat der KUNSTSÄLON
BOLLAG ausgeftellt. Der Maler hat ßch bei ver-
haltenem Lachen beobachtet und aufdieLeinwand
gebracht. Das eigenartige Motiv ift zeichnerifch
ftark durchgeführt, farbig in den zarten, wohl
vermittelten Tönen, die der Palette von B. Menn
eignen. Das Gepcht zeigt grau-rofa und gelbe
Farben, das Haar braun und grau, die Jacke ift
braunviolett gegen einen als Raum leicht ange-
deuteten, dunkelolivenfarbenen Fond geftellt.
Der zwanzigjährigeMaler hat das Bild bezeichnet:
Hodler pein par lui 1873. Seit vierzig Jahren
und bis vor der kürzlich erfolgten Erwerbung
durch den Züricher Kunfthandel war das Gemälde
in ausländifchem Privatbefiß.

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