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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 13/14
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0239

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BEVORSTEHENDE VERSTEIGERUNGEN ° STATTGEHABTE VERSTEIGERUNGEN

den Gemälden (faft alle in Originalrahmen) nur
die Namen Giacomo Baffano, Arnold von Boonen,
Daniel Caffe, Wilhelm von Kaulbach, Peter Leig,
Hauptwerke von Georg de Marees, Oefele,
Schenau, Lorenz Strauch, Bernardo Strozzi, ein
Selbftporträt von Johann Heinrich Tifchbein.
Vivien und Januarius Zick mit drei vorzüglichen
Arbeiten. Miniaturen, englifche und franzöfifche
Farbliche fchließen fich an- ^en Befchluß bilden
die Textilien, darunter unter den Gobelins ein
flandrifcher von außerordentlicher Schönheit, lei-
der zertrennt, dann die bekannten Teppiche aus
der Schottenkirche zu Regensburg, eine große An-
zahl [ehr gut erhaltener orientalifcher Teppiche,
meift 18. und 19. Jahrhundert, und eine reich-
haltige Auswahl von Stoffen und Kiffen. Der
von Dr. Buchheit verfaßte Katalog mit 120 Licht-
drucktafeln ift zum Preife von M. 30.— durch
die Galerie Helbing, München, zu beziehen.

Stattgehabte Versteigerungen
WILHELM TRÜBNERS NÄCHLÄSS

Die Verweigerung des TrübnerfdienNachlaffes, die
am 4. und 5. Juni 1918 bei RUDOLPH LEPKEin
Berlin ftattfand und faßt 3 Millionen Mark er-
brachte, hat in den verfchiedenen Abteilungen
ganz verfchieden zu beurteilende Ergebniffe ge-
zeitigt, die vernünftigften in der Abteilung der
Gemälde aus Trübners Freundeskreis. Diebeften
der Leibi-Bilder haben zwar faft das Doppelte
des Taxpreifes erreicht (das Trübnerbildnis kaufte
Heinemann-München für 131000 M., den Kna-
benkopf Helbing-München für 75000 M. und
den Mann mit fchwarzem Bart der Berliner
Sammler Ackermann für 78000 M.), aber es
handelte fich da wirklich um hervorragende
Stücke. Weniger gerechtfertigt waren die 20000 M.
für die Leiblfcheri Hände, fonft aber find die Ge-
mälde diefer Abteilung im großen und ganzen
durchaus ihrer Qualität entfprechend bezahlt
worden, ja, man hatte fogar die Freude, daß
ein ganz namenlofes Tierbild es auf 1600 M.
brachte. Auch bei den Gemälden alter Meifter
waren die Preife den Qualitäten im allgemeinen
entfprechend, es gab keinerlei Überrafchungen.
Die festen erft ein, als die Bilder Trübners felbft
an die Reihe kamen. Man wird abzuwarten
haben, ob die Bevorzugung, die der Kunfthandel
(namentlich Arnold-Dresden, Haberftock-Berlin
und Möller-Breslau) dem jungen Trübner auf
Koften des späteren angedeihen ließen, fich als
endgültig erweifen wird. Haberftock zahlte:
56000 M. für Trübners Eltern, 43000 M. für die
Halbfigur eines Einjährigen, 41000 M. für das
Mädchen mit dem Pelzkragen, 42000 M. für die
Blondine mit Pelz und Hut, 20000 M. für das

Mädchen mit weißen Strümpfen, Möller-Bres-
lau 35000 M. für die Dame im Seffel, 30000 M.
für das Gemüfeftilleben, 41000 M. für dieRofen;
fonft gab man für die Selbftbildniffe in Dragoner-
uniform 31000 und 28000 M., für das Mädchen
mit Pelzkragen 41000 M., für den Knaben auf
dem Schaukelpferd 16500 M., für das Mädchen
hinter dem Vorhang 8500 M. (es war bei der
Äusftellung totgehängt), für die Landfchaft von
1873 25000 M., für die Brüßlerin 14000 M., den
Studenten Michaelis 32000 M. und für die wilde
Jagd 30000 M., felbft für den kleinen Hundekopf
(Nr. 30) wurden 15500 M. gezahlt. Nimmt man
an, daß diefe Preife fich doch beim Weiterverkauf
diefer Bilder noch fteigern müffen, fo fcheinen die
beteiligten Händler anzunehmen, daß der junge
Trübner allein einen Änfpruch auf den Namen
und Rang eines „Klaffikers“ hat. Denn für die
Landfchaften der fpäteren Zeit (allerdings waren
es nicht die heften) gab es nur zwifchen 20000
und 30000 M. Nur das Balkonzimmer bezahlte
Haberftock mit 41000 M. Aber die Berechtigung
diefer Preife ift, wie gefagt, doch wenigftens
fraglich. Ganz unberechtigt aber waren die
Preife, die ganz allgemein für die allerfchlech-
teften Stücke gezahlt wurden, Stücke, an denen
der Nachlaß nicht arm war, und in denen nicht
einmal mehr viel von dem handwerklichen
Können Trübners zu entdecken war. Daß Dinge
wie die fürchterlichen Apotheofen Wilhelms I. es
auf 10200, 9500 M., felbft in dem ärmlichften
Exemplar noch auf 5000 M. bringen konnten
daß für die Prometheusbilder 7100 und 12000 M
gegeben wurden, daß Köpfe wie das Mädchen
mit aufgelöftem Haar 4500 M., das Mädchen
mit blauem Gürtel gar 9600 M. kofteten, daß die
fchlechte kleine Skizze einer Amazone 8500 M.
eintrug, läßt fich fchlechterdings nur fo er-
klären, daß die faszinierende Macht des Namens
Trübner jede Regung der Kritik im Keime er-
ftickt hat. Gut, aber nicht übertrieben, wurden
die Reiterbildniffe bezahlt, die Erna von Holz-
haufen von Haberftock mit 34000 M., andere
zwifchen 12000 und 22000 M. Billig waren die
wenigen Gemälde von Alice Trübner.

Wir laffen nachftehend die einzelnen Ergeb-
niffe folgen.

Gemälde aus Trübners Freundeskreis.

Nr. 170, Th. Alt, Innenanficht eines Zimmers,
3100M.; Nr. 171, Derf., ebenfo, 1550M.; Nr. 172,
Derf., Studienkopf, 3000 M.; Nr. 173, Derf., Leibi
als Achilles, 4000 M.; Nr. 174, Derf., Wohn-
zimmer (Aquarell) 2700 M.; Nr. 175, Derf., Zim-
meranficht (Aquarell) 1050 M.; Nr. 176, Derf.,
Äpfel auf Zinnteller, 3050 M.; Nr. 177, A. v.
Bager, Mönch, predigend, 3000 M.; Nr. 178, H.

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