DIE SAMMLUNG LEO KIRCH IN CÖLN
flbb. 17. Petrus aus einer Ölberggrüppe aus der Gegend vom Bodenfee.
Auch das Klappaltärchen des Meifters Ulrich Gefer aus Bregentj fteht noch mit der
oberrheinifchen Kunft in Verbindung (Abb. 16). Das Klappaltärchen, deffen Schrein
vier vollrund gefchnittene Geftalten birgt, und auf deffen beiden Flügeln auf jedem
Felde außen und innen je eine Heiligengeftalt gemalt ift, ift namentlich in der Plaftik
von allerbefter Erhaltung. Es ift voll bezeichnet. Auf dem Sockel des Schreines findet
fich die alte Infchrift: Urrich Gefer Maler ze Bregen^ 1499.
Auf dem Rahmen der Flügel ftehen die Namen der Heiligen. Es find dargeftellt:
auf den Außenflügeln die hl. Katharina und Barbara, auf den Innenßügeln der hl.
Nikolaus und Theodor.
Daß diefes Klappaltärchen aus der Werkftatt eines Bildfchnifeers hervorging, der wohl
zugleich den malerifchen Schmuck der Flügel beforgte, fcheint aus der Güte der holz-
plaftifchen Arbeit fofort einzuleuchten. Dem Schreine gegenüber wirken die gemalten
Flügel wie handwerksmäßiges Mittelgut. Die Tafeln find alle gleich und kaum etwas
anderes als eine ungefchickte Überfettung einer polgchromierten Plaftik in die Fläche.
Keinerlei Wert ift gelegt auf die Raumbehandlung, kein Wert auch auf die Einordnung
der Einzelgeftalt in die Fläche. Jede Geftalt fteht in faft frontaler Stellung auf der
Mitte der Bildtafel, an den vorderen Rahmenrand dicht angefchloffen. Ihre rund-
plaftifche Wirkung wird mit zeichnerifchen Darftellungsmitteln nur dadurch unterftütjt,
daß der Boden in perfpektivifchen Linienzügen durch quadratifchen Fliefenbelag die
Raumtiefe andeutet und die mit großem, fpätgotifchem Rankenwerk gemufterte Rück-
fläche den Abfchluß des Raumes in der Tiefe kennzeichnet. Genau wie diefe Tafeln
der Flügel gemuftert find, ift auch der Grund des Schreines behandelt, von dem fich
die auf Einzeln fockein ftehenden vier völlig getrennt behandelten Geftalten der Heiligen
abheben.
Diefe vier kleinen Figuren find aus der Hand eines nicht unbedeutenden ober-
rheinifchen Meifters hervorgegangen. Sie find zweifellos mit großem Gefchick und
feinftem Gefühl für den Wert der Linie in den engen Rahmen des Schreines hinein-
komponiert, derart, daß die vielfältig bewegte und reizvoll abgeftufte Umrißlinie der
Geftalten aufs feinfte gegeneinander abgewogen erfcheint. So verbindet ein lebhafter
Linienrhythmus alle Geftalten miteinander und fichert der Kompofition die Gefchloffen-
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flbb. 17. Petrus aus einer Ölberggrüppe aus der Gegend vom Bodenfee.
Auch das Klappaltärchen des Meifters Ulrich Gefer aus Bregentj fteht noch mit der
oberrheinifchen Kunft in Verbindung (Abb. 16). Das Klappaltärchen, deffen Schrein
vier vollrund gefchnittene Geftalten birgt, und auf deffen beiden Flügeln auf jedem
Felde außen und innen je eine Heiligengeftalt gemalt ift, ift namentlich in der Plaftik
von allerbefter Erhaltung. Es ift voll bezeichnet. Auf dem Sockel des Schreines findet
fich die alte Infchrift: Urrich Gefer Maler ze Bregen^ 1499.
Auf dem Rahmen der Flügel ftehen die Namen der Heiligen. Es find dargeftellt:
auf den Außenflügeln die hl. Katharina und Barbara, auf den Innenßügeln der hl.
Nikolaus und Theodor.
Daß diefes Klappaltärchen aus der Werkftatt eines Bildfchnifeers hervorging, der wohl
zugleich den malerifchen Schmuck der Flügel beforgte, fcheint aus der Güte der holz-
plaftifchen Arbeit fofort einzuleuchten. Dem Schreine gegenüber wirken die gemalten
Flügel wie handwerksmäßiges Mittelgut. Die Tafeln find alle gleich und kaum etwas
anderes als eine ungefchickte Überfettung einer polgchromierten Plaftik in die Fläche.
Keinerlei Wert ift gelegt auf die Raumbehandlung, kein Wert auch auf die Einordnung
der Einzelgeftalt in die Fläche. Jede Geftalt fteht in faft frontaler Stellung auf der
Mitte der Bildtafel, an den vorderen Rahmenrand dicht angefchloffen. Ihre rund-
plaftifche Wirkung wird mit zeichnerifchen Darftellungsmitteln nur dadurch unterftütjt,
daß der Boden in perfpektivifchen Linienzügen durch quadratifchen Fliefenbelag die
Raumtiefe andeutet und die mit großem, fpätgotifchem Rankenwerk gemufterte Rück-
fläche den Abfchluß des Raumes in der Tiefe kennzeichnet. Genau wie diefe Tafeln
der Flügel gemuftert find, ift auch der Grund des Schreines behandelt, von dem fich
die auf Einzeln fockein ftehenden vier völlig getrennt behandelten Geftalten der Heiligen
abheben.
Diefe vier kleinen Figuren find aus der Hand eines nicht unbedeutenden ober-
rheinifchen Meifters hervorgegangen. Sie find zweifellos mit großem Gefchick und
feinftem Gefühl für den Wert der Linie in den engen Rahmen des Schreines hinein-
komponiert, derart, daß die vielfältig bewegte und reizvoll abgeftufte Umrißlinie der
Geftalten aufs feinfte gegeneinander abgewogen erfcheint. So verbindet ein lebhafter
Linienrhythmus alle Geftalten miteinander und fichert der Kompofition die Gefchloffen-
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