Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0255
DOI issue:
Heft 15/16
DOI article:Lüthgen, Eugen: Die Sammlung Leo Kirch in Cöln, [2]
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0255
DIE SAMMLUNG LEO KIRCH IN COLN
Abb. 19. Zwei Heilige. Weflfälifch.
nenden Madonna der Sammlung Kirch, wie in den bekannten Altären des Münfters
in Freiburg i. Br. in weniger auffälliger Weife geltend machte. Je weiter die Ent-
fernung von der italienifchen Grenze, um fo weniger ftark ift die Betonung der
äußeren Anmut und Schönheit. Als Werk, das diefe Zwifchenftufe deutfdier und
italienifcher Formung in fchönfter Weife gegen Ende des 15. Jahrhunderts verkörpert,
ohne fich in der Eigenwilligkeit des deutfchen gotifchen Empfindens von der charakte-
riftifchen Ausdrucksgeftaltung der Formanfchauung der romanifchen Raffe unterjochen
zu laffen, ift diefes datierte und bezeichnete Altärchen eine höchft bemerkenswerte
Arbeit.
Die kleine Geftalt eines fchlafenden Petrus gehört zu einer umfangreichen Gethfemane-
darftellung, wie fie häufig in der Malerei vorliegt, nach der Chriftus, höher ftehend
als die fchlafenden Jünger, zum Herrn betet, während Petrus, Jakobus und Johannes,
ftatt zu wachen, vom Schlafe überwältigt wurden (Matth. 22, 29—46) (Abb. 17). Einzel-
figuren diefer Darftellung haben fich des öfteren erhalten. Der Petrus der Sammlung
Kirch zeichnet fich durch die zierliche Kleinheit des Formats aus. Aber trofedem die
Geftalt miniaturhaft klein gebildet ift, hat fie nichts von kleinlicher Formgebung. Man
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Abb. 19. Zwei Heilige. Weflfälifch.
nenden Madonna der Sammlung Kirch, wie in den bekannten Altären des Münfters
in Freiburg i. Br. in weniger auffälliger Weife geltend machte. Je weiter die Ent-
fernung von der italienifchen Grenze, um fo weniger ftark ift die Betonung der
äußeren Anmut und Schönheit. Als Werk, das diefe Zwifchenftufe deutfdier und
italienifcher Formung in fchönfter Weife gegen Ende des 15. Jahrhunderts verkörpert,
ohne fich in der Eigenwilligkeit des deutfchen gotifchen Empfindens von der charakte-
riftifchen Ausdrucksgeftaltung der Formanfchauung der romanifchen Raffe unterjochen
zu laffen, ift diefes datierte und bezeichnete Altärchen eine höchft bemerkenswerte
Arbeit.
Die kleine Geftalt eines fchlafenden Petrus gehört zu einer umfangreichen Gethfemane-
darftellung, wie fie häufig in der Malerei vorliegt, nach der Chriftus, höher ftehend
als die fchlafenden Jünger, zum Herrn betet, während Petrus, Jakobus und Johannes,
ftatt zu wachen, vom Schlafe überwältigt wurden (Matth. 22, 29—46) (Abb. 17). Einzel-
figuren diefer Darftellung haben fich des öfteren erhalten. Der Petrus der Sammlung
Kirch zeichnet fich durch die zierliche Kleinheit des Formats aus. Aber trofedem die
Geftalt miniaturhaft klein gebildet ift, hat fie nichts von kleinlicher Formgebung. Man
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