Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0336
DOI issue:
Heft 19/20
DOI article:Grautoff, Otto: Die letzten französischen Massnahmen zum Schutz der Kunstdenkmäler
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FRANZÖSISCHE MASSNAHMEN ZUM SCHUTZ DER KUNSTDENKMALER
Äbb. 1. Verkleidung der Nike von Saraothrake im Louvre.
Illuftration vom 8. IV. 1918.
aus, die He für den Denkmalfchutj für brauchbar befindet. Jede Armee führt zufam-
menlegbare Ateliers (Abb. 2) mit fich, die ermöglichen, daß die höchften Glasfenfter inner-
halb 25 bis 30 Minuten abgenommen werden können. Alle demontierten Stücke werden
fofort inventaripert und photographiert, dann durch Militärwagen in eine fichere Etappe
transportiert. Dort werden fie verpackt und dann mit der Bahn weiter befördert, ln
einigen Etappenftationen find Reftaurationsateliers errichtet, in denen eilige Ausbeffe-
rungen fofort vorgenommen werden. In einer folchen Werkftatt ift z. B. die Marmor-
büfte: L’amour maternel, die in Arras durch ein Gefchoß in 65 Teile zerfplitterte,
wieder zufammengefügt worden. Seit dem Beftehen diefes Service des recherches et
des evacuations find mehr als 10000 Kunftwerke aus dem Befitj von Kirchen, Mufeen,
Gemeinden und Sammlern aus der Gefahrzone gerettet worden. Im Anfang weigerten
fich die Bürgermeifter, fich diefer Staatshilfe anzuvertrauen, jetjt aber hat fich diefe
Verwaltung das Vertrauen aller Intereffenten erworben.
Der Bepjj des kleinen Mufeums von Bailleul, das eine fchöne Sammlung von Por-
zellan und Keramiken, einige koftbare Möbel und Tapifferien fowie ein Gemälde von
Breughel befitjt, ift durch diefe Dienftftelle abtransportiert worden. Die Brüffeler Tep-
piche aus dem Palais de Justice in Montdidier pnd gerettet worden. Vor dem Einzug
der Deutfchen wurden der Altar, das Geftühl und die Glasfenfter der Kirche Lacon
im Pas de Calais entfernt. Das bleierne Kruzipx aus der Kirche in Savignies konnte,
während die Deutfchen die Kirche befchoffen, noch weggefchafft werden.
Äbb. 1. Verkleidung der Nike von Saraothrake im Louvre.
Illuftration vom 8. IV. 1918.
aus, die He für den Denkmalfchutj für brauchbar befindet. Jede Armee führt zufam-
menlegbare Ateliers (Abb. 2) mit fich, die ermöglichen, daß die höchften Glasfenfter inner-
halb 25 bis 30 Minuten abgenommen werden können. Alle demontierten Stücke werden
fofort inventaripert und photographiert, dann durch Militärwagen in eine fichere Etappe
transportiert. Dort werden fie verpackt und dann mit der Bahn weiter befördert, ln
einigen Etappenftationen find Reftaurationsateliers errichtet, in denen eilige Ausbeffe-
rungen fofort vorgenommen werden. In einer folchen Werkftatt ift z. B. die Marmor-
büfte: L’amour maternel, die in Arras durch ein Gefchoß in 65 Teile zerfplitterte,
wieder zufammengefügt worden. Seit dem Beftehen diefes Service des recherches et
des evacuations find mehr als 10000 Kunftwerke aus dem Befitj von Kirchen, Mufeen,
Gemeinden und Sammlern aus der Gefahrzone gerettet worden. Im Anfang weigerten
fich die Bürgermeifter, fich diefer Staatshilfe anzuvertrauen, jetjt aber hat fich diefe
Verwaltung das Vertrauen aller Intereffenten erworben.
Der Bepjj des kleinen Mufeums von Bailleul, das eine fchöne Sammlung von Por-
zellan und Keramiken, einige koftbare Möbel und Tapifferien fowie ein Gemälde von
Breughel befitjt, ift durch diefe Dienftftelle abtransportiert worden. Die Brüffeler Tep-
piche aus dem Palais de Justice in Montdidier pnd gerettet worden. Vor dem Einzug
der Deutfchen wurden der Altar, das Geftühl und die Glasfenfter der Kirche Lacon
im Pas de Calais entfernt. Das bleierne Kruzipx aus der Kirche in Savignies konnte,
während die Deutfchen die Kirche befchoffen, noch weggefchafft werden.