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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 21/22
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Uhde-Bernays, Hermann: Die Entwicklung der Impressionistischen Kunst in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0356

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DIE ENTWICKLUNG DER IMPRESSIONISTISCHEN KUNST IN DEUTSCHLAND

(Anficht von Dresden, Die Elbe bei
Dresden und einige der Wolken-
und Sonnenuntergangsftudien) er-
klingen in der farbigen Fülle der
nur um ihrer felbft willen optifch
aufgenommenen Impreffionen. Ca-
rus mit fünf fich mehr an Friedrich
anfchließenden kleinen Bildern und
Chriftian Friedridh Gille, diefer mit
feinen „Herbftbäumen“ aus dem
Jahre 1829 wiederum näher zu
Dahl rückend, vervollftändigen die
einheitliche Gruppe der Dresdener,
zu deren Ergänzung Kerftings
„Cafpar David Friedrich im Atelier“
geholt ward. Zur Rechten Ham-
burg, wo neben den feinen Land-
fchaften Jacob Genslers Wasmann
die Silhouette der „Schwefter am
Fenfter“ und die frifchbefchneiten
Dächer Merans mit den zarteften
Lichttönen umhellt und die Brüder
Speckter hanfeatifch trocken die
Bildniffe ihrer Angehörigen und
Freunde mit einem zur äußerften
Spitje der Wirklichkeitsbetonung
getriebenen Naturalismus malen —
zur Linken Berlin mit drei Ar-
Abb. 4. Spifcweg, Ankunft des Dampfers in Seeshaupt, beiten Blechens, deren Ruf bei ihrer

unfchlüfßg zwifchen Abhängigkeit
vom Motiv und koloriftifchem Bemühen eingezwängten Herbheit allzufehr von feines
großen Nachfolgers Menzel Kräften zehrt: kann man die Anfänge des Imprefponismus
in Deutfchland beffer aufzeigen?!

Menzel ift es allein gewefen, der die Erbfchaft Dahls mit rafchem Griff für fich
gewonnen und mit einer an jeglicher Realität unbarmherzig bewährten Tapferkeit
höchft einfeitig verwaltet hat. Die Gründlichkeit des deutfehen Meifters glaubte eben,
daß der Flügelfchlag des Genius mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks arbeite.
Schinkelfchen Geiftes und Schinkelfchen Fleißes ift im erften Jahrzehnt feines Schaffens
Menzel aufs innigfte verbunden der guten Tradition der Berliner Schule mit Krüger
und Hofemann. Er, der Große, und Wilhelm Leibi, der Größere, in ihrem abftrakten
Verhältnis zur Wirklichkeit pch als künftlerifche Charaktere zum Erftaunen ähnlich,
treten mehr als Naturalien denn als Impreffioniften auf, und Menzel gibt in feinen
Aquarellen und Zeichnungen die äußerfte Grenze an, bis zu welcher diefe Kunft zu
gehen vermag, ohne den Zufammenhang mit dem Lebendigen zu verlieren. Eine An-
zahl folcher Blätter, die zur Ausftellung nach Dresden gelangten, erhalten durch
die um 1848 entftandenen Gemälde „Der Künftler mit feinen Gefchwiftern im Atelier“
und „Der Kreuzberg bei Berlin“, womit die am Ende der erften Periode Menzels

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