Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0369
DOI Heft:
Heft 21/22
DOI Artikel:Feulner, Adolf: Das Bergungsmuseum in Valenciennes, [1]
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0369
DAS BERGUNGSMUSEUM IN VALENCIENNES
Äbb. 5. Jordaens, Piqueur und Meute.
von Tournai fehlt faft ganz. Aus Douai [tammt eine Maria mit dem Kind im Strahlen-
glanz, eine alte Teilkopie der Maria in der Glorie mit St. Petrus, St. Äuguftin und
Stifter im Mufeum zu Äix-en-Provence, dem Werk des Meifters vomFlemalle. Auch
Rogier van der Weyden ift nur in alten Kopien vertreten, einer gleichzeitigen Kopie
eines Porträts Philipps des Guten und einer fpäteren, veränderten Kopie der" Kreuz-
abnahme. Einem Brüffeler Meifter um 1500 fchreibt Friedländer ein Triptychon zu,
Maria mit dem Kind in einer Landfchaft mit gotifchen Häufern, auf den Flügeln zwei
große, mufizierende Engel. Bodenhaufen hatte es in die Umgebung von Gerard David
gefefjt, als entftanden in Brügge um 1505; das Mittelbild war in wenig veränderter
Wiederholung in der Sammlung Oppenheim. Von dem gleichen Meifter find auch
zwei Flügel eines Triptychons (aus Lille), die auf den Vorderfeiten die Halbfiguren
eines Stifters und einer Stifterin zeigen, in einer Landfchaft von ganz ähnlichem Cha-
rakter wie auf dem vorher genannten Triptychon. Aus dem frühen 16. Jahrhundert
ftammt die kleine, gefchickt gruppierte, aber in den Einzelheiten fchwächlidie An-
betung der Hirten, ein Werk des nach feinem Hauptwerk im Frankfurter Städtifchen
Mufeum benannten Meifters von Frankfurt. Man hat fich daran gewöhnt, die Werke
der einheimifchen Maler des jetjigen nördlichen Frankreichs von der altniederländifchen
Malerei abzutrennen und eine eigene, frankoflämifche Schule zu bilden, obwohl im
15./16. Jahrhundert, in der burgundifchen Zeit, wie unter der Regierung Maximilians
das wallonifche Flandern politifch wie auch kulturell von Frankreich abgefchloffen war.
Die künftlerifche Zufammengehörigkeit diefer frankoflämifchen Schule mit den Ält-
niederländern wird auch im Werke des Douaifer Malers Johan Bellegambe deutlich,
Der Cicerone, X. Jahrg., Heft 21/22.
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von Tournai fehlt faft ganz. Aus Douai [tammt eine Maria mit dem Kind im Strahlen-
glanz, eine alte Teilkopie der Maria in der Glorie mit St. Petrus, St. Äuguftin und
Stifter im Mufeum zu Äix-en-Provence, dem Werk des Meifters vomFlemalle. Auch
Rogier van der Weyden ift nur in alten Kopien vertreten, einer gleichzeitigen Kopie
eines Porträts Philipps des Guten und einer fpäteren, veränderten Kopie der" Kreuz-
abnahme. Einem Brüffeler Meifter um 1500 fchreibt Friedländer ein Triptychon zu,
Maria mit dem Kind in einer Landfchaft mit gotifchen Häufern, auf den Flügeln zwei
große, mufizierende Engel. Bodenhaufen hatte es in die Umgebung von Gerard David
gefefjt, als entftanden in Brügge um 1505; das Mittelbild war in wenig veränderter
Wiederholung in der Sammlung Oppenheim. Von dem gleichen Meifter find auch
zwei Flügel eines Triptychons (aus Lille), die auf den Vorderfeiten die Halbfiguren
eines Stifters und einer Stifterin zeigen, in einer Landfchaft von ganz ähnlichem Cha-
rakter wie auf dem vorher genannten Triptychon. Aus dem frühen 16. Jahrhundert
ftammt die kleine, gefchickt gruppierte, aber in den Einzelheiten fchwächlidie An-
betung der Hirten, ein Werk des nach feinem Hauptwerk im Frankfurter Städtifchen
Mufeum benannten Meifters von Frankfurt. Man hat fich daran gewöhnt, die Werke
der einheimifchen Maler des jetjigen nördlichen Frankreichs von der altniederländifchen
Malerei abzutrennen und eine eigene, frankoflämifche Schule zu bilden, obwohl im
15./16. Jahrhundert, in der burgundifchen Zeit, wie unter der Regierung Maximilians
das wallonifche Flandern politifch wie auch kulturell von Frankreich abgefchloffen war.
Die künftlerifche Zufammengehörigkeit diefer frankoflämifchen Schule mit den Ält-
niederländern wird auch im Werke des Douaifer Malers Johan Bellegambe deutlich,
Der Cicerone, X. Jahrg., Heft 21/22.
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