Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0377
DOI Heft:
Heft 21/22
DOI Artikel:Feulner, Adolf: Das Bergungsmuseum in Valenciennes, [1]
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DAS BERGUNGSMUSEUM IN VALENCIENNES
Hbb. 13. Camphuyfen, Ende der Jagd.
Schatten (Äbb. 8). Zwei flämifche Maler find noch zu erwähnen, die abfeits ftehen,
aus dem Schulbegriff der flämifchen Malerei herauszufallen fcheinen. Die Gemälde des
Zeitgenoffen und Mitarbeiters von Rubens, des Äntwerpeners Jan Coffiers weichen
in der dunklen, düfteren, auf ftarken Kontraften aufgebauten Farbengebung ganz vom
flämifchen Farbengefchmack ab, fo fehr, daß man die große Genrefzene, die wahr-
fagende Zigeunerin (wie die Wiederholung in der Münchener Pinakothek) als fpanifch
bezeichnet hat. Es ift der Einfluß Caravaggios, der hier noch nachwirkt. Mehr an
Rubens erinnert von dem gleichen Maler ein großes, pgniertes Ältarblatt, St. Niko-
laus, das unter den Beftänden des Liller Mufeums geblieben ift. Unter dem Einfluß der
Holländer fteht der Liller Wallerand Vaillant, deffen große Genrefiguren an Werke
von Maes erinnern; feine Porträts in öl find mühfamer als die bekannteren, mit großer
Gewandtheit ausgeführten Zeichnungen und Schabkunftblätter.
In der holländifchen Abteilung fehlen zwar die großen Hauptwerke. Die Sammlung
ift von gleichmäßig guter Qualität, fie enthält vor allem einige der beften Werke der
kleineren Meifter. Faft alle Bilder ftammen aus nordfranzöfifchem Privatbefit). In den
einheimifchen Privatfammlungen find auch heute noch die Holländer gut vertreten.
Das bedeutendfte Werk der Abteilung ift die lachende Frau von Frans Hals, die auch
Hille Bobbe benannt wurde (Abb. 9); es ift aber kaum das gleiche Modell dargeftellt, wie
auf dem bekannten Berliner Bild. In der glänzenden Erfaffung und fcharfen Charakte-
riftik des brutalen Typus, in der temperamentvollen Technik zeigt das Bild die bekannten
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Hbb. 13. Camphuyfen, Ende der Jagd.
Schatten (Äbb. 8). Zwei flämifche Maler find noch zu erwähnen, die abfeits ftehen,
aus dem Schulbegriff der flämifchen Malerei herauszufallen fcheinen. Die Gemälde des
Zeitgenoffen und Mitarbeiters von Rubens, des Äntwerpeners Jan Coffiers weichen
in der dunklen, düfteren, auf ftarken Kontraften aufgebauten Farbengebung ganz vom
flämifchen Farbengefchmack ab, fo fehr, daß man die große Genrefzene, die wahr-
fagende Zigeunerin (wie die Wiederholung in der Münchener Pinakothek) als fpanifch
bezeichnet hat. Es ift der Einfluß Caravaggios, der hier noch nachwirkt. Mehr an
Rubens erinnert von dem gleichen Maler ein großes, pgniertes Ältarblatt, St. Niko-
laus, das unter den Beftänden des Liller Mufeums geblieben ift. Unter dem Einfluß der
Holländer fteht der Liller Wallerand Vaillant, deffen große Genrefiguren an Werke
von Maes erinnern; feine Porträts in öl find mühfamer als die bekannteren, mit großer
Gewandtheit ausgeführten Zeichnungen und Schabkunftblätter.
In der holländifchen Abteilung fehlen zwar die großen Hauptwerke. Die Sammlung
ift von gleichmäßig guter Qualität, fie enthält vor allem einige der beften Werke der
kleineren Meifter. Faft alle Bilder ftammen aus nordfranzöfifchem Privatbefit). In den
einheimifchen Privatfammlungen find auch heute noch die Holländer gut vertreten.
Das bedeutendfte Werk der Abteilung ift die lachende Frau von Frans Hals, die auch
Hille Bobbe benannt wurde (Abb. 9); es ift aber kaum das gleiche Modell dargeftellt, wie
auf dem bekannten Berliner Bild. In der glänzenden Erfaffung und fcharfen Charakte-
riftik des brutalen Typus, in der temperamentvollen Technik zeigt das Bild die bekannten
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