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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 13/14
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Rundschau - Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0235

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SAMMLUNGEN o AUSSTELLUNGEN

des Fügerfchen Vorhanges im Burgtheater von
Waldmüller, ein „Garten Lenbachs“ vonPetten-
kofen, ein Selbftporträt Amerlings, vielleicht auch
eine — wenn auch kräftige — doch wenig be-
zeichnende frühe Bildnisftudie Lenbachs. Bei der
Güte und teilweifen Gefchloffenheit der vorhan-
denen Sammlungen der Wiener Größen Wald-
müller, Schwind, Fendi und Schindler war es
wohl berechtigt, pch auf gelegentliche Ergän-
zungen (fo ein Frühbildnis Waldmüllers) und auf
die Erwerbung von Handzeichnungen und Skizzen-
büchern zu verlegen. In diefer Richtung wurde
auch die Sammlung der Nazarener und Roman-
tiker (Genelli, Ferdinand und Friedrich Olivier,
Preller, Reinhart, Scheffer und Friedrich) aus-
geftaltet. Von dem bisher nicht vertretenen Karl
Rahl pnd zwei Ölporträts und mehrere meift
fehrakademifdie Kompoptionsentwürfe erworben.
Von Pettenkofen ift u. a. ein „Neapolitanifches
Bauernhaus“, von Romako eine kleine Ölfkizze
„Karneval in Venedig“ hervorzuheben, während
andere Bilder diefes Meifters an bereits vor-
handene Werke nicht heranreichen. Was die
neueren ausländifchen Meifter anlangt, fo ift es
ja damit in der Staatsgalerie, wie überhaupt in
Wien, fehr fchlecht beftellt. Durch die mehr
hiftorifierende Richtung, die nun auch in der ehe-
maligen „Modernen Galerie“ vorherrfchend wurde,
ift auch dort die Möglichkeit zurückgedrängt, die
für Wien fo notwendige Kenntnisnahme der aus-
ländifchen Kunftbewegungen auch dem größeren
Publikum und den lernenden Künftlern zu ver-
mitteln. Da muß es als ein Mißgriff bezeichnet
werden, fchwächere und wenig maßgebende
Werke anerkannter Größen zu erwerben, wie
dies bei einem Äquarellftilleben von Cezanne
gefchehen ift. Als ein erftklaffiges Stück da-
gegen darf ein Porträt „Hans Marbach“ von
Marees anerkannt werden, von deffen Hand
auch einige Zeichnungen vorliegen. Ein „Junger
Hirte“ von Ribot bepßt vorzügliche Qualitäten,
ein kleines Bild „Gaukler vor dem Zelte“ er-
gänzt einigermaßen die in der Galerie bisher
nur durch den „Sancho Panfa“ vermittelte Vor-
ftellung von der Eigenart Daumiers. — Zieht
man die durch den Krieg hervorgerufenen un-
günpigen Marktverhältniffe und die befonderen
Schwierigkeiten im Wiener Galeriewefen in Be-
tracht, fo wird man der Tätigkeit des jungen
Direktors, dem auch der öfterreichifdie Staats-
galerieverein und weitere Kreife der Öffentlich-
keit zur Seite ftanden, gebührende Anerkennung
zollen müffen. H. G.

AUSSTELLUNG EN

BERLIN Bei CASSIRER hat Hans Purr-
mann eine Gefamtausftellung feiner Werke ver-

anftaltet, die den Eindruck beftätigt, den ein-
zelne, gelegentlich gezeigte Arbeiten hervor-
riefen: daß hier eine ftarke und perfönlicbe
Begabung am Werke ift. Es find Landfchaften,
Stilleben, Bildniffe, beginnend mit fdiweren,
fatten, dunklen Arbeiten in ausgefprochen im-
prefßoniftifchem Stil, von großer Formgebung.
Allmählich haben pch dann, unter dem Einßuß
der fpät- und nachimprefponiftifdien franzö-
fifchen Kunft, die Farben gelichtet, find heller
und reiner geworden, und hier ift wenigftens
der Einßuß von Matiffe, den die kurze bio-
graphifdie Notiz des Kataloges befonders be-
tont, zu fpüren. Sonft fteht aber Purrmann
ganz felbftändig da. Er hat nichts von der
dekorativ-ßächenhaften Art des Franzofen, fon-
dern geftaltet durchaus räumlich mit einer ftarken
Konftruktivität des Aufbaus, der allerdings immer
von der Farbe, feiten von der Form bedingt
wird. Geht die Entwicklung mit derfelben Un-
beirrbarkeit weiter, wie fie bisher verlief, fo
hat man noch viel zu erwarten.

Das „GRAPHISCHE KABINETT“ (J. B. Neu-
mann) hat feinen Buchladen an den Kurfürften-
damm, unterhalb feiner Äusftellungsräume, ver-
legt, und zeigt an den hellen Wänden des neuen
Raumes eine Überficht über die neuere
deutfehe Graphik. Von Liebermann bis
Großmann und zu den Jüngpen ift jeder mit
einigen charakteriftifchen Proben vertreten, dar-
unter nicht wenige Namen, die man durch Neu-
mann zum erften Male kennengelernt hat. Das
junge, experimentell fo glückliche Unternehmen
ift nun fchon ein fefter und gern gefehener Be-
ftandteil des Berliner Kunftlebens geworden.
Man kann ihm nichts Befferes wünfehen, als daß
es die alte Gepnnung, die opferfreudige Ent-
deckungsluft und den feinen Spürpnn fginer An-
fänge pch bewahre. — In den Äuspellungs-
räumen des erften Stockes zeigt Chriftian Rolfs
eine große Zahl feiner Gemälde. Auch er, wie
Purrmann, eine durchaus eigene Erfcheinung,
auch er ganz auf die Farbe gepellt, die in ihrer
Glut und Schönheit, auch in ihrer Selbftherrlich-
keit immerfort an alte Glasfenper denken läßt.
Man kann hier nicht von dekorativen Tendenzen
fprechen, da alles nur dem Ausdruck, der Dar-
stellung des feelifchen Erlebniffes dient. Aber
man kann auch nicht diefe Kunft, wie das liebe-
volle Vorwort Fregers betont, als expre|ßoniftifch
kennzeichnen. Es ift eine Kunft, aus der eine
Perfönlichkeit von ftarker und eigener Prägung
fpricht, und pe überzeugt durch die Notwendig-
keit des Schaffens, die man überall durchfpürt.

H. Fr.

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