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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 4
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Rademacher, Franz: Die ottonische Keramik Kölns
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0189

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Die ottonische Keramik Kölns
Mit zwölf Abbildungen auf vier Tafeln Von FRANZ RADEMACHER
DIE mittelalterliche Keramik ist von kunsthistorischer Seite bisher sehr
stiefmütterlich behandelt worden. Es liegt dies zum großen Teil an dem
Material selbst, das im allgemeinen nur wenig Anreiz bietet, sich näher mit
ihm zu beschäftigen. In bezug auf Gefäßform und Schmuckmotive erscheint
es in der Tat vielfach primitiv, ja roh, so daß man sich wohl für berechtigt
hielt, die keramische Produktion des Mittelalters einfach zu übergehen. Und
doch hätte man dem allenthalben ja in genügender Menge zutage kommenden
Material schon deshalb mehr Aufmerksamkeit widmen sollen, weil es unter
Umständen als Hilfsmittel für die Altersbestimmung etwa von Bau- oder Wall-
anlagen1 von großer Bedeutung sein kann, da es infolge seines unverwüst-
lichen Charakters auch dort sich erhielt, wo andere Zeugnisse dem Zahn der
Zeit erlagen.
Eine solche Bedeutung kann die mittelalterliche Keramik allerdings nur dann
für sich in Anspruch nehmen, wenn eine Möglichkeit besteht, das Material
nach technischen oder stilistischen Merkmalen in zeitlicher Abfolge zu zer-
legen, um so eine gesicherte chronologische Handhabe zu gewinnen. Wie
weit dieses Ziel überhaupt erreichbar ist, läßt sich heute noch nicht erkennen.
Sicherlich sind wir von ihm noch weit entfernt, ist doch für manche Gebiete
bisher kaum ein Anfang gemacht. Aber so gleichartig die mittelalterlichen
Töpfergefäße auch zunächst erscheinen, und so sicher ist es, daß einzelne
Typen sich jahrhundertelang fast unverändert erhalten, es läßt sich doch fest-
stellen, wie bestimmte Gefäßtypen aufkommen und verschwinden bzw. sich
verändern, d. h. eine entwicklungsgeschichtliche Linie ist auch hier zu ver-
folgen. Diese in ihrem Verlauf immer klarer hervortreten zu lassen, wird mit der
fortschreitenden Einzelforschung sicher gelingen. Von einer einheitlichen
Entwicklung in ganz Deutschland kann hierbei naturgemäß keine Rede sein,
da die Grundlagen in den einzelnen Gebieten sehr verschiedene sind. Zwischen
den beiden Polen der linksrheinischen und ostelbischen Keramik liegen zahl-
reiche Varianten.
Von besonderer Bedeutung ist das entwicklungsgeschichtliche Moment für
die mittelalterliche Keramik des Niederrheins. Hier steht auf der einen Seite
die hochentwickelte Töpferkunst der Römer, die in Köln eines ihrer Zentren
besaß, auf der anderen Seite der Aufschwung der Steinzeugfabrikation im
späten Mittelalter. Eine Zeitspanne von fast einem Jahrtausend liegt zwischen
beiden Perioden. Selbst wenn die keramischen Erzeugnisse dieser Zeit für sich
gar kein Interesse beanspruchen könnten, wäre ihre Kenntnis schon deswegen
sehr erwünscht, um zu verfolgen, ob und in welcher Form sich ein Weiter-
leben römischer Elemente in der mittelalterlichen Keramik feststellen läßt,
und wie weit andererseits die Wurzeln zurückreichen für den erneuten Auf-
schwung am Ende des Mittelalters.
Zeitlich ungefähr in der Mitte dieses Jahrtausends stehend, bildet die
ottonische Keramik eine in sich geschlossene Gruppe von ausgesprochener
Eigenart. Gegenüber ihren Vorstufen ist eine sichere Scheidung möglich. Die
niederrheinischen Erzeugnisse der Töpferkunst aus der Völkerwanderungszeit
und der fränkischen Periode bis gegen Ende des achten Jahrhunderts zeigen
1 Man denke nur an die jahrhundertelang sich haltende Sitte der Einmauerung von
Töpfen in Baufundamente.
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Per Cicerone, XVII. Jahrg., Heft 4

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