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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 10
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Basler, Adolphe: Pariser Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0531

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Pariser Ausstellungen
Mit sechs Abbildungen auf drei Tafeln Von ADOLPHE BASLER
Impressionisten (Durand-Ruel) / Die großen Bahnbrecher des 19. Jahr-
hunderts (Paul Rosenberg) / Der Salon der Unabhängigen (Alix, Gromaire,
L. A. Moreau, Signac, Utrillo, Konrad Kickert, Kars, Valadon, Metzinger, Survage,
Utter, Goerg, Severini, Pequin, Hernandez, Gimond, Gargallo usw.) / Helmuth
Kolle (Galerie Pierre) / Der Matrose Emile Pajot (Galerie Pierre) / Zadkin
(Galerie Barbazanges) / Loutchansky (Galerie Vavin-Raspai‘1) / Der Bildhauer
Diederich und die in Paris lebenden amerikanischen Künstler (Galerie
Briant-Robert) / Die deutschen Künstler in Paris / Rouault und der Ex-
pressionismus / Vollard / Leopold-Levy (Galerie Barbazanges) / Iser
(Galerie Devambez) / Louise Hervieu (Galerie Bernheim-Jeune) /
Die jungen Maler der Galerie Vavin-Raspa’il
DEN Malern und Freunden der Malerei geben die Galerien Durand-Ruel
und Paul Rosenberg eine nützliche Lehre; die erste stellt in ihren neuen
Räumen der Avenue Friedland die eigenen Bilder der impressionistischen
Schule aus; die zweite vereinigt unter dem Titel: „Les grandes influences du
XIXe siede“ einige Meisterwerke von Corot, Delacroix, Manet, Re-
noir, Cezanne, Van Gogh, Monet, Pissaro, Sisley, Seurat. Die
von den Impressionisten geschaffenen Wunderwerke scheinen schon so fern,
daß auch sie, wenn man ihnen Delacroix, Corot, Daumier zugesellt, der
Würde musealer Meisterwerke teilhaftig werden. Kommt es daher, daß
„Loge“ von Renoir einen Vergleich mit Raphael weckt oder daß die „Blumen“
von Van Gogh (Privatsammlung Bernheim-Jeune) für 1 Million Francs ver-
sichert wurden (der von einem Liebhaber gebotene Preis von 500000 Francs
wurde abgelehnt). Oder entzückt uns der Impressionismus immer mehr, weil
wir jetzt keine so gute Malerei mehr zu sehen bekommen? Corot erscheint
uns immer prachtvoller, aber das impressionistische Wunder wirkt um so
stärker, als wir seit mehreren Jahren in einer tristen Malerei versinken. Im
Gegensatz dazu erinnert man sich der heroischen Kämpfe des Impressionis-
mus, dieser befreienden Bewegung, die durch ihren Glanz jede andere Mal-
weise zum Erlöschen brachte. Das Endresultat sind die lichtüberstrahlten,
märchenhaften Flächen Claude Monets, die Raumtiefen Cezannes, die Atmo-
sphäre, die Manets Formen im Gleichgewicht hält.
Das Licht! diese große Errungenschaft des 19. Jahrhunderts verlöscht in
den Werken der jungen Künstler. Der „Salon des Independants“ dieses Jahres
liefert in dieser Hinsicht einen traurigen und überzeugenden Beweis. Der
Salon hat den Vorzug, die Tendenzen einer leidenschaftlichen Jugend vor-
zuführen und verdient deshalb unsere ganze Sympathie. Der Kubismus, sagte
neulich D. de Segonzac, ist wie ein langer Tunnel, der den Blick der jungen
Maler trübt. Das Ende des Tunnels ist noch nicht abzusehen. Die von Segon-
zac eingeführte schwarze Malweise dauert an, wenn sie auch ein wenig
lichtet. Wir sehen den talentvollen Gromaire, dem wir unsere ganze Sym-
pathie schenkten, in einer Formel befangen. Sein Wunsch nach Volumen
um des Volumens willen erzeugt ein Bild ohne jede Atmosphäre, das eher
einem einfarbigen Basrelief gleicht als einer Fläche, die die Vorstellung
von Raum gibt. Seiner lastenden Vision des Krieges fehlt es an Intensität.
Gromaire liebt Seurat und bewundert Daumier und Rouault, so sollte er be-
greifen, daß das Licht die Bildeinheit bei Seurat herstellt und das Helldunkel,

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