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Komplexes durchaus gelungen; vermittels
großer Detailaufnahmen aus den Plänen des
Cartaro und Tempesta gibt er eine ge-
naue Vorstellung von der Lage dieser zum
Teil verschwundenen Monumente. Auch
hier hat das Archiv von S. Bernardo aus-
giebig zu Rate gezogen werden müssen.
Wir haben es daher mit einer sehr ach-
tenswerten wissenschaftlichen Leistung und
einem wichtigen Beitrag zur Geschichte
der Topographie der Stadt Rom zu tun.
Als gute wissenschaftliche Arbeiten sind
die Monographien Cecchellis über S. Co-
stanza und S. Agnese und des Padre Tauri-
sano über S. Sabina anzusprechen. Cec-
chellis Text zeugt von eindringender Kennt-
nis des Materials und geht über das bloße
Referieren der älteren Literatur weit hinaus.
Eigenen Ansichten des Verfassers begeg-
nen wir bei der Gründungsgeschichte von
S.Agnese; klug und beachtenswert sind
seine Ansichten über die Restauration der
Kirche im ig. Jahrhundert, (p. ig.) Tauri-
sano hat mit ausgezeichneter Kenntnis von
S. Sabina ein liebevolles Bildnis -der jetzt
in ihrer alten Form wiederhergestellten Ba-
silika auf dem Aventin gegeben, das auf
den grundlegenden Forschungen Berthiers,
dem das Büchlein gewidmet ist, basiert.
Die an S. Sabina angrenzende Kirche auf
dem Aventin, S. Alessio wird von ihrem
Rektor, dem P. Luigi Zambarelli, beschrie-
ben.
S. Maria Maggiore, die ehrwürdigste der
römischen Basiliken, ist von den Schülern
Venturis Emilio Lavagnino und Vittorio
Moschini gemeinsam behandelt worden.
Denn die Geschicke, die diese Kirche im
Laufe der Jahrhunderte durchgemacht hat,
sind so außerordentlich und die Kunst-
werke, die sie heute in sich birgt, so ver-
schiedenartig, daß ein einzelner Gelehrter
kaum über die nötigen Spezialkenntnisse
verfügt, hier alles ins einzelne zu verfolgen.
So hat sich Lavagnino mit den mittelalter-
lichen und Renaissancemonumenten be-
faßt, während Moschini die Arbeiten des
Barocks verfolgt. Das Ergebnis dieser Zu-
sammenarbeit ist durchaus erfreulich: der
Leser hat durchaus das Gefühl von kun-
diger Hand durch die Monumente geleitet
zu werden. Allerdings ist es kaum möglich,
auf so kleinem Raum einen solchen Kos-
mos wie S. Maria Maggiore wirklich zu er-
schöpfen.
Über die Illustrationen soll hier im Zu-
sammenhang gesprochen werden. Da ge-
rade in Rom die Kirchen unerschöpfliche
Kunstschätze bergen, bleibt das Hauptver-
dienst der Serie ihr Abbildungsschatz, denn
in den bis jetzt veröffentlichten Bänden
dürften sich wohl schon an 500 Abbildun-
gen finden. Wir finden frühchristliche, mit-
telalterliche, Renaissance- und Barockmo-
numente, aber nicht in den verbrauchten
Klischees der üblichen Illustrationswerke
der letzten Jahre. Vielmehr sind viele Auf-
nahmen von dem Verleger Sansaini eigens
für diesen Zweck gemacht worden. Beson-
ders reichhaltig sind die Abbildungen für
das Gebiet des Barock, das man erst jetzt
eingehender zu durchforschen beginnt. Es
genügt S. Carlo, S. Andrea della Valle,
S. Maria Maggiore, aber auch S. Agnese
und S. Sabina daraufhin anzusehen.
Der Eindruck, den diese Hefte hinter-
lassen, ist ein durchaus erfreulicher. Man
kann nur den Wunsch aussprechen, daß
sich das Programm der Reihe in vollem
Umfang verwirklichen lassen möge, so daß
wir einmal in einigen hundert solcher Bän-
de die sämtlichen römischen Kirchen in gu-
ter wissenschaftlicher Bearbeitung und in
ausreichenden Abbildungen vor uns hätten.
Der Verlag hat begonnen, daneben eine
zweite Reihe von Monographien über die
römischen Paläste herauszugeben, als de-
ren erste eine Studie von Emilio Lavagnino
über die Cancellerie erschienen ist. Es wird
sich Gelegenheit bieten, an dieser Stelle
auch über diese Reihe zu berichten.
Ludwig Schudt.
RUSSISCHE KUNSTLITERATUR
Die Jussupoff - Galerie / Annalen
der Smolensker Museen / Bulletin
des „Museums der Schönen Künste“.
Die Jussupoff-Galerie in Leningrad, eine
Gründung des überreichen Fürsten Niko-
laj Borissowitsch Jussupoff im letzten
Viertel des 18. Jahrhunderts, die dann von
ihm selbst und seinen Nachkommen wei-
ter ausgebaut und igig von der Sowjetre-
gierung nationalisiert wurde, existiert jetzt
nicht mehr in ihrer früheren Gestalt. Ihr
einstiger Clou, die beiden herrlichen Rem-
brandtbildnisse, sind, wie bekannt, vom
letzten Besitzer an Mr. Widener in Phila-
delphia verkauft worden und eine ganze
Reihe sonstiger wertvoller Gemälde ist nun-
mehr in andere, russische Museen, letzthin
auch nach Moskau, überführt worden. Ge-
rade eben erscheint nun ein wuchtiger
Großquartband, betitelt „Die Jussupoff-
Galerie, Französische Schule1“, in
dem Ssergej Ernst einen erschöpfenden
Katalog sämtlicher Gemälde französischer
Meister der Sammlung, chronologisch ge-
ordnet, gibt, von denen ca. 130 in großen
Tafeln reproduziert sind.
1 Herausgegeben vom Komitee zur Popularisierung
von Kunstbüchern“. Leningrad 1924.
873
Komplexes durchaus gelungen; vermittels
großer Detailaufnahmen aus den Plänen des
Cartaro und Tempesta gibt er eine ge-
naue Vorstellung von der Lage dieser zum
Teil verschwundenen Monumente. Auch
hier hat das Archiv von S. Bernardo aus-
giebig zu Rate gezogen werden müssen.
Wir haben es daher mit einer sehr ach-
tenswerten wissenschaftlichen Leistung und
einem wichtigen Beitrag zur Geschichte
der Topographie der Stadt Rom zu tun.
Als gute wissenschaftliche Arbeiten sind
die Monographien Cecchellis über S. Co-
stanza und S. Agnese und des Padre Tauri-
sano über S. Sabina anzusprechen. Cec-
chellis Text zeugt von eindringender Kennt-
nis des Materials und geht über das bloße
Referieren der älteren Literatur weit hinaus.
Eigenen Ansichten des Verfassers begeg-
nen wir bei der Gründungsgeschichte von
S.Agnese; klug und beachtenswert sind
seine Ansichten über die Restauration der
Kirche im ig. Jahrhundert, (p. ig.) Tauri-
sano hat mit ausgezeichneter Kenntnis von
S. Sabina ein liebevolles Bildnis -der jetzt
in ihrer alten Form wiederhergestellten Ba-
silika auf dem Aventin gegeben, das auf
den grundlegenden Forschungen Berthiers,
dem das Büchlein gewidmet ist, basiert.
Die an S. Sabina angrenzende Kirche auf
dem Aventin, S. Alessio wird von ihrem
Rektor, dem P. Luigi Zambarelli, beschrie-
ben.
S. Maria Maggiore, die ehrwürdigste der
römischen Basiliken, ist von den Schülern
Venturis Emilio Lavagnino und Vittorio
Moschini gemeinsam behandelt worden.
Denn die Geschicke, die diese Kirche im
Laufe der Jahrhunderte durchgemacht hat,
sind so außerordentlich und die Kunst-
werke, die sie heute in sich birgt, so ver-
schiedenartig, daß ein einzelner Gelehrter
kaum über die nötigen Spezialkenntnisse
verfügt, hier alles ins einzelne zu verfolgen.
So hat sich Lavagnino mit den mittelalter-
lichen und Renaissancemonumenten be-
faßt, während Moschini die Arbeiten des
Barocks verfolgt. Das Ergebnis dieser Zu-
sammenarbeit ist durchaus erfreulich: der
Leser hat durchaus das Gefühl von kun-
diger Hand durch die Monumente geleitet
zu werden. Allerdings ist es kaum möglich,
auf so kleinem Raum einen solchen Kos-
mos wie S. Maria Maggiore wirklich zu er-
schöpfen.
Über die Illustrationen soll hier im Zu-
sammenhang gesprochen werden. Da ge-
rade in Rom die Kirchen unerschöpfliche
Kunstschätze bergen, bleibt das Hauptver-
dienst der Serie ihr Abbildungsschatz, denn
in den bis jetzt veröffentlichten Bänden
dürften sich wohl schon an 500 Abbildun-
gen finden. Wir finden frühchristliche, mit-
telalterliche, Renaissance- und Barockmo-
numente, aber nicht in den verbrauchten
Klischees der üblichen Illustrationswerke
der letzten Jahre. Vielmehr sind viele Auf-
nahmen von dem Verleger Sansaini eigens
für diesen Zweck gemacht worden. Beson-
ders reichhaltig sind die Abbildungen für
das Gebiet des Barock, das man erst jetzt
eingehender zu durchforschen beginnt. Es
genügt S. Carlo, S. Andrea della Valle,
S. Maria Maggiore, aber auch S. Agnese
und S. Sabina daraufhin anzusehen.
Der Eindruck, den diese Hefte hinter-
lassen, ist ein durchaus erfreulicher. Man
kann nur den Wunsch aussprechen, daß
sich das Programm der Reihe in vollem
Umfang verwirklichen lassen möge, so daß
wir einmal in einigen hundert solcher Bän-
de die sämtlichen römischen Kirchen in gu-
ter wissenschaftlicher Bearbeitung und in
ausreichenden Abbildungen vor uns hätten.
Der Verlag hat begonnen, daneben eine
zweite Reihe von Monographien über die
römischen Paläste herauszugeben, als de-
ren erste eine Studie von Emilio Lavagnino
über die Cancellerie erschienen ist. Es wird
sich Gelegenheit bieten, an dieser Stelle
auch über diese Reihe zu berichten.
Ludwig Schudt.
RUSSISCHE KUNSTLITERATUR
Die Jussupoff - Galerie / Annalen
der Smolensker Museen / Bulletin
des „Museums der Schönen Künste“.
Die Jussupoff-Galerie in Leningrad, eine
Gründung des überreichen Fürsten Niko-
laj Borissowitsch Jussupoff im letzten
Viertel des 18. Jahrhunderts, die dann von
ihm selbst und seinen Nachkommen wei-
ter ausgebaut und igig von der Sowjetre-
gierung nationalisiert wurde, existiert jetzt
nicht mehr in ihrer früheren Gestalt. Ihr
einstiger Clou, die beiden herrlichen Rem-
brandtbildnisse, sind, wie bekannt, vom
letzten Besitzer an Mr. Widener in Phila-
delphia verkauft worden und eine ganze
Reihe sonstiger wertvoller Gemälde ist nun-
mehr in andere, russische Museen, letzthin
auch nach Moskau, überführt worden. Ge-
rade eben erscheint nun ein wuchtiger
Großquartband, betitelt „Die Jussupoff-
Galerie, Französische Schule1“, in
dem Ssergej Ernst einen erschöpfenden
Katalog sämtlicher Gemälde französischer
Meister der Sammlung, chronologisch ge-
ordnet, gibt, von denen ca. 130 in großen
Tafeln reproduziert sind.
1 Herausgegeben vom Komitee zur Popularisierung
von Kunstbüchern“. Leningrad 1924.
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