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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 17
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0906

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Das 17. Jahrhundert repräsentiert, neben
einigen akademischen Künstlern, haupt-
sächlich Claude Lorrain mit vier Land-
schaften. Aus der folgenden Epoche sind
acht Bouchers, vier Fragonards und
zwei Lancrets zu nennen mit einer rei-
chen Gefolgschaft von kleineren Meistern.
Dem Geschmack des Gründers der Galerie
scheinen besonders Gr e uze, Boilly, Hu-
bert Robert und der älteste der Ve r n e t s ,
Claude Joseph, gelegen zu haben, denn
diese Künstler — die beiden letztem er-
freuten sich überhaupt in Rußland großer
Beliebtheit — sind mit nicht weniger als je
10 bis 15 Werken vertreten. Fesselnd ist
auch die Gruppe der Franzosen, welche
längere oder kürzere Zeit in Rußland tätig
waren und von denen Tocque, die Vi-
gee-Lebrun (vier Porträte), Le Prince,
der jüngere Lagrenee, die beiden Swe-
bachs u. a. zu nennen sind. —
Dem eigentlichen Katalog hat S. Ernst
noch einen kurzen Abriß der Geschichte
der Jussupoff-Galerie beigefügt und aus de-
ren Archiv eine Reihe interessanter Brie-
fe von Vernet, Greuze, David, Swe-
bach-D esf ontain es, Guerin u. a. au
den Fürsten N. B. Jussupoff publiziert. —
Schon mehrfach hatte ich Gelegenheit,
in meinen bibliographischen Notizen und
Berichten zu betonen, wie sehr erwünscht
Publikationen russischer Provinzmuseen
stets sind, welche über den meist unbe-
kannten Bestand der letzteren Kunde brin-
gen. Dies gilt auch für das Hefti der „An-
nalen der staatlichen Museen in
Smolensk“ (Smolensk 1924). Aus dem In-
halt des illustrierten Bandes sei vor allem
auf den Aufsatz von N. A. Jablonskij
über die Holländer in der Gemäldegalerie
des „Smolensker Museums für Kunst und
Altertümer“ hingewiesen. Ca. 25 Gemälde
holländischer Meister des 17. Jahrhunderts
sind hier zusammengestellt und abgebil-
det, darunter bezeichnete Landschaften
von Jan Both, Berchem, J. Asselyn
und J. H. Roß, zwei Genrebilder des J.
Molenaer, Frauenbildnisse von Fr. Mie-
ris d. Ä. und Joh. Mijtens, sowie ein ele-
gantes Doppelporträt des Eglon van der
N e er. —
Eine italienische Trecento-Madonna im
„Historisch-Ethnographischen Museum“zu
Smolensk, die einst von der Fürstin Te-
nischeff für 20000 Rubel erworben war und
jetzt nach Moskau überführt werden soll,
behandelt J. M. Choseroff, während S.
D. Schirajeff zwei umfassende Aufsätze
über die Barockbauten Smolensks und die
Holzkirchen im weißrussischen Smolens-
ker Gebiet bringt. Dabei erweist sich, daß

die Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale in Smo-
lensk (Usspenskij Ssobor), dessen Bau be-
reits Ende des 17. Jahrhunderts begonnen,
die aber erst in den dreißiger Jahren des
folgenden Jahrhunderts vollendet wurde,
ihren Baumeister in Anton Schädel (An-
ton Iwanowitsch Sch.) hatte, was archivale
Angaben bezeugen. Zweifellos handelt es
sich hier um den Sohn jenes Gottfried
Schädel, der 1713 zusammen mit Andreas
Schlüter nach Petersburg kam, daselbst, in
Oranienbaum und später in Kiew verschie-
dene Bauten ausführte und 1752 in Kiew
starb. —
Keines der Moskauer Museen besaß bis-
her periodisch erscheinende Bulletins und
Berichte nach der Art so vieler europäi-
scher und amerikanischer Museen, und das
soeben erschienene Hefti eines derartigen
Bulletins, des „Museums der Schönen
Künste“, unter dem Titel „Shisn Muse-
ja“, will diesem Mangel abhelfen. Das illu-
strierte Heft bringt Aufsätze aus der Feder
des Direktors N. Romanoff und des Ku-
stoden A. Efross über die Reorganisation
und Aussichten des Museums, ferner Mit-
teilungen über dessen Tätigkeit und Neu-
erwerbungen. Zwei der letzten — das
Chalcedonsiegel des Perserkönigs Arta-
xerxes und der Marmortorso einer Venus
aus der ehemaligen Sammlung Chwosch-
tschinskij in Rom — werden von W. Schi-
lejko und N. Schts ch er b ak of f genau-
er behandelt. Hoffentlich ist dem neuen
Bulletin lange Dauer und ein regelmäßiges
Erscheinen beschieden. P. E.
Verschiedenes
DIE STÄTTE DES ÖKUMENI-
SCHEN CONCILS VON 451
In einem Garten Cadiköj, einem Villen-
vorort Konstantinopels, ist man bei einer
Straßenerweiterung auf Grundmauern,
Stufen und marmorne Säulenschäfte gesto-
ßen, die im Schutt vergraben lagen. Die
Ruinen erstrecken sich bis jetzt auf eine
Ausdehnung von 30 Meter. Große, wenig
behauene Werkstücke, die dazwischen lie-
gen, scheinen der vorhellenistischen Epo-
che anzugehören, doch kann man über den
Stil noch nichts Genaues sagen, weil noch
keine Kapitäle gefunden sind.
Auf einem Marmorfragment jedoch be-
findet sich ein Kreuzesarm, der von by-
zantinischen Ornamenten umrahmt ist. Da-
her wird man annehmen können, daß hier
eine Kirche oder ein Kloster dieser Epoche
gefunden wurde, wenn auch erst nur ein
Teil, vielleicht das Peristyl, denn die Säu-
len sind nicht allzu hoch und der Grund-

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