Der schöne Leuchter
ENTWURF: FRITZ AUG. BREUHAUS. »HANGELEUCHTER«
zu sein. Der Einbildungskraft des Künstlers
und der zwingenden Gewalt des Handwerks
entwunden, findet es in seiner Welt sein um-
grenztes Sein. Und es trägt den Adel in sich
verhaftet, einem schönen Gedanken und einer
liebevoll tätigen Hand entsprungen zu sein.
Unergründlich ist die Formenfülle, aus der
Fr. A. Breuhaus Neues und immer wieder Neues
erhebt. Die Abbildungen geben Einiges wieder.
Da ist zunächst ein glänzender Lichtkörper. In
Spiralen schmiegen sich die metallenen Bänder
umeinander. Sie erinnern an die Architektur
eines Brustkorbs. Wie in der Architektur eines
Brustkorbs sind die Organe der belebenden
Funktion — die Achse mit den Glühbirnen hier
— umhegt von dem auch in der Form genial
erfundenen Aufwand an festem Gliedwerk.
Durch diese überzeugende Geometrie dringt
das Licht von innen heraus, unbehindert und
frei und sieghaft.
Wo immer es sich auffangen läßt, Fr. A. Breu-
haus gibt es durstigen Behältern zu trinken.
Ob in einem schlichten Wandarm, einer vor-
nehmen Laterne, oder in kleinen Schalen, die
um eine Achse schweben, wie Blüten um einen
Stamm, oder in einem Zelt aus zarter Seide,
unter gläsernen Hüllen, in metallenen Kelchen:
es findet sein Bett. Dieses Geborgensein hat
etwas Beglückendes. Es teilt sich dem Raum
mit, dem Raum, in dem es die Herberge gefun-
den. Denn wie eine Raumschöpfung von der
andern sich scheidet, so ist mit ihrer Seele auch
der Leuchter verschieden. Das Spiel der Pro-
portionen, die Kurven und Schatten des Orna-
ments, der farbige Klang und — mitten in die-
sem Haushalt — Kostüm und Maske; alles das
wechselt durch eine Flucht von Zimmern oft
und beharrlich in seinen Launen und Leiden-
schaften. Jede Szenerie verlangt aus einer an-
dern Kelter das Licht zu empfangen. Keine
Möglichkeit bleibt ungenutzt. Quecksilberröhre,
Glühbirne wurden ebenso eingestellt in diese
stille und raffinierte Maschinerie, wie die gold-
warme und kapriziöse Wachskerzenflamme.
Wahllos einen beliebigen Leuchter in den
Wohnraum zu tragen, ist genau so sinnwidrig,
wie das wahllos auf einer Auktion erstandene
und in den Wohnraum versetzte Bild. Das gute
Bild ist ohne Architektur nicht denkbar. Und
auch der schöne Leuchter ist im großen Zusam-
menhang ein Ding, das seine Voraussetzung und
sein Echo hat. Wollte Gott, unsre Maler alle
— wir denken hier nicht an die Artisten, die
sich so nennen — wären von der Liebe zum
Ding und seiner Welt so beseelt, wie Breuhaus
es ist. Um die neue Sachlichkeit brauchten wir
uns dann nicht zu sorgen! wf.rnher uttthaus.
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ENTWURF: FRITZ AUG. BREUHAUS. »HANGELEUCHTER«
zu sein. Der Einbildungskraft des Künstlers
und der zwingenden Gewalt des Handwerks
entwunden, findet es in seiner Welt sein um-
grenztes Sein. Und es trägt den Adel in sich
verhaftet, einem schönen Gedanken und einer
liebevoll tätigen Hand entsprungen zu sein.
Unergründlich ist die Formenfülle, aus der
Fr. A. Breuhaus Neues und immer wieder Neues
erhebt. Die Abbildungen geben Einiges wieder.
Da ist zunächst ein glänzender Lichtkörper. In
Spiralen schmiegen sich die metallenen Bänder
umeinander. Sie erinnern an die Architektur
eines Brustkorbs. Wie in der Architektur eines
Brustkorbs sind die Organe der belebenden
Funktion — die Achse mit den Glühbirnen hier
— umhegt von dem auch in der Form genial
erfundenen Aufwand an festem Gliedwerk.
Durch diese überzeugende Geometrie dringt
das Licht von innen heraus, unbehindert und
frei und sieghaft.
Wo immer es sich auffangen läßt, Fr. A. Breu-
haus gibt es durstigen Behältern zu trinken.
Ob in einem schlichten Wandarm, einer vor-
nehmen Laterne, oder in kleinen Schalen, die
um eine Achse schweben, wie Blüten um einen
Stamm, oder in einem Zelt aus zarter Seide,
unter gläsernen Hüllen, in metallenen Kelchen:
es findet sein Bett. Dieses Geborgensein hat
etwas Beglückendes. Es teilt sich dem Raum
mit, dem Raum, in dem es die Herberge gefun-
den. Denn wie eine Raumschöpfung von der
andern sich scheidet, so ist mit ihrer Seele auch
der Leuchter verschieden. Das Spiel der Pro-
portionen, die Kurven und Schatten des Orna-
ments, der farbige Klang und — mitten in die-
sem Haushalt — Kostüm und Maske; alles das
wechselt durch eine Flucht von Zimmern oft
und beharrlich in seinen Launen und Leiden-
schaften. Jede Szenerie verlangt aus einer an-
dern Kelter das Licht zu empfangen. Keine
Möglichkeit bleibt ungenutzt. Quecksilberröhre,
Glühbirne wurden ebenso eingestellt in diese
stille und raffinierte Maschinerie, wie die gold-
warme und kapriziöse Wachskerzenflamme.
Wahllos einen beliebigen Leuchter in den
Wohnraum zu tragen, ist genau so sinnwidrig,
wie das wahllos auf einer Auktion erstandene
und in den Wohnraum versetzte Bild. Das gute
Bild ist ohne Architektur nicht denkbar. Und
auch der schöne Leuchter ist im großen Zusam-
menhang ein Ding, das seine Voraussetzung und
sein Echo hat. Wollte Gott, unsre Maler alle
— wir denken hier nicht an die Artisten, die
sich so nennen — wären von der Liebe zum
Ding und seiner Welt so beseelt, wie Breuhaus
es ist. Um die neue Sachlichkeit brauchten wir
uns dann nicht zu sorgen! wf.rnher uttthaus.
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